Angriff Aus Dem Netz
besuchen zu dürfen, werden abgelehnt. Sollte sie uns mit rechtlichen Schritten drohen oder irgendwelche Behörden einschalten, werden wir uns taub und stumm stellen.«
Sam bestätigte mit einem zögernden Nicken, dass er verstanden hatte.
»Wenn die dreimonatige Probezeit vorbei ist, und wenn Sie die Zeit überlebt haben, werden wir Ihrer Mutter irgendein Märchen auftischen – dass Sie sich mit dem FBI geeinigt hätten und jetzt für sie arbeiteten.« Er blickte Sam streng an. »Zu keinem Zeitpunkt darf Ihre Mutter, oder irgendeine andere Person, mit der Sie in Kontakt kommen, wissen oder auch nur ahnen, dass Sie mit dem CDD zusammenarbeiten. Jedes Netzwerk kann nur so sicher sein wie die Leute, die es schützen. Wenn die bösen Jungs erst mal erfahren, wer Sie sind, werden sie sich auf Sie stürzen, und wenn das geschieht, wird die gesamte Operation gefährdet sein – und damit die gesamte Infrastruktur unseres Landes. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»J-ja, Sir«, stotterte Sam eingeschüchtert.
»Das habe ich nicht gesagt, um Ihnen Angst einzujagen«, meinte Jaggard begütigend.
Sam fragte sich, wie es wohl klingen würde, wenn Jaggard ihm tatsächlich Angst einjagen wollte.
»Aber Sicherheit«, fuhr Jaggard fort und hob mahnend den Zeigefinger, »Sicherheit ist nun mal das A und O unserer Verteidigung. Gehen wir.«
Er führte Sam durch mehrere Türen, die er alle mit kodierter Schlüsselkarte öffnete, bis sie in eine Art Kontrollzentrum gelangten. Der Raum war groß und kreisrund; an der Wand entlang standen paarweise arrangierte Computer-Arbeitsplätze. Durch die dunkel getönten Fenster war die Außenwelt nur als düsteres Szenario zu erkennen. Ein paar Häuserblocks entfernt leuchtete das Adobe-Logo auf dem Dach eines Wolkenkratzers, und auf der anderen Seite der Autobahn sah er ein riesiges Stadion, das er für den Hewlett Packard Pavillion hielt.
Kein Zweifel mehr möglich: Er befand sich mitten im Silicon Valley.
In der Mitte des Raums waren mehrere riesige Plasmabildschirme so arrangiert worden, dass man von jedem Standort aus einen der Bildschirme klar sehen konnte. Einige kleine Monitore gehörten zum Sicherheitssystem; sie zeigten ständig wechselnde Bilder von den Über wachungskameras im Gebäude und draußen im Gelände. Diese Monitore standen um eine kleine, achteckige Glaskabine, die etwas erhöht genau in der Mitte des Raumes stand. Von außen war sie nicht einsehbar, aber Sam hatte das starke Gefühl, dass jemand in der Kabine saß und alles beobachtete.
Mindestens siebzig Leute arbeiteten im Kontrollzentrum; nur wenige Arbeitsplätze waren nicht belegt. Der Anordnung der Arbeitsplätze entsprechend saßen immer zwei Leute beisammen; jeder Mitarbeiter hatte drei Monitore vor sich.
Sam entdeckte Dodge, der an einem der Workstations saß. Dodge blickte kurz auf, als Sam und Jaggard in den Raum kamen. Die anderen Beschäftigten ignorierten sie und schienen sich voll auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Es herrschte eine dichte, angespannte Atmosphäre.
Könnte schon heute Nachmittag sein. Oder erst in einigen Monaten, hatte die Frau gesagt, die vor Jaggards Büro gewartet hatte.
Jaggard steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Die Leute unterbrachen sofort ihre Arbeit.
»Team, ich möchte euch unseren neuen Mitarbeiter auf Probe vorstellen«, sagte Jaggard mit einer Stimme, die durch den gesamten großen Raum schallte. »Das hier ist Sam.«
Hinter Sam murmelte eine Stimme: »Frischfleisch.«
Eine andere Stimme tönte von der anderen Seite des Raumes herüber: »Zwei Wochen.«
»Ach wo. Zehn Tage, höchstens.«
»Seid barmherzig, Leute. Ich geb ihm einen Monat.«
Jaggard verdrehte die Augen. »Sam hat den Telecomerica-Hack durchgezogen.«
Plötzlich herrschte verblüfftes, vielsagendes Schweigen im Raum.
Dodge sprang auf, kam schnell auf Sam zu und schüttelte ihm die Hand. »Willkommen an Bord«, sagte er mit einem Grinsen, das sogar sein Biogefahr-Symbol auf der Stirn in Falten legte.
Er trug Shorts, gefertigt aus einer in Kniehöhe möglicherweise mit einer Kettensäge gekürzten Jeans, dazu ein T-Shirt mit Schottenmuster, über das kreuz und quer eiserne Ketten gespannt waren. Ein kleiner Totenkopf hing an einem Lederband um seinen Hals.
Jaggard sagte: »Sie werden eng mit Dodge zusammenarbeiten. Und Vienna haben Sie ja ebenfalls schon kennengelernt.«
Vienna war ein Mädchen mit kurz geschnittenem Haar und ständig gereiztem Blick.
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