Angst
darauf vorbereitet sein.«
Es war seltsam, wie oft ihrer beider Instinkt ihnen genau dasselbe sagte. Savich umschloss ihren Arm mit seiner Hand und erwiderte ruhig: »Du musst nicht mit Mr Maitland reden. Ich habe mir das Gleiche gedacht.«
Sie löste sich aus seinem Griff und ging den breiten Gang hinab. Dann drehte sie sich um. »Lass uns Sean abholen. Ich habe vor der Besprechung mit Graciella gesprochen. Sie möchte heimkommen.«
»In Ordnung. Ich rufe noch rasch Ruth an und gebe ihr Bescheid über den Stand der Dinge hier. Wir sind nur zweieinhalb Stunden entfernt, falls in Maestro etwas passieren sollte.«
Sherlock bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Noch weniger, wenn wir den Helikopter benutzen.«
Dane Carver kam auf die beiden zugelaufen, sein Handy vor sich hertragend. »Interessante Neuigkeiten, Leute! Die Polizei hat vor einem Kaufhaus in der Webster Street einen verlassenen weißen Lieferwagen mit einem Rasenmäher und der Aufschrift >Austins Gartenservice< auf der Seitentür gefunden. Es sieht so aus, als habe Moses ihn nicht nur abgestellt - er hat den Wagen in Brand gesteckt.«
Savich seufzte. »Er ging davon aus, dass wir Claudias Anruf zurückverfolgt haben und eine Beschreibung des Lieferwagens besitzen. Jetzt macht es keinen Sinn mehr zu warten. Sie können schon längst aus der Stadt geflohen sein.«
»Aber das glaubst du nicht«, erwiderte Dane.
Sherlock war einige Sekunden still und drehte sich eine Strähne ihres lockigen Haars um den Finger. Das tat sie immer, wenn sie angestrengt nachdachte. »Nein, Moses wird erst verschwinden, wenn er die Angelegenheit mit dir beglichen hat.«
Savich nickte. »Dann sollten wir uns wohl besser vorbereiten.«
KAPITEL 28
Maestro, Virginia Freitagmorgen
Um zehn Uhr rief Dix in Gordons Büro in der Musikschule an.
»Ich weiß überhaupt nicht, warum ich dir das erzählen muss, Dix. Sie ist keine Studentin. Es hat keinen Sinn, sie in die ganze Sache hineinzuziehen. Hör zu, es war nichts, bloß ein kurzes Techtelmechtel, das keinem von uns beiden etwas bedeutet hat.«
»Ich kann dir ein nettes und warmes Plätzchen in meinem Gefängnis anbieten, Gordon, bis du mir sagst, was ich wissen möchte. Handelt es sich bei der Frau, die du aus dem Spiel halten möchtest, um Cynthia, Tonys Frau?«
»Cynthia?« Wenn Dix sich nicht vollkommen irrte, schwang ein Hauch von Abscheu in Gordons Stimme mit.
»Fein«, entgegnete Dix. »Da bin ich erleichtert. Und jetzt raus mit der Sprache, Gordon!« Die darauffolgende Stille zog sich in die Länge. »Du in Handschellen, das würde ein schönes Bild für all die Professoren und Studenten abgeben ...«
»Nein, Dix! Das kannst du nicht machen! Ich versuche lediglich, den Ruf einer gestandenen Frau zu schützen, nichts weiter. Dachtest du wirklich, ich würde mit Cynthia schlafen?«
»Den Ruf einer gestandenen Frau?«, fragte Dix. »Nicht den einer eher noch jungen Person? Könnte es etwa sein, dass in ihrem Haar sogar ein wenig Grau gewesen ist?«
»Nein, sie ist wundervoll und wird mich verklagen ...«
Dix schüttelte den Kopf. »Und ich dachte, Ginger würde mehr Geschmack an den Tag legen und nicht mit einem Mann schlafen, der ihr Vater sein könnte. Aber man kann sich nie sicher sein, nicht wahr? Wenigstens war es nicht Cynthia. Nun, so schlimm war es doch gar nicht, oder?«
Gordon gab sich schließlich geschlagen und erzählte Dix, dass er vor zwei Jahren mit Ginger Stanford geschlafen hatte, und wenn sie es unbedingt wissen wollten, auch mit ihrer Mutter. Die Affären hatten jedoch jeweils nur ein paar Monate gedauert, kaum lang genug, um im großen Lauf der Dinge eine Rolle gespielt zu haben.
Als der Rektor kurz innehielt, erkundigte sich Dix: »Wer hat Schluss gemacht?«
»Zum Ende hin haben wir uns gegenseitig nicht mehr sonderlich gemocht. Ginger hat mir an den Kopf geworfen, sie habe mehr von mir erwartet, weil sie gehört hätte, ich sei erfahren. Doch ich gäbe ihr nicht das, was sie bräuchte. Sie hat mir geraten, einen Sexualkundeunterricht zu besuchen. Eine Unverschämtheit! Sexualkundeunterricht! Ich!«
»Und Gloria Stanford? Waren ihre Wünsche ebenso übersteigert? Wie die Tochter, so die Mutter?«
Er muss tatsächlich nachdenken, wunderte sich Dix. »Sie ist außergewöhnlich talentiert, Dix, aber wir fühlten uns einfach nie wirklich zueinander hingezogen. Allerdings hat sie mich im Gegensatz zu ihrer zickigen Tochter nicht derart kritisiert.«
Bevor Dix auflegte, warnte er
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