Angst
und dankte ihnen, dass sie auf Madonna aufgepasst hatten, was ihr kurzzeitig ein Lächeln entlockte.
Schließlich löste sich Rob aus der Umarmung und schaute zu seinem Vater hoch. »Du hast ja Blut im Gesicht.«
»Es ist nicht meines, keine Sorge.«
»Verdammt noch mal, wir hätten uns vor Angst beinahe in die Hosen gemacht!« Rob holte mit der Faust aus und rammte sie seinem Vater in den Arm.
»Hör auf zu fluchen«, sagte Dix mechanisch. Er rieb sich den Arm und grinste auf seinen Sohn hinab. »Nicht schlecht. In ein paar Jahren werde ich keine Chance mehr gegen dich haben. Habt ihr Jungs Madonna irgendwelchen Kummer bereitet?«
»Nee«, erwiderte Rafer, der etwas länger als sein älterer
Bruder brauchte, um sich wieder zu fassen. »Sie hat uns Kakao gemacht, und wir haben ihr die Geschichte von dem Haus, in dem der alte Steeter wohnte, erzählt, und wie er kleine Kinder geklaut und sie gefangen gehalten hat. Sie meinte, sie könnte uns keine Geschichten erzählen, weil sie sich an keine erinnert.«
Dix hob die Augenbrauen. »Nach der Geschichte hat sie sich heute Nacht sicherlich gleich besser gefühlt und sich gewünscht, sie hätte sich eine für euch ausgedacht.«
»Madonna möchte sich das Haus anschauen«, sagte Rob, »um zu sehen, ob es dort irgendwelche Geheimgänge gibt.«
»Der alte Mr Steeter ist vor ungefähr zehn Jahren gestorben «, erklärte der Sheriff Madonna. »Er hat sein großes, altes viktorianisches Haus seinem Neffen vermacht, der nie gekommen ist, um seinen Anspruch geltend zu machen; und die Rechtslage hält andere Leute davon ab, es zu kaufen und zu sanieren. Die Kids aus der Gegend machen einen ziemlichen Wirbel darum.«
»Es wäre lustig, das Haus zu erkunden«, sagte Madonna, »wenn ihr mir versprechen könnt, dass uns keine Geister in Kindergestalt begegnen. Wollen Sie eine Tasse Kakao, Sheriff?«
»Das wäre toll.« Dix streifte sich Mantel und Handschuhe ab. Dann entschuldigte er sich und ging sich unten im Bad das Blut vom Gesicht abwaschen. Als er in die Küche kam, machte er es sich auf einem der Stühle bequem, während sich Rob und Rafe neben ihm niederließen.
»Wirst du uns alles erzählen, Dad?«
»Hast du die Typen geschnappt, die auf Madonna geschossen haben? Woher stammt das Blut?«
»Es war eine haarige Angelegenheit, Rafe. Wir hatten eine Verfolgungsjagd auf dem Highway. Deputy Penny muss ihren Benzintank getroffen haben, denn ihr Truck ist in die Luft geflogen. Die Verbrecher haben nicht überlebt. Das Blut auf meinem Gesicht stammt von Penny. Sie hat eine Kopfverletzung und ruht sich im Krankenhaus aus. Es wird ihr bestimmt bald wieder besser gehen. Die Feuerwehr kümmert sich gerade um die Überreste des Lasters.«
Er hatte den Jungs genügend Informationen gegeben, um ihre Neugier zu stillen, dachte Madonna, doch nicht so viel, dass die Sache für sie allzu real werden konnte. Aber bereits diese nackten Tatsachen waren erschreckend.
»Sind die Typen verbrannt?«, fragte Rafe.
»Ja, Rafe, das sind sie.« In die Luft gejagt worden und verbrannt, dachte Dix, toter kann man nicht sein.
»Musste Penny am Kopf genäht werden?«, wollte Rob wissen.
»Ja, mit ungefähr zehn Stichen. Das ist Dr. Oliphant aber wirklich hübsch gelungen.« Mit einem missbilligenden Kopfschütteln blickte er Rafe an, der enttäuscht aussah, dann jedoch mit weit aufgerissenem Mund gähnte.
»In ein paar Stunden wird es hell«, sagte Dix. »Wir sollten versuchen, noch ein wenig Schlaf zu finden, okay?«
»Rob und ich könnten die ganze Nacht aufbleiben, ohne müde zu werden, Dad.«
Madonna konnte sich ein schallendes Lachen nicht verkneifen. »Da ich schon alt bin, hört sich eine Runde Schlaf gut an.« Sie ließ sich vom Sheriff und seinen beiden Söhnen nach oben begleiten und stellte sich vor, wie sie in Robs Bett liegen und in die Dunkelheit starren würde, voller Angst davor, wer sie wohl sein mochte und was sie über sich erfahren würde. Sie hoffte, dass Dix ihr am Morgen alles erzählen würde, was sich abgespielt hatte, nicht nur die Kurzfassung, und dass er vor allem herausbekommen hatte, wer die Männer waren und warum sie versucht hatten, sie umzubringen. Vor den Jungen hatte sie ihn nicht danach fragen wollen.
Dix erwachte am Sonntagmorgen um zehn Uhr, spürte Panik in sich aufsteigen und atmete tief ein. Es war vorbei, und es ging ihnen allen gut. Rafe und Rob schliefen noch, in Rafes Bett, seltsam verrenkt, wie nur Teenager schlafen können, und Dix musste
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