Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
»Servicebroschüre« zu übersenden. Und wer glaubt, er könne dem Zufall vertrauen, mit dem Generationen von uns auskamen, der wird eines Besseren belehrt: »Auf den Zufall vertrauen viele. Doch er ist zu selten. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass man in seinem Leben nur sechsmal die Möglichkeit hat, seinem idealen Partner zu begegnen.« So wird dem Zufall halt ein wenig nachgeholfen. Doch zuvor sind noch diverse »Dienstleistungsgebühren« zu entrichten, bevor man das Glück in seine Arme schließen kann.
Ein »Abenteuer-Reisedienst« meldet sich. Dieses Unternehmen sendet einen Prospekt mit zahllosen Bildern von angeblich heiratswilligen jungen Damen. Sie stammen sämtlich aus Fernost, aus Japan, Hongkong und Korea, aus Thailand und von den Philippinen. So leicht ist also im Zeitalter des Jetsets das Heiraten. Man fliegt mit dem Reisedienst in ein Land, in dem die Mandarinen blühen, und schlägt zu, denn »dafür sorgt schon die dortige Damenwelt, nirgends findet man so leicht Kontakt zu derselben … Jungfrauen und Junggesellen gehen weg wie die warmen Semmeln … Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, der glaubt es nicht, wenn auch nicht jeder Flirt gleich zu einer dauerhaften Verbindung führen muß, denn der kluge Mann nützt das reichhaltige Angebot und wählt sich unter den Besten das Richtige aus«.
Zuvor ist allerdings eine ordentliche Gebühr fällig, für die man zehn »Originalphotos« mit »Originalzuschriften« von jungen Frauen erhält, die noch in keinem Partnerkatalog abgebildet wurden. Und wenn die Mädchen nicht gefallen? – »Nun, dann senden Sie die Bilder einfach wieder zurück, und wenn Sie einen Geldschein sowie Briefmarken beilegen, erhalten Sie im Austausch so viele neue Mädchen, wie Sie zurück gesandt haben.« Damit aber ist die Ehe doch noch nicht geschlossen? Natürlich nicht. Nach der ersten Kontaktaufnahme, die durch Kenntnisse der thailändischen, koreanischen und sonstigen Sprachen gewiß enorm vereinfacht wird, besteigt man ein silbernes Flugzeug und saust mit der Reisefirma nach Fernost. Nun hat man die größten Kosten schon hinter sich gebracht. Denn jetzt muß man die Dame »nur« noch testen, ehelichen und ein Rückfahrtticket für zwei lösen.
Doch da liegt noch ein Angebot! »Berlins größte und erfolgreichste Eheanbahnung« sendet ein diskretes Briefchen vom Kurfürstendamm und erklärt, bereits zwei Partnerinnen bereit zu halten, die man sofort kennen lernen kann. Auch hier ist ein Katalog beigelegt, den allerdings nicht nur Asiatinnen, sondern auch Damen zweifellos osteuropäischer Herkunft schmücken. Leider fehlt jegliche Kostenangabe, nur die Auflistung diverser Kontonummern lässt vermuten, dass man schnell um einige Scheinchen ärmer ist.
Versuch Nummer vier, eine »Partnerschafts-GmbH«, hält ebenfalls mit den Preisen zurück. Ob es nur Vornehmheit ist? Stattdessen liegt ein gediegener Prospekt vor, der mancherlei verspricht und das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. »Wir finden für Sie den idealen Partner, für lustige, fröhliche Stunden. Für Schmeicheleien und Streicheleien. Für liebe, lange Tage … und noch viel schönere Nächte.« Auch hier wird die Katze im Sack verkauft, da offen bleibt, was die Adressenkartei dieser Firma parat hält, so schön und verheißungsvoll es sich auch anhört.
»Worldwide exclusive« werden vom Zürichberg »hochkarätige Alpha-Frauen« vermakelt. Das sind »schöne, blonde sportliche und sehr aktive European Ladies« Mitte Sechzig, »intelligente Superschönheiten, graduiert an britischer Eliteuniversität, professionell in fünf Sprachen« und verführerische Österreicherinnen, »deren Charme kein Mann auf dieser Welt widersteht«. Elite-Ehen der Oberklasse sollen aus dem Kontakt mit diesen Prachtexemplaren resultieren …
Ach, es ist schwierig, auf diese Art und Weise den richtigen Partner zu finden. Denn der Weg ins Reich der Liebe, den uns die Eheanbahnungsinstitute zu ebnen versprechen, wird mit gepfefferten Rechnungen gepflastert. Er gleicht eher einem Ausflug ins Land der Halsabschneider. Das simple Vermitteln von Adressen ist zu einem gewinnträchtigen Geschäft mit wissenschaftlichem Anstrich geworden. Menschen, die an der Verrohung und Vereinsamung der »modernen Dienstleistungsgesellschaft« zu ersticken drohen, sind die (unfrei-) willigen Opfer, die sich so auf den Heiratsmarkt schleppen und bequem ausnehmen lassen.
Da fällt mir ein, dass ich schon als Knabe den bunten
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