Angels - Meine Rache waehrt ewig
aufzuarbeiten, was sie nun sofort hintanstellte. »Denken Sie, es ist eine der jungen Frauen vom All Saints College? Dass unser Täter sie schnappt, eine Zeitlang noch leben lässt und sie schließlich umbringt und die Leichen entsorgt?«, sagte sie. Sie fühlte sich bestätigt, aufgeregt, und gleichzeitig war ihr schlecht. Auch sie hatte gehofft, dass die Mädchen einfach abgehauen waren, aber als sie auf das Foto mit dem Armstumpf blickte, wusste sie es besser. Sie konnte nur beten, dass in dem Szenario, das sie sich gerade ausmalte, ein paar Mädchen am Leben geblieben waren.
Vielleicht gefoltert.
Mit Sicherheit traumatisiert.
Aber am Leben.
Del runzelte die Stirn, sein Kiefer war angespannt. »Bislang gibt es noch nicht viele Antworten. Immerhin ist es ja auch möglich, dass der Arm keiner der All-Saints-Studentinnen gehört.«
Portia schnaubte. Ihr Bauch sagte ihr, dass dieser Arm Tara, Monique oder Rylee gehörte. Die einzige junge Frau, zu der er nicht passte, war Dionne, weil sie eine Schwarze war. Der Arm auf dem Foto gehörte einem weißen Mädchen. Einem Mädchen, das pflaumenfarbenen Nagellack mochte.
»Wenn er sie tötet, warum weist der Arm dann nicht mehr Anzeichen von Verwesung auf?«
»Keine Ahnung, aber es sieht nicht nach absichtlicher Verstümmelung aus. Der Arm ist abgerissen und zerbissen wie von einem Alligator.«
Portias Eingeweide zogen sich zusammen. Nichts von dem, was sie sich vor ihrem inneren Auge vorstellte, sah gut aus.
»Der Gerichtsmediziner nimmt an, dass das auf das Konto des Alligators geht, doch in seinem Verdauungssystem waren keine weiteren Leichenteile zu finden. Wir haben das überprüft.«
»Was führt Sie dann zu der Annahme, dass dieser Arm einer der All-Saints-Studentinnen gehört?«
»Laut der Abteilung für vermisste Personen ist hier in letzter Zeit kein anderes weißes Mädchen als vermisst gemeldet worden – nur ein paar in New Orleans. Ich habe bereits die Krankenhäuser vor Ort überprüft, aber da hat sich niemand mit einem fehlenden Arm blicken lassen, egal, ob nach einem Unfall mit einem hungrigen Alligator oder sonst was. Aber eins ist merkwürdig: das Erste, was dem Gerichtsmediziner auffiel, war, dass kein Blut in dem Arm war.«
»Vielleicht ist es ausgelaufen, als der Arm abgetrennt wurde.«
»Hm. Der Gerichtsmediziner sagt, der Arm sei post mortem abgetrennt worden.«
»Könnte es in den Magen des Alligators geflossen und mit der Zeit vom Wasser oder der Magensäure verdünnt und abgebaut worden sein?«
»Der Gerichtsmediziner hat das gründlich überprüft«, sagte Del, aber er klang, als hätte er Zweifel.
»Wie sieht es mit besonderen Kennzeichen aus?«, fragte Portia. »Monique hatte einen gebrochenen Finger, der linke Zeigefinger, eine alte Verletzung vom Softball. Wenn die Finger intakt sind, sollte sich das nachweisen lassen. Tara hatte meines Wissens ein Tattoo auf dem Arm.« Portia rollte ihren Stuhl näher an den Computerbildschirm. Ihre Finger flitzten über die Tastatur. Die Dateien über die vermissten Mädchen erschienen. Eine Sekunde später las sie ihm die Informationen vor, die sie über Tara Atwater zusammengetragen hatte. »Ja, hier ist es: ein gebrochenes Herz, aber Mist, das Tattoo ist auf ihrem rechten Arm.«
»Was ist mit den anderen?«
»Ich sehe mal nach.« Portia ging die Aufzeichnungen durch. »Da muss doch irgendetwas sein«, sagte sie und suchte ungeduldig nach einem Hinweis auf die Identität des Mädchens. »Sie haben sicher Fingerabdrücke genommen?« Portia deutete mit dem Kinn auf das Foto mit dem abgetrennten Arm.
»Wir haben’s versucht. Aber selbst wenn wir einen annehmbaren Abdruck bekommen, ist es durchaus möglich, dass wir keine Abdrücke von den Mädchen zum Vergleich haben.«
»Ein paar sind in den Akten festgehalten, wegen Drogengeschichten … Ja, hier haben wir’s schon … Dionne und Monique sind als Jugendliche mal festgenommen und vor Gericht gestellt worden. Dionne hat eine Tätowierung mit einem Kolibri und Blumen auf dem Rücken. Mit Sicherheit weist eines der Mädchen ein besonderes Kennzeichen an der linken Hand auf …«
»Ich dachte, ich hätte Sie gebeten, den Fall auf sich beruhen zu lassen«, sagte Del Vernon, als sie eine ihrer Dateien schloss.
»Es ist doch gut für uns beide, dass ich mich darüber hinweggesetzt habe.«
Er grinste tatsächlich! Dieser ewig grimmig dreinschauende, auf Contenance bedachte Mensch warf ihr ein rasches, aber deshalb nicht weniger sexy
Weitere Kostenlose Bücher