Angels of the Dark: Verruchte Nächte
diamantenbesetzter Kronleuchter hing. Die Wände waren mit feinstem Samt bezogen, die Fenster aus satiniertem Glas mit kunstvoll drapierten weißen Vorhängen. Dahinter war … Sie war sich nicht sicher, sah nichts als Schwärze durch die Scheiben. Auf dem Mahagoni-Fußboden lagen mehrere dicke Teppiche in Pastelltönen.
Der Raum war so riesig, dass er in mehrere Bereiche aufgeteilt war. Neben einem Schlafbereich gab es eine Sitzgruppe, die aus einer halbkreisförmigen Couch mit Blumenmuster und drei dazu passenden Sesseln bestand, die um einen quadratischen Glastisch herum angeordnet waren. Auch eine Küche gab es. Auf dem Esstisch stand eine Kristallvase mit einem üppigen frischen Blumenstrauß, dessen herrlicher Duft die Luft erfüllte.
Was das Schlafzimmer anging, fasste dort derselbe geraffte Stoff wie an den Fenstern das riesigste Bett ein, das sie je gesehen hatte.
Bett . Düster hallte das Wort in ihrem Kopf wider, eine Erinnerung an all das, was einem dort widerfahren konnte … Und jetzt war sie mit ihrem Gegner allein.
Steh da nicht so blöd rum. Wehr dich!
Mit der Kraft eines erneuten Adrenalinstoßes riss Annabelle den Arm hoch und schlug ihrem Entführer die geschwolleneFaust aufs Auge. Endlich ließ er die Arme fallen, und sie wirbelte herum, um ihm gegen den Kehlkopf zu schlagen und ihn außer Gefecht zu setzen. Ihr gegenüber stand Koldo, doch als seine Identität bei ihr ankam, war es schon zu spät, ihre Bewegung zu stoppen. Schon rasten ihre Hände auf ihn zu, die vergessenen Messer auf seine Halsschlagadern gerichtet. Damit würde sie ihn bis zum Rückgrat durchbohren.
Er musste mit dem Angriff gerechnet haben, denn er bog den Oberkörper zurück, außer Reichweite.
Danke, Gott, schon wieder. Aber so richtig . Schwer ließ sie die Arme sinken. „Tut mir leid, hab ich nicht gewusst und konnte nicht mehr aufhören. Wo ist Zacharel?“ In einem einzigen Atemzug sprudelten die Worte aus ihr heraus.
„Steck zuerst deine Waffen weg“, befahl er. Noch immer kochte in seiner Stimme eine tief verwurzelte Wut, die er nicht verbergen konnte, wahrscheinlich nicht einmal verbergen wollte . Pure Emotion, die für nichts anderes Platz ließ.
„Okay. Ja.“ Auch wenn sie keine Angst vor ihm hatte – na ja, jedenfalls nicht viel –, hämmerte ihr das Herz gegen die Rippen, als sie versuchte, ihm zu gehorchen. Doch was sie auch versuchte, ihre Finger blieben unbeweglich um die Messergriffe gekrümmt. Sie waren zu geschwollen, um sie zu bewegen.
„Weib! Jetzt.“
„Ich kann nicht“, sagte sie mit brechender Stimme. Er hatte schon bewiesen, dass er alles tun würde, um seinen Freund zu beschützen. Wie zum Beispiel eine fremde Frau durch den Wald schleudern, nachdem er ihr die Handgelenke gebrochen hatte. „Meine Hände machen da nicht mit.“
Vom Bett her ertönte ein Stöhnen, das sofort ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Die reinweißen Decken gerieten in Bewegung, erinnerten sie plötzlich an einen heftigen Schneesturm.
Nein, das waren keine Decken, erkannte sie. Zacharel. Er lag mitten auf dem Bett. Sie hatte ihn übersehen, weil sein Gewand weiß war. Irgendwie war das Blut in den paar Minuten ihrer Trennung verschwunden. Hastig stürzte sie auf ihn zu.
Koldo streckte einen Arm aus und bremste sie.
Kampfbereit hob sie die Messer, ungeachtet der Tatsache, dass sie auf derselben Seite standen, doch er benutzte seine freie Hand, um die Waffen aus ihren Fingern zu schälen. Erst dann trat er beiseite. Sie krabbelte aufs Bett und versuchte, dabei nicht ihre Hände zu belasten. Vorsichtig, ganz vorsichtig, um nur ja nicht die Matratze ins Schaukeln zu bringen.
„Ich bin hier, und ich werde so lange über dich wachen, wie ich kann“, versprach sie mit sanfter Stimme, als sie bei Zacharel war. Zu ihrem Erstaunen wurde er wieder ruhig. „Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange das sein wird“, fügte sie mehr an Koldo gerichtet hinzu. „Ich ziehe die Dämonen an, und offenbar finden sie mich, wo immer ich auch bin. Noch einen Angriff wirst du nicht überstehen. Nicht in diesem Zustand.“
Seine Flügel waren immer noch gebrochen, und jetzt, wo das Blut fort war, konnte sie mehrere Stellen sehen, an denen ihm Federn fehlten. Kalkweiß war er, die einzige Farbe in seiner Haut waren die dunklen Schatten unter seinen Augen. In seiner Unterlippe klaffte ein scharf umrissenes Loch. Ein Ast musste sich bis in sein Zahnfleisch gebohrt haben.
„Wieso bin ich ohne einen Kratzer
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