Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
wollte, und ich habe nicht gefragt. Als er zurückkam, hatte er eine Flasche Champagner unterm Arm und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Er wollte sofort mit mir allein sein, also sind wir nach oben ins Bett. Ich erinnere mich, dass Chappy zu Hause war, weil er so gegen elf an unsere Schlafzimmertür geklopft hat und wissen wollte, was ich mit seinem Sohn anstelle. Ich war froh, dass ich immer sorgfältig die Tür abschließe. Es war nicht das erste Mal, dass er so etwas getan hat.«
    Dix konnte sich nicht daran erinnern, dass Chappy seit dem Tod seiner Frau vor so vielen Jahren jemals Interesse an Sex gezeigt hatte. »Er wollte euch beide wahrscheinlich bloß ärgern. Tony hat dir also nicht erzählt, wohin er nach dem Abendessen gegangen ist?«
    »Er war wohl noch einmal in der Bank. Er versucht, seinem Vater so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Ich hatte am Telefon einen weiteren Streit mit meiner Mutter und war stinksauer, weshalb ich sonst niemandem Beachtung schenkte.« Sie gähnte. »Mit Chappy aneinanderzugeraten, ermüdet mich immer. Vielleicht fahre ich nach Richmond und kaufe ein bisschen ein; das hilft mir zu vergessen.«
    »Sie gehen nicht zu Erins Gedenkgottesdienst?«, fragte Ruth.
    »Eigentlich kannte ich sie gar nicht so besonders gut.« Cynthia gähnte erneut und stand auf.
    »Ich weiß nicht, warum es mich beschäftigt«, sagte Dix einige Minuten später auf dem Weg zum Range Rover. »Oh ja, Tony hat letzten Freitagabend bis spät in der Bank gearbeitet, das hat der Sicherheitsdienst bestätigt, und laut Tonys Angestellten und der Sekretärin war er auch den ganzen Tag über dort. Was Chappy angeht, so behauptet Mrs Goss, dass er im Laufe des Tages mal weg war, doch sie weiß nicht, wohin er gegangen ist. Er rechtfertigt sich niemals und vor niemandem. Ich werde ihn wohl direkt zur Rede stellen müssen.«
    »Haben Sie aus Richmond etwas darüber erfahren, wer Dempsey und Slater beauftragt haben könnte, mich umzubringen?«
    »Kein Sterbenswörtchen, weder von den dortigen FBI-
    Agenten noch vom Police Department. Ich werde Detective Morales anrufen und ihn vielleicht damit locken, dass Sie mit ihm ausgehen, wenn er mit Informationen rüberrückt. Sie mögen italienische Küche, nicht wahr?«
    Ruth grinste. »Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ihrem Eintopf, Dix, und Spaghetti bolognese.«
    Der Gedenkgottesdienst für Erin Bushnell wurde in dem großen Auditorium der Gainsborough Hall abgehalten. Ein Dutzend prächtige Kränze waren um das Podium aufgestellt, und ein Farbfoto in Posterformat, das Erin beim Geigenspiel zeigte, hing von der Decke herab. Sie sieht so jung aus, kam es Ruth in den Sinn.
    Das Auditorium war zum Bersten voll. Dix hätte gewettet, dass jeder Student und jeder Professor der Musikschule anwesend war. All jene, die keinen Sitzplatz gefunden hatten, kauerten gegen Wände gelehnt oder saßen auf den Stufen der Gänge. Der Sheriff erkannte viele Leute aus der Stadt, die im ganzen Auditorium verteilt waren.
    Ihm und Ruth wurden viele Blicke zugeworfen, einige der Anwesenden runzelten finster die Stirn, andere nickten ihnen zaghaft zu. Erins Eltern waren ein konservativ aussehendes Paar, blass und still, die Dix unfähig schienen, mit dem gewaltsamen Tod ihrer Tochter zurechtzukommen. Als sie in der Stadt eingetroffen waren, hatte er sich mit ihnen verabredet und ihnen sein tiefes Beileid ausgesprochen. Zwar hatte er seine Frau verloren, aber er konnte sich nicht vorstellen, was es hieß, ein Kind zu verlieren. Er musste an Rafe und Rob denken und spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.
    Soweit es in seiner Macht stand, würden Erins Eltern nie genau erfahren, was ihre Tochter durchlitten hatte. Dass sie betäubt und erstochen worden war, war schon schrecklich genug, auch ohne den Rest. Dix hoffte inständig, dass die Handvoll Personen, die die Wahrheit kannten, für immer schweigen würden.
    Er verbrachte den Gedenkgottesdienst damit, die Gesichter um ihn her zu betrachten, und wusste, dass Ruth genau dasselbe tat. Ein paar Lobreden wurden gehalten, einschließlich einer sehr bewegenden Ansprache von Gloria Stanford und einer weiteren von Gordon, der seine Tränen kaum zurückhalten konnte. Der presbyterianische Geistliche aus Maestro sprach von Gottes Vorsehung und seinem Glauben an Gottes Gerechtigkeit für Erin, ein Gedanke, der bei den rund sechshundert Menschen im Auditorium großen Anklang fand.
    Gordon saß zwischen Tony und Gloria Stanford, und Dix

Weitere Kostenlose Bücher