Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Rändern aus wie verbrannt, doch beim Anblick seiner übrigen Haut musste sie an polierte Kupfermünzen denken. In seinen schwarzen Augen brodelten Wut und Hass. Das dunkle Haar trug er in langen, perlenbesetzten Zöpfen, und obwohl er ein weißes Gewand trug, war er kein Engel. Er konnte kein Engel sein. Über seinen massigen Schultern ragten keine Flügel empor.
Hasserfüllt starrte er erst sie, dann Zacharel an. Als er diese unergründlichen Augen wieder auf sie richtete, verengte er sie, und jetzt knisterten orange-goldene Flammen darin. Irgendwie war dieses Feuer um ein Vielfaches schlimmer als die Emotionen zuvor.
Sie blinzelte, und dann stand er vor ihr – ohne auch nur einen Schritt gemacht zu haben. Lange, kräftige Finger legten sich um ihre Handgelenke und drückten zu. Doch sie klammerte sich weiter an ihre Waffen.
„Lass mich los!“, forderte sie und versuchte, ihm das Knie in die Eier zu rammen.
Er wich der Berührung aus. „Lass die Waffen fallen.“
Damit sie – und Zacharel – ihm hilflos ausgeliefert waren? „Niemals!“
Sein Griff wurde fester. Noch als ihre Knochen brachen und ihr ein grausamer Schmerz bis in die Schultern fuhr, weigerte sie sich, die Finger von den Messern zu lösen.
Ich habe schon Schlimmeres ertragen . Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie gegen die Benommenheit und die immer dichter werdenden Spinnennetze mit den blitzenden Lichtern darin an. Noch einmal fand sie die Kraft, zu versuchen, ihm eins in die Weichteile zu verpassen. Offenbar hatte er angenommen, sie wäre vom Schmerz überwältigt und würde sich geschlagen geben – denn diesmal war er unvorbereitet und sie traf.
Doch statt sich zusammenzukrümmen, schleuderte er sie beiseite, sodass ihr sowieso schon malträtierter Körper gegen einen Baum krachte und nutzlos zu Boden sackte.
„Bleib da.“ Angespannt behielt er sie im Blick, als er sich neben Zacharel kniete.
„Nein! Ich lass nicht zu, dass du ihm wehtust“, schrie sie und rappelte sich wieder auf die Füße. Und Danke, Gott! Noch immer hielt sie die Messer in ihren schmerzenden, anschwellenden Händen.
Überraschung leuchtete in diesen gefährlichen Augen auf. Über ihre Worte oder wegen ihrer Hartnäckigkeit? Was auch immer der Grund sein mochte, als Nächstes war sie überrascht, als er Zacharel in einer weichen Bewegung vom Boden aufhob. Eine solche Sanftheit hätte unmöglich sein sollen für jemanden, der mehr Monster als Mann zu sein schien.
Trotzdem hielt sie weiter eins der Messer auf ihn gerichtet. „Ich weiß nicht, wer du bist oder was du hier machst, aber wie ich schon sagte, ich werde nicht zulassen, dass du ihm wehtust.“
„Ich bin Koldo, und ich würde ihm niemals wehtun.“
Vor Erleichterung wäre sie fast in die Knie gegangen. Koldo. An den Namen erinnerte sie sich. Er mochte kein Engel sein, doch er war Zacharels Freund. Ihr Krieger hatte gesagt, sie solle sich nicht gegen ihn wehren, kurz bevor er seiner Wolke befohlen hatte, zu verschwinden. „Wohin bringst du ihn? Was hast du mit ihm vor?“
„Weg. Ihn retten.“
Diese harsche Stimme musste bei Zacharel irgendetwas in Gang gesetzt haben, denn flatternd hoben sich seine Lider. Schwach versuchte er, sich zu befreien, und murmelte: „Das Mädchen.“ Dann hustete er, und Blut blubberte aus seinem Mund.
Er war noch am Leben!
Mit einem erleichterten Seufzen stürzte sie zu ihm. Bloß dass sie ihn nicht erreichte. Beide Männer verschwanden, als wären sie nie da gewesen. Eine Woge der Panik und des Kummers überrollte sie, während sie noch herumwirbelte, nach irgendeiner Spur von ihnen suchte – und nichts entdeckte.
So ist es am besten . Koldo würde Zacharel die Hilfe holen, die er brauchte. Ohne sie würden die Dämonen ihn in Ruhe lassen und …
Starke Arme schlossen sich um sie und zogen sie ruckartig an eine ebenso starke Brust. Instinktiv schlug sie um sich, rammte den Hinterkopf ans Kinn ihres Gegners. Er grunzte, gab jedoch nicht nach. Dann löschte ein Vorhang aus unerträglich blendendem Weiß den Wald aus. Als Nächstes verschwand das Gras unter ihren Füßen. Mehrere qualvolle Sekunden lang konnte sie nicht atmen, sich nicht rühren, und wurde umspült von einem grauenvollen Eindruck des Nichts.
Die Panik kehrte zurück, stärker, überwältigend, doch als sie den Mund zu einem Schrei öffnete, erstrahlte eine neue Welt um sie herum. Ein Märchen. Über ihr erhob sich ein Deckengewölbe aus rosa Kristallen, in dessen Mitte ein
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