Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Wahrscheinlich würde man ihm den Titel des Elitekriegers erst nach Ablauf seines Dienstjahres verleihen – wenn er so lange überlebte.
Verwundert runzelte sie die Stirn. „Aber wie kann das sein, wenn du doch geboren wurdest?“
„Vor Kurzem wurde einer der Sieben getötet. Jemand muss seinen Platz einnehmen, ob nun erschaffen oder geboren.“ Einst hatte er sich für eine weise Wahl gehalten. Doch mittlerweile … Nicht mehr so sehr.
„Und ihr Jungs macht dann genau was?“, wollte Annabelle wissen. „Versammelt euch und zieht in die Schlacht, macht Dämonenkalt?“
„Im Grunde ja. Ich erhalte meine Befehle von der Gottheit, rufe meine Armee zusammen und die Soldaten kommen zu meiner Wolke. Ich gebe die Befehle an sie weiter und wir fliegen los.“
„Aber ihr seid nicht die einzige Armee, die das macht, oder?“
„Richtig. Viele Armeen von Engeln stehen unter dem Befehl unserer Gottheit. Die meisten bewachen und patrouillieren in einer bestimmten Stadt und werden zweimal im Monat in einen Kampf geschickt. Meine hat keinen bestimmten Stützpunkt, sondern reist durch die ganze Welt. Wir helfen Menschen, kämpfen gegen Dämonenhorden und tun alles, was man uns sonst noch aufträgt.“
Er war sich nicht sicher, was er tun würde, wenn er und seine Krieger zur nächsten Schlacht gerufen würden. Der Gedanke, Annabelle allein zurückzulassen, hinterließ eine unangenehme Leere in ihm. Nicht dass sie hilflos wäre. Ihre erbitterte Art zu kämpfen hatte ihn erstaunt – und beeindruckt.
„Dazwischen“, fügte er hinzu, „sollen wir uns erholen, falls nötig, trainieren, einzelne Dämonen jagen oder, wenn es notwendig ist, anderen Armeen aushelfen, die um Verstärkung bitten.“
„Warum haben du und deine Männer mehr Aufgaben als die anderen? Weil ihr stärker seid und eher die Chance auf den Sieg habt?“
Oder weil sie weniger zu verlieren hatten. „Das müsstest du meine Gottheit fragen. Die Antwort darauf hat sie mir noch nicht enthüllt.“
Sie zog sich das Zopfgummi aus dem Haar und kämmte die Strähnen mit den Fingern durch. Eigentlich hätte er das gar nicht bemerken dürfen, doch er hatte sich ihr zugewandt, suchte unbewusst ihre Nähe. „Vielleicht mache ich das“, meinte sie. „Wie findet ihr denn diese Dämonen, die ihr einzeln aufspüren müsst?“
„Wir können der Spur ihrer Bösartigkeit folgen, aber in den meisten Fällen, wie auch bei dir, sagt uns unsere Gottheit, wohin wir gehen sollen.“
„Warum hat sie nicht schon früher eine Armee zu meiner Anstalt geschickt?“
„Das hat sie. Viele Male. Aber schon bald nachdem die Dämonen vernichtet waren, sind jedes Mal neue aufgetaucht.“
„Wow. Die ganze Zeit über hatte ich Hilfe und nicht den geringsten Schimmer davon. Ich war immer der Meinung, ich wäre auf mich gestellt, dass ich auf niemand sonst zählen könnte.“
„Der Höchste, und damit auch meine Gottheit, ist immer bestrebt, euch Menschen zu helfen.“
„Es ist schön, das zu wissen. Tröstlich. Aber weißt du, dass du trotz all dieser anderen der erste Engel bist, der zu mir gekommen ist?“
Und niemals würde er für etwas mehr Dankbarkeit empfinden. Er hoffte, dass es ihr ebenso ging.
Die Decken raschelten, als sie sich auf die Seite drehte, und süßer Himmel – er hätte alles gegeben, um jetzt neben ihr zu liegen. „In meiner Gegenwart ist mittlerweile mehrfach das Wort ‚Gemahlin‘ gefallen, aber niemand hat mir je gesagt, was das genau sein soll. Da du gerade so zuvorkommend und informativ bist und mir außerdem ganz schön was schuldest, erklärst du’s mir? Bitte.“
Jetzt wandte er sich ihr ganz zu. Die Hände hatte sie unter ihre Wange geschoben und das Haar fiel ihr über den Arm. Sein Verlangen wuchs.
Nein, das konnte er nicht ertragen.
Du wirst dich wie ein Gentleman verhalten . „Wie ich sehe, bist du dir nicht zu schade für Manipulation.“
„Kein Stück.“
Mühsam unterdrückte er ein Lächeln, bevor es sich auf seine Lippen stehlen konnte.
„Als Frau muss man jede Waffe nutzen, die einem zur Verfügung steht.“
Und er würde ihren Gebrauch dieser Waffen genießen. „Es ist das Gleiche, als würdest du einen Ring tragen, weil du einen anderen Menschen geheiratet hast. Es bedeutet, dass du zu deinem Partner gehörst … dass du seinen Namen trägst.“
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Zum ersten Mal verdunkelten sich diese eisigen Augen, als dort Wut in einem farbigen Funkenregen erschien. „Ich gehöre zu
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