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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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kroch.

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    6.
    D ie Doppeltüren des Studentenwerks schlossen sich hinter Lucretia, dann öffneten sie sich wieder und ließen einen Schwung pitschnasser lachender und plaudernder Studenten ein, die zur Theke eilten, um ihre Bestellung aufzugeben.
    Ohne Zeit zu verschwenden, schnappte sich Kristi ihr Notebook und ihre Handtasche, dann eilte sie hinaus und die Stufen hinunter. Die Kirchturmuhr schlug elf. »Großartig«, murmelte sie und bemerkte, dass nur noch wenige Leute auf dem Campus unterwegs waren.
    Weil jeder schon in seinem Seminarraum ist.
    Selbst Lucretia, die nur wenige Augenblicke vor Kristi gegangen war, war nirgendwo mehr zu sehen, als hätte sie sich vor dem wolkenverhangenen Himmel in Luft aufgelöst.
    Kristi hetzte einen gepflasterten Fußweg entlang, der um die kleine Kirche und Wagner House herumführte, das zweihundert Jahre alte Gebäude, in dem einst die Familie Wagner gelebt hatte, die das Land für die Errichtung des College gestiftet hatte. Jetzt war das herrschaftliche dreigeschossige Haus mit den hohen Fenstern, den Wasserspeiern an den Dachüberhängen und den Gauben im Satteldach ein Museum, in dem es angeblich spukte.
    Kristi eilte an dem schmiedeeisernen Zaun vorbei, der das Haus vom Campus trennte, und nahm eine Abkürzung. Sie bog um die Ecke – und stieß auf einen hochgewachsenen, ganz in Schwarz gekleideten Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand. Er hatte eine Hand über die Stirn gelegt, als schirmte er seine Augen vor dem Regen ab. Er war in ein Gespräch mit jemandem vertieft. Als sie schnellen Schrittes vorbeiging, erhaschte sie einen Blick auf den weißen Priesterkragen unter seinem kantigen, grimmig dreinblickenden Gesicht. Er sprach mit einer zierlichen Frau in einem viel zu großen Mantel. Sie hatte ihm ihr Gesicht zugewandt und senkte ihre Stimme, als Kristi vorbeieilte, aber Kristi erkannte Lucretias Freundin Ariel. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie trug eine Büchertasche, und ihre Brille war voller Regentropfen, dennoch erkannte Kristi, dass sie kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
    »Ich … ich dachte nur, Sie sollten das wissen, Vater Tony«, sagte Ariel und zog sich die Kapuze über den Kopf.
    Vater Tony.
Der Geistliche, dem Irene Calloway vorgeworfen hatte, »zu hip« zu sein. Kristi hatte seinen Namen im Vorlesungsverzeichnis gefunden, wo er als Vater Anthony Mediera aufgeführt war. Auch in den Informationsbroschüren über das All Saints College war der Geistliche mit seiner Soutane und einem stillen Lächeln abgebildet, wie er mit großen Augen in die Kamera schaute. Nun blickten ebendiese blauen Augen finster und wachsam drein. Sein Kiefer war angespannt, seine schmalen Lippen vor Ärger zusammengepresst.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er mit einem leichten italienischen Akzent und sprach ebenfalls leiser, als er Kristi bemerkte. »Ich werde mich darum kümmern. Versprochen.«
    Ariels Lächeln war ängstlich und voller Bewunderung, doch dann fiel ihr Blick auf Kristi, und sie schien sie zu erkennen. Augenblicklich änderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie eilte davon, als hoffte sie, Kristi hätte sie nicht bemerkt.
    Kristi zuckte mit den Schultern. Was immer Ariel Vater Tony anvertraut hatte, es ging sie nichts an.
    Endlich erreichte sie Adam’s Hall und rannte zwei Stufen auf einmal nehmend zum Eingang hinauf. Dann hetzte sie in den ersten Stock, wo die Türen ihres Seminarraums bereits geschlossen waren.
    Verdammt,
dachte sie und öffnete die Tür so leise wie möglich.
    Die Fenster waren mit dickem schwarzem Samt verhängt, und der rechteckige Seminarraum wurde von ein paar künstlichen Kerzen erleuchtet. Ein großer Mann stand auf dem Podium. Ihr Herz setzte beinahe aus, als er sie mit fast schwarzen Augen anstarrte und dann auf die Uhr über der Tür blickte.
    Sie fand einen freien Platz und versuchte, sich davon zu überzeugen, dass er sie nicht mit Augen wie glühende Kohlen angeblickt hatte, dunkel und bedrohlich. Das musste am Licht gelegen haben und an ihrer eigenen blühenden Fantasie. Und daran, dass der Seminarraum in ein Gruselkabinett verwandelt worden war und das Bild, das ein Beamer an die Tafel hinter dem düster wirkenden Mann warf, Bela Lugosi als Dracula zeigte, mit weißem Hemd und schwarzem Umhang.
    Belas Foto verschwand und wurde durch ein anderes Bild ersetzt, auf dem eine furchteinflößende, geifernde Kreatur mit nadelspitzen Zähnen und bluttriefenden Lippen abgebildet war.
    »Vampire

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