Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Und damit sie, die Frau ohne Hände, als Zacharels einzigen Schutz zurücklassen? „Wie lange wirst du fort sein?“
„Das weiß ich nicht.“
Was sechs Stunden heißen konnte oder sechs Tage. Oder sogar sechs Jahre. „Ich werde mich um ihn kümmern, so gut ich kann.“
„Der Ausdruck ‚um ihn kümmern‘ kann vieles bedeuten. Ihn töten, retten, rächen. Allein zurücklassen. Ich brauche eine explizitere Aussage von dir.“
Natürlich brauchte er das. Genau wie Zacharel verlangte er Details, während er selbst sich weigerte, welche preiszugeben. „Ich meine, ich werde ihn pflegen, für ihn sorgen. Ich würde ihm niemals absichtlich Schaden zufügen, und ich werde ihn nicht hilflos allein zurücklassen.“
Er bewegte die Zunge im Mund, als wollte er die Wahrheit ihrer Worte erschmecken, bevor er nickte. „Wüsste er, dass du ihn als hilflos bezeichnest, würde er dich hassen“, erklärte er – und verschwand.
Hey! „Koldo? Krieger?“
Nichts, keine Reaktion.
In ihr wuchs die Frustration, und sie knackte mit dem Kiefergelenk. Weder wusste sie, wie lange er fort sein würde, noch wo sie war oder was sie tun sollte, wenn hier Dämonen auftauchten, bevor er zurückkehrte. Denn mit ihm hatten sich auch ihre Messer in Luft aufgelöst. So was von misstrauisch.
Doch sie war es gewohnt, dass man an ihr zweifelte oder sie ignorierte, und sie weigerte sich, das als verletzend zu empfinden. Statt sich in ihrem Elend zu wälzen, würde sie über Zacharel wachen. Den Engel, der ihr das Leben gerettet hatte. Den Mann, in dessen Schuld sie stand. Die erste Person, die in ihr mehr als eine Mörderin zu sehen schien.
Sie würde ihn verteidigen – was auch immer dafür nötig wäre.
9. KAPITEL
W ie geht’s meiner Kleinen?“
„Gut, gut, ich ssschwöre esss … jedenfallsss, wenn esss Euch nichtsss ausssmacht, dasss sssie bei dem Engel, äh, na ja … Zzzacharel issst.“ Ein furchtsames Schaudern folgte auf den Namen.
Grinsend lehnte der dämonische Hohe Herr der Unversöhnlichkeit sich auf seinem Thron zurück. Einem kunstvoll aus den Knochen der vielen Kriegerengel zusammengebauten Thron, die er über die Jahrhunderte getötet hatte. Bei diesem neuen Gesichtsausdruck erschauderte sein vierbeiniger Lakai ein weiteres Mal. Normalerweise lächelte er immer dann, wenn er gerade dabei war, jemanden umzubringen.
Das hier war fast genauso herrlich. Die Tatsache, dass Annabelle bei Zacharel war, erregte Unversöhnlichkeit bis in die Tiefen seiner verdorbenen schwarzen Seele. Darum hatte er sie schließlich gezeichnet. Damit sie die Aufmerksamkeit des Kriegers auf sich zog.
Langsam hatte er begonnen, sich zu fragen, ob der Krieger sie überhaupt je finden würde. Er hatte bereut, nicht dem Wunsch nachgegeben zu haben, sie zu foltern, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Jetzt war er froh über seine damalige Zurückhaltung.
Jetzt konnte er sie und Zacharel foltern.
Grinsend rieb Unversöhnlichkeit sich mit zwei stumpfen Klauen das Kinn. Jeden Tag musste er sich die Krallen abfeilen, damit er seine Beute nicht umbrachte, bevor er so weit war. Denn wenn ihn erst der Blutrausch überkam, vergaß er seine Umgebung, seine Ziele, und fraß sich einfach nur voll. Vergaß, dass seine Kost besser schmeckte, wenn sie ein paar Wochen gereift war oder gar ein paar Monate. Niemals endende Furcht war eine göttliche Marinade.
„Braucht Ihr noch etwasss von mir, Meissster?“, winselte der Lakai, der immer noch auf den Stufen vor seinem Thron kauerte.
„Ja.“
„U-und wasss?“
„Du wirst vor mir auf die Knie gehen, und ich werde dir den Kopf abhacken. Dein Gestank beleidigt meine Nase.“ Genau wie die Tatsache, dass er solche Ehrfurcht vor Zacharel gezeigt hatte.
Ein Schluchzen brach zwischen den viel zu dünnen Lippen des Lakaien hervor, doch er erhob keinen Widerspruch gegen den Befehl. Hätte er das getan, wäre ihm damit vor seinem unausweichlichen Tod noch eine anständige Runde Folter sicher gewesen.
„Esss wird mir … ein Vergnügen sssein, Meissster.“
Er kniete sich hin.
Unversöhnlichkeit ergriff sein Schwert, und der Kopf des Lakaien purzelte hinunter. Und ich musste nicht mal aufstehen . Genüsslich lehnte er die Klinge wieder an die Armlehne seines Throns und winkte einige weitere Lakaien vor. Massen von ihnen säumten die Wände seines Thronsaals, manche riesig, manche Zwerge, doch alle hässlich wie die Nacht und nur dazu da, ihm jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
„Du, wisch das Blut
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