Angriff aus dem All (Orion 01)
Scheibe des Kommandantenbildschirms vor dem Steuersessel, die Beleuchtung der Skalen und Chronometer. Die Kommandokanzel verwandelte sich binnen dreißig Sekunden in eine Ansammlung von tickenden, leuchtenden und summenden Maschinen und Geräten.
Helga Legrelle, ebenfalls in den dunklen Bordoverall gekleidet, kam herein und setzte sich vor ihr geschwungenes Funkpult.
»Mario?« fragte McLane ruhig.
»Ja?«
»Programmierung überprüft?«
Die Stimme de Montis kam aus der Ecke, in der ein leuchtender, eiförmiger Gegenstand zwischen Boden und Decke stand. Die Finger des Ersten Offiziers lagen auf der Eingabetastatur des Komputers.
»Unser elektronisches Genie ist in Ordnung ... aber fragt mich nicht, welche zauberhaften Mädchen des Kadettenkorps ich deswegen versetzen mußte!«
Helga Legrelle schaltete mit einer geübten Bewegung eine Reihe von Knöpfen an; lautlos erwachten die Armaturen zu geheimnisvollem Leben.
»Es fragt dich niemand, Mario«, sagte sie und lachte.
»Komputer einwandfrei – Kurs und Flugkoordinaten?«
»In Ordnung, Cliff«, sagte de Monti.
»Bordkontrolle!«
De Monti setzte sich neben McLane an das Steuerpult und ging die wichtigsten Schaltungen durch.
»Kontrolle beendet, Commander«, sagte Mario nach einer Weile.
Hasso Sigbjörnson und Atan Shubashi, der Bordingenieur und der Astrogator, betraten die Kommandokanzel und nahmen vor ihren Kontrolltischen Platz. Die Routineüberprüfung, die jedem Flug voranging, nahm ihren Fortgang.
Tamara Jagellovsk, Leutnant Erster Klasse, betrat über die schmale Treppe die Steuerkanzel. Niemand beachtete den Sicherheitsoffizier. Tamara blieb unschlüssig stehen, dann lehnte sie sich gegen eine der schwungvoll verkleideten Verstrebungen und wartete. Tamara trug den ›Kleinen Bordanzug‹, eine dunkelgraue Hosenkombination.
Das elektronische Bordbuch lief bereits.
Hasso fuhr ein Mikrophon zu sich heran und sprach gegen das Lamellengitter:
»Maschine an Kommandant: Künstliches Schwerefeld setzt bei Zeit minus sechs Sekunden ein.«
»Danke«, erwiderte McLane.
»Tamara Jagellovsk vom Galaktischen Sicherheitsdienst meldet sich an Bord«, sagte Tamara halblaut von ihrer Verstrebung her. Noch immer beachtete sie niemand, aber das Bordbuch hatte die Impulse gespeichert.
»Kommandant an Astrogator und Navigation«, sagte Cliff in sein Mikrophon, »Komputer auf Steuerung und Automatik!«
»Rechenmaschine übernimmt bei Zeit minus zehn Sekunden, Chef!«
Atan Shubashi hantierte mit seinem Pultrechengerät.
Signale huschten über Mattscheiben, Lichtbänder flammten auf, und Helga Legrelle meldete:
»Raumüberwachung hat sich eingeschaltet. Leitstrahl steht. ORION und Basis 104 in Funkkontakt mit Erdaußenstation IV.«
Sie legte einen Funkspruch auf die Bordkommunikation um. Aus den Lautsprechern dröhnte die Stimme der Startüberwachung, die in einer drucksicheren Kanzel am oberen Rand des stählernen Schachtes saß und das Startfeld übersehen konnte.
»Basis 104. Abschußkontrolle an Schnellen Raumkreuzer ORION VII ... Sie sind zum Start freigegeben.«
»Danke, Basis!« sagte McLane und schaltete die Verbindung aus.
Die Lautsprecherstimme sprach weiter.
»Basis 104 übergibt weiter an Erdaußenstation IV.«
Die Sekunden verstrichen.
»Fertig zum Start«, sagte McLane. »Erste Beschleunigungsstufe. Andruckausgleich und Eigenschwerkraftfeld einschalten!«
Ingenieur und Astrogator bedienten ihre Schalter und Hebel.
Betont lässig drehte sich McLane um und musterte Leutnant Jagellovsk. Dann sagte er so laut, daß es jeder – einschließlich des Bordbuchs – hören konnte:
»Ach ... Sie sind ja auch da!«
Tamara nickte und lächelte ihn sarkastisch an.
»Zum Start«, fuhr McLane ironisch fort, »brauche ich weder Ihre Hilfe noch Ihre Überwachung. Bitte begeben Sie sich jetzt in Ihre Kabine. Schalten Sie Ihre Sprechverbindung ein – es ist ein kleiner Knopf, unter dem BSA steht; Bordsprechanlage.«
Seine falsche Liebenswürdigkeit wurde ätzend.
»Falls Sie mich zu sehen wünschen, steht Ihnen das Videophon zur Verfügung. In dem eingebauten Schrank finden Sie Ihr Bordgepäck. Dazu ein Verpflegungsset für zwölf Monate, eine Paralysepistole – falls Sie sich zu paralysieren wünschen! – und wenn es Ihnen ganz schlechtgehen sollte, stehen Ihnen noch immer unsere Kälteschlafkammern zur Verfügung.«
Er drehte sich wieder um und beobachtete den runden Schirm.
»Sie würden mich nicht ungern einfrieren, nicht wahr, Major
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