Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
mit der ich die gewünschte Auskunft zu erteilen habe, war keine Rede. Ich wende mich an den Eintreiber. »Sie warten hier, bis ich die Papiere gefunden habe!« Er sinkt zusammen und erwartet auf den Stufen zur Freiheit sein bevorstehendes Ende. Meine Frau bewacht ihn, damit er brav am Platz bleibt. Dem Fahnder schwant: wer sich mit stählernen Lockenwicklern die Schädeldecke pierct, mit der ist kaum zu spaßen. Ihr Blick nagelt ihn auf den Stufen fest.
In meiner Wohnhöhle durchforste ich Aktenordner: Kabelfernsehen, Müllabfuhr, Wasser, Strom, Gas, alles ist ordentlich abgelegt – nur die GEZ dümpelt im Nirwana. Wo finde ich einen Hinweis auf die vermaledeite Zwangsmitgliedschaft? Meine schlechte Laune steigt hörbar. Der Fahnder schwitzt inzwischen und möchte gern unbeschadet entkommen: »Geben Sie mir die Nummer doch durch; ich muss jetzt wirklich weiter!«. Auch sein Leitwolf am Handy bläst zum Rückzug. »Wir von der GEZ glauben Ihnen. Unsere Unterlagen sind manchmal ein wenig veraltet. Wir klären den Fall telefonisch«. – Das wünscht sich der Grottenolm wohl! – Nichts da, die Nummer wird gesucht und sollte es bis zum Morgengrauen dauern. Schließlich muss ich einem Rechtsanspruch genügen! Weiter wandere ich durch die Weiten meines Aktenwaldes. – Da kommt die rettende Idee: die Meldenummer der Räuberbande müsste in den Kontoauszügen zu finden sein! Ich blättere in mit Staub und Spinnweben verzierten Ordnern und werde dabei schließlich fündig. – Bitteschön, hier ist die Häftlingsnummer!
Erleichtert notiert der Drücker die Zahlenfolge. Um das Rätsel zuverlässig zu lösen, telefoniert er erneut mit seinem Kapo. Hallelujah, dessen Verzeichnis kennt die genannte Nummer! Und, oh himmlisch jauchzender Jubel: sie gehört zu mir wie mein Name an der Tür! Zumindest passt sie zu einer Adresse, die ich vor einem Jahrhundert bewohnte. Damit scheint die arme Seele Frieden und die Geschichte ein unblutiges Ende zu finden. Der Melkmann zückt ein Formular und notiert die Sachlage. Auf meinen Hinweis, es gäbe bereits wütende Korrespondenz mit seinem Verein unter meiner aktuellen Adresse, schweigt er. Als ich noch die Frage äußere, ob ich denn jetzt erst einmal eine Weile Ruhe vor den anderen Melkern der Einzugszentrale habe, schaut er mich zweifelnd an. Sein Blick sagt mehr als tausend Worte.
Zum Abschied reichen wir uns die Hände, das arme Schwein erledigt halt einen jämmerlichen Job in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ich spende ihm Trost und muntere ihn auf, er habe heute echt Glück gehabt: der letzte Geldeintreiber läge ausgeweidet und sorgfältig filetiert in unserer Kühltruhe und warte darauf, verzehrt zu werden. Da stolpert er mit einem gehetzten Blick auf meine Frau aus dem Haus und flieht in einem von Steinwürfen anderer dankbarer GEZ-Teilnehmer arg verbeulten Kleinwagen in sein Drückerheim.
In den Klauen der Eheanbahnung
Eheanbahnungsinstitute haben Hochkonjunktur in einer Zeit, in der man »Kommissar Computer« überlässt, den richtigen Partner fürs Leben zu finden. »Quasi auf Knopfdruck können Sie bestimmen, wann man Ihnen den geeigneten Partner vorstellen soll. Ssssst – und der Computer fängt an, für Sie den Partner zu finden, der Sie so mag, wie Sie sind, und den Sie so mögen, weil er genau Ihren Vorstellungen entspricht.« - Das liest sich schön, das klingt verlockend! Oh, ich liebe es, in Partnerschaftsanzeigen zu stöbern, denn es gibt kaum eine erbaulichere Lektüre über die Ansprüche unserer Gesellschaft als die Rubrik »Ehewünsche«.
Einer der Großen unter den Heiratsvermittlern breitet bunte Prospekte vor mir aus. Da wird die Geschichte von Agnes und Claus erzählt, die sich durch den Makler kennen und lieben lernten. Bereits beim ersten Treffen war man nach zwei Stunden »per du«. Kurze Zeit später zogen sie für ein Jahr zusammen und heirateten dann.
Oder Irmgard und Peter. Sie trafen sich dank Kommissar Computer im Schlossgarten von Ludwigsburg. Bereits acht Wochen später machte Peter seiner Irmgard einen Heiratsantrag, den sie spontan mit »Ja!« beantwortete. So einfach geht das. Man füllt einen hübschen Fragebogen aus, entscheidet sich für seine Lieblingsfarbe und erhält wenig später ein Psychogramm, auf dessen Grundlage hin »der ideale Partner« gesucht und gefunden wird.
Das Institut bietet mir an, ein Jahr lang, bis zu zweimal wöchentlich, heiratswillige Partner vorzuschlagen sowie eine
Weitere Kostenlose Bücher