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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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Lichtspalt unter der obigen Tür ausgemacht. Die siebte Stufe, die achte, Pause. Er setzte sich und schnaufte, es waren wohl noch mindestens fünf Meter? Nein, sein Ziel lag deutlich höher, er wusste es genau. Zu allem Übel schmerzte nun sein linkes Knie, beim Durchdrücken schien es versagen zu wollen. Raven schrie seinen ganzen Hass und allen Frust heraus. Es hallte nach unten und auch nach oben. Aber würde irgendjemand ihn hören? Der obere Teil des Südflügels des Schlosses, den die Familie Blackstone einmal bewohnte, war leergeräumt.
    Der Bürotrakt lag entgegengesetzt, es war also äußerst unwahrscheinlich, dass ihn jemand wahrnahm. Die gefühlt eisige Kälte kroch zunehmend in seine Fußzehen. Das erschwerte nochmals das Gehen und begann ihn zu paralysieren, mehr als alle anderen Wehwehchen zusammen. Er dachte an seine beiden Töchter, Laura und Lena, sie lächelten ihn liebevoll an. Dann an seine Frau Elise, seine große Liebe. Auch sie lächelte geheimnisvoll, er meinte, ihre vollen Lippen zu spüren. Dann an Nolan … er blickte ernst und schien ihm zuzurufen:
    „Raven - du musst emporsteigen …“
    Weitere Erinnerungen fluteten seine Gedanken, allesamt schöne, alles Schreckliche blendete sein Gehirn aus. Wohlwissend, da ss er diesen Antrieb brauchte. Ein genialer Selbstschutz seines wichtigsten Organs. Neue Kräfte erreichten ihn, er zwang sich weiter zu bewegen und es klappte, irgendwie. Stufe für Stufe erklomm er, halb gebückt und gekrümmt, voller unsäglicher Schmerzen.
    Als er endlich die eiserne Tür erreichte, versagte sein Körper gänzlich. Raven fiel krachend und nun ohnmächtig dagegen. Sie öffnete sich und dann lag er im oberen Bereich des Schlosses.
    Minuten später rekelte er sich leicht verwirrt und orientierungslos auf dem herrlichen Holzparkett. Das Aufstehen gelang ihm nicht, alles, aber auch wirklich alles tat ihm höllisch weh.
    Raven sah an sich herunte r und ekelte sich sogleich. Seine Kleidung war mit viel Schmutz und Blut verunreinigt. Ihm war speiübel, seine Angst, wieder das Bewusstsein zu verlieren, steigerte sich in Panik. Selbst hier oben war er noch nicht außer Gefahr … wann würden seine Leute anfangen, nach ihm zu suchen?
    »Nein - hier werde ich garantiert nicht sterben!« entfuhr es ihm.
     
    Raven Blackstone fing an, sich robbend auf allen vieren in Bewegung zu setzen. Sein Kopf würde gleich platzen und all seine lädierten Knochen einknicken - wie Strohhalme. Diese Gedanken waren natürlich ein Trugschluss.
    Hinterher wusste er nicht mehr, wie er den frequentierten Bürotrakt erreicht hatte.
    Den entsetzten Aufschrei eines Werbegrafikers nahm er als wunderschönen Willkommensgesang wahr, dann brach er ohnmächtig zusammen.

Kapitel 16
     
    Henry Melcher fuhr leicht gefrustet von Karlsruhe nach Hamburg zurück. Ohne in Erfahrung zu bringen, wer der Käufer dieser geheimnisvollen Brosche denn nun war. Das wurmte ihn doch sehr. Wieder in seinem Büro, saß er an seinem Schreibtisch und blätterte zum hundertsten Mal den bebilderten Auktionskatalog durch. Es war weit nach Mitternacht, er wollte nicht nach Hause. Eigentlich war seine Kanzlei ja auch seine zweite Heimstätte.
    Eine freundliche Sekretärin, gleichzeitig die Ehefrau des Auktionators Herrn Rüdecke, zeigte ihm eiskalt die Schulter und ließ sich nicht erweichen. Solche Kundendaten wären sehr sensibel und nicht für Dritte bestimmt. Sie drückte ihm aber netterweise diese Werbebroschüre in die Hand, worin das Schmuckstück mit einem mittelgroßen Foto glänzte. Für Henry war das Auktionsergebnis auch ohne Bedeutung.
    Schöner alter Schmuck halt …
    Henry trat auf der Stelle und kam nicht weiter. Also war es wohl wirklich an der Zeit, diese geheimnisvolle Geschichte abzuhaken. Morgen kamen seine beiden Helden aus dem Urlaub zurück. Gern hätte er ihnen ein wenig mehr Abenteuerliches aufgetischt. Es war zum Haare raufen, es sollte nicht sein. Nach allem ging Henry ein wenig der Stift, wenn er sich diesen Irren ins Gedächtnis rief. Das war ein ungekanntes ängstliches Gefühl … ebenso die Gewissheit zu besitzen - das irgendetwas Bedeutendes im Verborgenen lief. Aber was?
    Otto Rüter war der Hüter von dunklen Geheimnissen? Würde diese ominöse Brosche …
    Das Bürotelefon klingelte. Henry zuckte regelrecht zusammen, er wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen.
    Mitten in der späten Nacht?
    Wer rief zu dieser Zeit in der Kanzlei an? Den Anrufbeantworter hatte er zuvor abgehört und

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