Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
nicht. Jedes Einzelne nahm er auseinander und schmiss die Einzelteile erst dann in die Gruft. Das Zuschieben der Grabplatte schien leichter zu gehen. Nur das Knirschen zerrte diesmal an seinen Nerven und störte die Nachtruhe seines Erachtens empfindlich.
Es war aber nicht lauter als das Geräusch beim Aufschieben, niemand kam herangestürmt. Manmohans M uskeln waren stark übersäuert. Er fing an zu frösteln, die Anstrengung war einfach nur zu groß. Seine Konzentration ließ langsam nach. Trotzdem achtete er penibel darauf, dass die Grabplatte millimetergenau an derselben Stelle wie zuvor auflag.
Ein einzelner, schwächerer Mann hätte diesen Kraftakt niemals hinbekommen.
Manmohan sah sich mit der Leuchte in der näheren Umgebung um, ob er noch etwas Verfängliches übersehen hatte, aber da lag nichts mehr.
Nun zog er sein Sakko aus, leerte sämtliche Taschen aus, breitete den feinen Zwirn auf der herrlich schimmernden Grabplatte aus und le gte alles in die Mitte hinein. Bis auf seine Hotelzimmer-Zugangskarte, die legte er daneben. Er entledigte sich seiner anderen Kleidungsstücke und feinen Lederhandschuhe, legte alles zu den anderen Sachen. Nun stand Manmohan barfuß im Slip und Unterhemd davor und schnürte ein schönes Paket mit dem Sakko.
Er nahm das Bündel, die Hotelkarte und verließ den Ort des Grauens. Aber nur bis zur nächsten Grabstätte, dort legte er wieder alles ab. Dann machte er sich auf, eine Schubkarre mit Muttererde, eine Schaufel und eine Harke zu finden, sowie eine Gießkanne mit Wasser zu befüllen.
Manmohan fand alle Utensilien ganz in der Nähe einer kleinen Kapelle. Danach richtete er die altehrwürdige Ruhestätte wieder so her, wie sie zuvor war.
Von dem stattgefundenen Gemetzel waren keine Spuren mehr zu erkennen. Manmohan war nicht nur penibel, er war auch schon immer pedantisch. Langsam erwachte der neue Morgen, er war froh, dass alles vorbei war. Manmohan legte alle Gegenstände wieder dorthin, wo er sie gefunden hatte. Zuletzt trug er die Gießkanne wieder zu dem kleinen Brunnen mit Handpumpe, schöpfte nochmal Wasser nach und übergoss seinen ganzen Körper mit dem eiskalten Wasser.
Diese ungewöhnliche Reinigung hatte etwas Spirituelles, währenddessen sprach er leise uralte Sikhs-Gebete. Müde, fröstelnd, mit schmerzenden Körperteilen verließ er diesen andächtigen Ort. Seine Hände würden dicke Schwielen davontragen.
Er begegnete niemanden, nahm auch wieder die Natur wahr. Das Blätterrauschen der uralten Eschen- und Ahornbäume und das herrliche Singen zweier Amseln. Er sog tief die frische Luft in seine Lungen, seine Schritte wurden schneller …
Halbnackt, seine dunkle Haut feuchtglänzend, mit seinem Dastar auf den Kopf und seinem Bündel unter dem Arm erreichte er das Hotel. In einem Punkt irrte Jules, es war kein gewöhnlicher Turban.
Manmohan betrat die Hotelhalle, grüßte höflich und lächelnd, seine weißen Zähne überstrahlten das gedämpfte Eingangslicht.
Die einzig anwesende Hotelangestellte an der Rezeption dachte, sie würde träumen und einen Geist sehen. Diese Geschichte mit dem geheimnisvollen, attraktiven Inder würden ihre Kollegen nicht glauben.
Manmohan interessierten mögliche frivole Gedanken dieser jungen Französin nicht im Geringsten. Er war nur froh, endlich seinen geschundenen Körper warm abduschen und sich auf sein Bett fallen lassen zu können.
Kapitel 24
Akte 56/2 Bericht Nr. 141/2 - 05/16/45
Schlussbemerkung von ///////////////////////.
„Ich war ein letztes Mal in Deutschland. Berlin habe ich ausgelassen, mein Treffen mit Generaloberst //////////////////// hatte sich ja erledigt. Er wurde vom russischen Militär inhaftiert, wie auf Seite elf ausführlich dargestellt.
Die Städte Dresden und Leipzig haben mich mehr als nachdenklich gestimmt. Was alte Versailler Verträge nicht geschafft haben, die zahlreichen Flächenbombardements haben es endgültig erreicht. Deutschland wird sich aus den Ruinen dieses Krieges nie wieder erheben. Wirtschaftlich, politisch und auch militärisch auf diesem Planeten - nie wieder eine bedeutende Rolle spielen. Wenn dieser Wahnsinn erklärtes Kriegsziel war, dann ist es erreicht. Alles was dieser Tyrann //////////////// an menschlichen Abgründen initiiert hat, bekommt das gesamte deutsche Volk zum Ende hin zu spüren. Es ist ein kollektiver Schuldspruch ergangen! Wir sind keine Befreier, allerorten herrscht Chaos und Anarchie. Alle alliierten Großmächte sind Geisel
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