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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sagte Ruth freundlich. »Agentin Ruth Warnecki. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir zusammen zu Mittag gegessen. Wann war das, vor zwei Tagen? Man sagt, das Gedächtnis lässt als Erstes nach.«
    »Ja, das habe ich auch gehört«, erwiderte Cynthia. »Aber warum sollte ich mich auch an Sie erinnern wollen?«
    »Eins zu null für Sie«, sagte Ruth.
    »Ruth und ich haben von draußen mitbekommen, dass du und Chappy einen kleinen Streit habt. Du hättest das Fenster in der Bibliothek schließen sollen.«
    Cynthia zuckte mit den Schultern und wirkte völlig gleichgültig. »Und?«
    Dix steuerte direkt auf Cynthia zu, die erst im letzten Moment auswich, damit er sie nicht umrannte. Er eilte in Richtung der Bibliothek, Ruth an seiner Seite. Cynthia trottete widerwillig hinter ihnen her. Das Besondere an der Bibliothek war, dachte Ruth, während sie sich umblickte, dass es kein Raum mit Büchern, sondern mit CDs war. Es mussten Hunderte sein. Sie waren mit verschnörkelten Etiketten kategorisiert-Jazz, Blues und drei oder vier Dutzend klassische Komponisten mit dem jeweiligen Namen darunter. Alle vorhandenen Bücher schienen überdimensionale Bildbände zu sein. Dix winkte Ruth zu einem burgunderroten Sofa und setzte sich dann in einen antiken blassgrünen Brokatsessel neben sie. Cynthia nahm ihnen gegenüber Platz und sah aus, als säße sie in diesem Moment lieber auf einem Zahnarztstuhl. Chappy war nicht im Zimmer.
    »Du und Chappy habt anscheinend ein neues Thema ge-funden«, sagte Dix. »Ich habe dich bisher noch nie Tony beleidigen hören. Ich finde es bedauerlich, dass es so weit gekommen ist, Cynthia.«
    »Du bist nicht mit ihm verheiratet, Dix! Du musst nicht mit ansehen, wie er zusammenbricht, sobald Chappy auch nur die Stirn runzelt. Er sagt, er könnte es nicht ertragen, seine Position in der Bank zu verlieren. Als ob das jemals geschehen würde!«
    »Womit hast du auf Chappy gezielt?«
    »Das war bloß irgend so eine blöde blaue Schüssel, die ihm jemand aus China geschickt hat.«
    »Bei der blauen Schüssel«, sagte Chappy vom Türrahmen aus, »handelte es sich um eine äußerst wertvolle Keramik, die während der Herrschaft Kangxis in der Zeit der Qing-Dynastie gefertigt worden war, etwa um 1690.« Er schlenderte derart gelassen ins Zimmer, als bedrücke ihn keine einzige Sorge. »Sie hat ein dreihundert Jahre altes Kunstwerk zerschmettert, das mich mehr kostet, als es Tony kosten würde, sich von dieser Schlange scheiden zu lassen.«
    »Ich nehme an, du wirst ihm erzählen, was ich dir gesagt habe«, erklärte Cynthia. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und etwas, das Dix nicht genau ausmachen konnte. Dix erinnerte sich an die Schüssel und dachte daran, wie einmalig sie gewesen war. An Chappys Stelle wäre er verdammt wütend. Doch er fragte bloß: »War die Keramik versichert?«
    »Natürlich, aber wen kümmert schon das Geld?«
    Cynthia sprang von ihrem Sessel auf und drohte ihm mit der geballten Faust. »Das ist das Einzige, was dir wichtig ist, Chappy - Geld und Macht, und zwar über alle, die du kennst! Tu nicht so, als seist du ein Märtyrer und das Opfer.« Sie drehte sich wieder zu Dix. »Er möchte, dass ich aus Tonys Leben verschwinde.«
    Dix zuckte mit den Schultern. »Warum zieht ihr dann nicht fort? Du hast die Wahl, Cynthia. Möchtest du wirklich hier auf Tara ein Kind großziehen?«
    Cynthia zitterte. »Nein, natürlich nicht, aber was ich will, spielt sowieso keine Rolle. Tony wird nicht mitkommen.«
    »Nein«, sagte Chappy, »mein Sohn geht nirgendwohin, Cynthia!« Er wandte sich an Dix und Ruth. »Wenn diese Harpyie ihm ein Kind verwehrt, kann sie sich meinetwegen verziehen und auf dem Weg aus der Stadt auch noch mit Gordon vögeln.«
    »Ich glaube nicht, dass Gordon dafür Zeit hat«, erwiderte Ruth. »Er ist im Moment ziemlich beschäftigt.«
    »Twister war nie zu beschäftigt für Sex.« Chappy blickte auf seine Fingernägel hinab. »Wissen Sie, dass Gordons Nase derart fein ist, dass er das Parfüm einer jeden Frau erkennen kann? Das hat mich schon immer fasziniert.« Chappy schüttelte den Kopf. »Tony wird an diesem Gedenkgottesdienst in der Stanislaus teilnehmen. Er hat gesagt, dass es nicht gut aussähe, wenn die hiesigen Bankiers den Verstorbenen nicht die letzte Ehre erwiesen.«
    »Wir werden auch hingehen«, sagte Dix.
    »Tja, ich nicht. Warum sollte ich auch? Twister wird dort sein, wahrscheinlich mit irgendeinem jungen Ding an seiner Seite, das

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