Angels - Meine Rache waehrt ewig
des Alters: Fältchen um die Lippen, Krähenfüße, ein faltiges Dekolleté, ein schlaffer Bauch trotz strenger gymnastischer Übungen wie Klappmesser und Sit-ups, trotz Hanteltraining und Cardioworkout. Es gab nur eine dünne Grenze zwischen fit sein und schlank oder einfach dürr. Bei ihr stach kein Knochen hervor, ihre Muskulatur war ausgezeichnet, ihre Haut nach wie vor straff und weiß wie Sahne, ihre Brustwarzen fest und dunkel. In ihrem glänzenden schwarzen Haar fanden sich keine grauen Strähnen.
Noch nicht.
Aber das Alter, das wusste sie, war ein gnadenloser Feind. Doch obwohl sie zusätzlich jede Menge Cremes benutzte, war sie noch nicht so weit gegangen, ernsthaft eine Schälkur oder ein Laserpeeling in Erwägung zu ziehen.
Das war auch nicht nötig, denn schließlich hatte sie ihr ganz persönliches Anti-Aging-Mittel. Jetzt, da sie ihre makellose Haut genauestens betrachtet hatte, kam sie ihr beinahe perfekt vor. Jugendlich. Ein selbstgefälliges Lächeln trat auf ihr Gesicht. Sie war nicht als Schönheit auf die Welt gekommen, im Gegenteil: Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter sie ein »hässliches« Baby genannt hatte. Ihr Kopf war verformt, ihre Augen zu groß, ihr Haar ungleichmäßig und ihr Körper schwächlich. Doch aus einem unansehnlichen Kleinkind und einem unbeholfenen Mädchen war ein Teenager geworden, der den Jungen und Männern den Kopf verdreht hatte.
Es war genau dieses Gefühl – die Macht, die ihr ihre Schönheit verlieh –, das sie nicht missen wollte. Aus diesem Grund hatte sie sich schlaugemacht, und es war ihr klargeworden, dass das Alter sie zerstören würde, ihren Genen und sämtlichen äußerlichen Hilfsmitteln zum Trotz. Ihre Augen würden ihren Glanz verlieren, und es würden sich Tränensäcke bilden, ihre Haut würde die Elastizität einbüßen, ihre Brüste schlaff und wabbelig werden.
Es sei denn, sie fand einen Weg, sich dem entgegenzustellen.
Sie hatte von ihrer Ahnin Elisabeth Bathory gewusst, solange sie denken konnte, und war fasziniert von der Gräfin gewesen.
Die Geschichte war, kurz gesagt, die, dass sich Elisabeth, die offenbar reif fürs Irrenhaus gewesen war, große Sorgen um die Vergänglichkeit ihrer legendären Schönheit gemacht hatte. Außerdem hatte die Gräfin Gefallen daran gefunden, andere zu foltern und zu quälen, und eines Tages schlug sie ein Dienstmädchen so fest, dass Blut aus dessen Arm quoll. Elisabeth war noch mehr außer sich geraten, bis sie bemerkte, dass die Haut, über die das Blut geflossen war, jünger und schöner aussah als die umliegende. Von dem Tag an fand Elisabeth immer grausamere Möglichkeiten, für ihren persönlichen Gebrauch an das Blut anderer Menschen zu gelangen.
Offensichtlich war die Frau geistesgestört gewesen. Eine durchgedrehte Sadistin.
Ein typischer Fall aristokratischer Inzucht.
Kein Wunder.
Natürlich waren viele der Geschichten und Legenden um die »Blutgräfin« nicht belegt, darunter auch das Baden in Blut. Dass sie Greueltaten an Dutzenden junger Mädchen begangen hatte, stand außer Frage, und schließlich war sie des Mordes überführt und lebenslänglich in ihrer Burg eingemauert worden. Diejenigen, die ihr geholfen hatten, waren nicht so glimpflich davongekommen.
Doch es war genau diese Legende, das Baden im Blut der Bauernmädchen und letztlich auch Elisabeth Bathorys adelige Abstammung, die diese neue Elizabeth faszinierten.
Selbst wenn die Geschichten in den vergangenen Jahrhunderten immer mehr ausgeschmückt und der Gräfin immer bizarrere Grausamkeiten unterstellt worden waren – die Theorie, was das Blut jüngerer Frauen betraf, war nicht nur faszinierend, sie schien auch begründet zu sein.
Hatte sie das nicht selbst unter Beweis gestellt?
Elizabeth beugte vor dem Spiegel den Nacken und drehte sich langsam im hellen Licht.
Waren nicht die Anzeichen von Cellulite an den Oberschenkeln nach den ersten mit Blut angereicherten Bädern verschwunden? Genau wie die Besenreiser in der Beuge ihres rechten Knies?
Natürlich. Ihre rechte Kniebeuge war seidenglatt, nicht die kleinste Ader war zu sehen.
Elizabeth war so überzeugt von der verjüngenden Wirkung, der stärkenden Kraft des Blutes, dass sie um ein Haar bereitwillig in eine Wanne mit dem Blut von Vlads Nichtigen getaucht wäre.
Aber nein!
Bei dem Gedanken sah sie ihr Spiegelbild zurückzucken. Es war eine Sache, ihren Körper in dem Blut gebildeter junger Mädchen zu baden. Elizabeth nahm nicht an, dass sie
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