Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Hause hatte sich nun erledigt. Derzeit war es besser, England den Rücken zu kehren. Bis die gesamte Geschichte offen lag und die Medien darüber berichten würden. Im Moment empfand Jules - London als nicht sicher, zumindest war alles zu verschleiert.
Es gab unbekannte Mitspieler, sicherlich einflussreiche, sonst wäre Malcolm nicht eingeknickt. In einem Punkt hatte sein Freund recht, er hatte den Einfluss der Familie Blackstone unterschätzt. Malcolm wusste mehr, aber er deutete leider nichts an.
Jules fuhr sofort zum Flughafen Heathrow und nahm den ersten Flug, den er bekommen konnte. Dieser führte ihn nach Stockholm. Da er London schnellstens den Rücken kehren wollte, musste er diese widrigen Umstände hinnehmen. Er checkte mit seinem südafrikanischen Pass ein, alles blieb ruhig, keine bewaffneten Polizisten kamen angerannt. Seine Kreditkarte der ABSA-Bank Limited aus Kapstadt wurde auch noch akzeptiert, also war all es noch nicht wirklich schlimm.
Jules lächelte wiedermal in sich hinein.
Er kannte doch wahrlich die Denkstrukturen von Entscheidungsträgern und nachfolgende Abläufe bei Geheimdiensten. Ob jung oder alt, sie agierten immer nach demselben Schema. Offiziell würden sie sowieso nicht einen Agenten ausschwärmen lassen.
Nicht bei Jules illustrer Vergangenheit …
Denn wenn sie alten Müll unter den Teppich kehren wollten, würden sie nicht noch neuen obendrauf kippen. Und Jules war eine Klärgrube voll Sondermüll. Nein, irgendein Spezialist oder eher eine kleine Einsatztruppe würde sich seiner annehmen. Mit dem Wort Angst konnte Jules nichts anfangen, er fürchtete rein gar nichts. Für ihn war das Nachfolgende - eine Art Wettkampf, manchmal gewann man, manchmal halt nicht.
Im Flieger ließ Jules das geführte Gespräch mit Malcolm noch einmal in seinem Kopf Revue passieren. Ihm kamen noch größere Zweifel auf, ob der Plan von Ralph Sturdet in seiner Gesamtheit überhaupt durchsetzbar war. Vielleicht hatte er das Tor der Vergangenheit doch zu schnell und vor allem zu weit geöffnet? Vielleicht waren sie dabei, etwas freizulegen, was besser im Ve rborgenen hätte bleiben sollen.
Kapitel 15
In dem Moment als Raven herunterrutschend das Ende der Treppe erreichte und den feuchtkalten Boden spürte, wusste er sofort, dass er sich im rechten Schulterbereich etwas gebrochen hatte. Mehr als sechs Meter ging es in die finstere Tiefe.
Er hatte nicht das Bewusstsein verloren, aber der Sturz verlief überhaupt nicht glimpflich. Eigentlich tat ihm schon jetzt so ziemlich alles weh. Sein Rücken war lädiert und sein Schädel brummte unaufhörlich. Alles in ihm signalisierte nichts Gutes, dennoch wusste er, dass es noch schlimmer hätte ausgehen können.
„Wie blöd kann man nur sein …“, beschimpfte er sich im tiefsten Inneren.
Raven versuchte, sich aufzurappeln, aber es misslang. Zitternd und wimmernd weinte er vor Wut, all seine körperlichen Schmerzen empfand er dennoch als zweitrangig. Raven wollte nur raus aus diesem Albtraum und konnte nicht.
„Erhole dich kurz und reiß dich zusammen!“
Selbst das Smartphone lag auf seinem Schreibtisch.
Er nahm die zweite Taschenlampe aus dem Sakko und knipste sie an, nichts. Die andere hatte er beim Sturz verloren, sie leuchtete auch nicht in der Gegend herum, also musste sie beim Aufprall ausgegangen sein.
Er versuchte mit stark zitternden Händen, die Stablampe auseinanderzunehmen. Nicht einmal dies gelang ihm. Voller Wut schleuderte er sie mit der linken Hand in die Tiefe des Grauens. Sein rechter Arm funktionierte nicht richtig, die Schulter bremste jegliche koordinierte Aktivität aus. Nun kam die Kälte zurück, alles in ihm signalisierte:
„Kämpfe oder du wirst hier sterben!“
Nein, hier liegen und auf Hilfe warten, das würde beileibe nicht funktionieren.
Mit großer Anstrengung stand Raven auf, die Dunkelheit tat das ihre und verunsicherte ihn noch mehr. Die hohen Stufen und die kurze Trittfläche waren selbst mit Beleuchtung gefährlich.
Zu der Zeit, als die Sandsteinquader in den Mörtel gesetzt wurden, gab es keine Normen.
Mit extremer Willenskraft erklomm er die ersten Hürden. Es gab kein Geländer, solch eins hätte seinen Aufstieg erheblich erleichtert . Nun blutete er aus der Nase. Es rann merklich über seinen Mund am Kinn entlang.
Raven versuchte es mit dem Ärmel des Sakkos abzuwischen, dabei verlor er fast wieder das Gleichgewicht. Weiter, nur nicht stoppen …
Als Orientierung hatte er den kleinen
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