Angels - Meine Rache waehrt ewig
wogte ihr schwarzer Pelzmantel.
Kristi hatte überlegt, Marnie Gages Namen zu erwähnen, doch dann hatte sie sich dagegen entschieden. Vielleicht konnte sie mit Marnie reden. Nicht sie ausquetschen, sondern sich bei ihr einschmeicheln. Schließlich hatte ihr Plan, in den inneren Kreis der »Vampirsekte« vorzudringen, bislang nicht funktioniert. Nicht nur Ariel, sondern nun auch Lucretia mieden sie wie die Pest.
Die Kirchturmglocken läuteten und unterbrachen ihre Gedanken. Der Priester eilte die Stufen hinunter, um das Tor für sie aufzuhalten. »Seien Sie vorsichtig«, flüsterte er leise. »Gott sei mit Ihnen.«
Sie drehte sich um, aber er lief bereits in Richtung Kirche, und ihr blieb keine Zeit, ihm nachzurennen. Sie setzte den Helm auf, schwang sich aufs Rad und trat fest in die Pedale. Der kalte Regen wurde heftiger, trommelte aufs Pflaster und lief ihr in den Kragen. Auf dem Weg zum Diner hallte Vater Mathias’ Warnung in ihrem Kopf wider.
Was hatte der Geistliche ihr sagen wollen? Offensichtlich versuchte er, sie zurückzuhalten. Aber es steckte noch mehr dahinter, das wusste sie, Geheimnisse, die er nicht preisgeben würde.
Ihr Herz raste wie verrückt, als sie sich vom Fahrrad schwang und es an einem Pfosten absperrte. Sie nahm den Helm ab und wischte sich den Regen vom Gesicht. Dann lief sie hinein – und mitten ins Chaos. Das Bard’s Board war überfüllt. Leute warteten auf einen freien Tisch, die Köche schufteten wie verrückt, die Bedienungen nahmen Bestellungen auf oder eilten mit Tellern zwischen den Tischen hindurch, die Hilfskellner räumten die frei gewordenen Tische ab.
Ein Herd hatte am vergangenen Abend den Geist aufgegeben, und einer der Bratenköche, der sich für einen geborenen Handwerker hielt, versuchte ihn zu reparieren. Mit dem Kopf im Ofen kniete er davor und versperrte mit seinen riesigen Füßen den schmalen Durchgang, so dass jeder über ihn hinwegklettern musste.
Kristi band sich die Schürze um, wusch sich die Hände und schnappte sich ihren Block. Sie hatte jetzt keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was im Wagner House vor sich ging.
»Zum Glück bist du hier!« Ezma fegte mit einem Tablett voller Wassergläser vorbei. »Die Neuen kommen einfach nicht hinterher.«
»Ich dachte, ich bin eine der Neuen.«
»Ich rede von Frick und Frack«, sagte Ezma atemlos. »Sie sind völlig nutzlos.« Sie warf den beiden Bedienungen einen Blick zu. Einer der beiden, Frick, war ein großer dürrer Junge, der nicht älter aussah als sechzehn und in Wirklichkeit Finn hieß. Frack war ein Mädchen um die zwanzig mit rosigen Wangen, kleinen braunen Löckchen und mit Kurven, die sie gern zur Schau stellte. Ihr richtiger Name war Francesca, aber er passte nicht zu ihr. Sogar während der hektischen Stoßzeit nahm sich Frick-Finn die Zeit, mit ihr zu flirten, und Frack-Francesca machte begeistert mit, ohne auf ihre Tische zu achten.
Kristi las die Speisekarte mit den Tagesspezialitäten. »Ist das alles?«, fragte sie und stellte fest, dass ein paar der beliebteren Gerichte wie Crêpes mit Shrimps, Krabbenpuffer und Langusten-Étouffée von der Tafel gewischt waren. Die Kreidestriche ihrer shakespearischen Namen waren noch sichtbar.
»Wegen des kaputten Ofens müssen wir uns auf die Sachen beschränken, die einfacher zubereitet werden oder gedünstet werden können. Biete die Jambalaya und die Seewolfpuffer an.«
»Okay.«
»Kann ich einen sauberen Tisch bekommen?«, fragte die Empfangsdame, die für die Plazierung der Gäste zuständig war, gehetzt. Sie stand ein paar Schritte von ihrem Empfangspult an der Eingangstür entfernt, vor der sich die wartende Kundschaft drängte. »Was ist mit der Dreizehn? Oder der Elf? Manche Gäste warten schon seit einer halben Stunde!«
»Bin schon dabei.« Miguel, einer der Hilfskellner, sammelte die schmutzigen Teller, Gläser und das Besteck ein, noch bevor Kristi ihre Schürze zugebunden hatte.
Francesca entdeckte Kristi und setzte sofort eine vorwurfsvolle Miene auf. »Es wird wirklich Zeit, dass du auftauchst«, meckerte sie. »Dieser Morgen war ein Albtraum, das sage ich dir«, sagte sie. Mit geröteten Wangen knotete sie ihre Schürze auf. Der Ausschnitt ihrer Bluse gab den Blick auf ihren Spitzen- BH und den Spalt zwischen ihren Brüsten frei. »Leute mit Kindern – und wenn ich Kinder sage, meine ich
Babys –,
und das Trinkgeld war miserabel. Grauenhaft. Ich hätte zu Hause bleiben und mich krankmelden sollen.« Sie stopfte die
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