Angst
mit seiner Glock aus dem hinteren Fenster der Fahrerseite, um ihr Deckung zu geben oder wenigstens die Männer im Truck abzulenken.
Penny feuerte erneut, nachdem Emory sie mit weiterer Munition versorgt hatte. Diesmal hatte er sie ihr allerdings langsamer gereicht, damit ihr die Patronen nicht aus den kalten Händen fielen.
Plötzlich erklang ein fürchterliches Getöse. Das Licht, das Dix vorhin hatte aufblitzen sehen, flammte wie ein nächtliches Signalfeuer auf, ein riesiger Kreis von blendendem Weiß spiegelte sich bläulich in dem dichten Schneegestöber wider. Dix hörte, wie Penny aufschrie, sah, dass Emory sie zurück ins Wageninnere zog. Eine Kugel hatte sie genau in dem Augenblick getroffen, als der Laster Feuer fing. Die Welt erstarrte und war in der nächsten Sekunde auf die Größe eines Stecknadelkopfs zusammengeschrumpft.
Dix beobachtete, wie Flammen durch den dicht wirbelnden Schnee emporloderten, orange wie die Sträflingskleidung im Louden County Gefängnis, acht, neun Meter hoch in den Himmel züngelten, rot und orange, während überall um sie her dicke schwarze Rauchschwaden aufstiegen.
Dix war bereits auf die Bremse getreten, als der Truck in einem ohrenbetäubenden Knall explodierte, der sich wie tosendes Donnertrommeln anhörte. Sie fuhren direkt durch den Feuerball hindurch, Trümmerteile flogen an ihnen vorbei. Ein schwarzes Metallstück schrammte über das Dach des Polizeiwagens, ohne es jedoch zu durchtrennen. Wäre es dreißig Zentimeter tiefer geflogen, hätte es sie alle umbringen können.
Dix drückte weiterhin auf die Bremse, während er gleichzeitig versuchte, das Auto unter Kontrolle zu halten. Dann begann der Wagen, langsamer zu schlingern. Dix betete, als er den Fuß von der Bremse nahm und das Lenkrad herumriss. Schließlich bekam er das Fahrzeug wieder in seine Gewalt.
»Sheriff! Oh mein Gott!«
Dix glaubte, sein Herz würde aufhören zu schlagen. Ein in Flammen stehender Reifen rollte in einem irren Tempo auf sie zu. Der Sheriff riss das Lenkrad nach rechts, und der Reifen prallte gegen den hinteren Teil des Wagens, schleuderte sie nach vorne, dann scharf nach links.
»Festhalten!«
Sie schossen über die Leitplanke hinweg und pflügten durch ein schneebedecktes Feld. Asche regnete auf sie herab.
Der Streifenwagen kam drei Meter von der Leitplanke entfernt auf ziemlich ebenem Boden zum Stehen, glücklicherweise weit weg von der dichten Eichenbaumgruppe auf dieser Seite des Highways. Eine gut eineinhalb Meter hohe Schneewehe hatte sie abrupt zum Stillstand gebracht.
Penny war auf dem Vordersitz zusammengesunken,
Claus hielt sie mit den Armen von der Windschutzscheibe zurück. Sie blutete am Kopf.
Dix fühlte sich einen Moment lang wie benommen, dann riss er sich am Riemen. Er zog Penny die Wollmütze vom Kopf und drückte sie ihr fest auf die Wunde an der Schläfe. »Wir wollen sie auf die Straße bringen. Der Streifenwagen ist im Eimer. Claus, rufen Sie 911 an.«
Behutsam zogen sie Penny vom Vordersitz, und Emory trug sie so zärtlich zum Highway zurück, als handelte es sich um sein eigenes Baby.
Sie sahen, wie Funken von einem unter Strom stehenden Kabel stoben, das auf einmal in ihre Richtung wirbelte und sich wild zuckend auf- und abrollte. Plötzlich schoss es auf Claus zu und erfasste beinahe sein Bein, bevor er zurückspringen konnte. Schließlich landete das Kabel im Schnee, wobei weiterhin Funken aus seinem Ende sprühten.
»Sind alle okay?«, fragte Dix.
»Nur ein bisschen durchgeschüttelt, Sheriff«, erwiderte Emory, der sich über Penny beugte und ihre Pupillen überprüfte. »Aber Penny, sie blutet immer noch am Kopf und ist bewusstlos. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
Claus legte den Kopf schief. »Ich höre Sirenen. Gleich ist Hilfe hier.« Er betrachtete den brennenden Truck. »Für die Kerle sieht es allerdings nicht gut aus.«
KAPITEL 9
Madonna beobachtete, wie der Sheriff seine Söhne an sich drückte. Die beiden hatten sich schreckliche Sorgen um ihn gemacht, aber sie waren Jungen und versuchten so gut wie möglich, ihre Furcht zu verbergen. Sie sagten kein Wort, hielten ihren Vater aber derart fest umklammert, dass er kaum atmen konnte. Madonna wusste, dass sie deshalb nichts sagten, weil sie Angst hatten loszuheulen, falls sie es doch täten. Sie selbst fühlte sich hilflos, unnütz wie ein Eunuch in seiner Hochzeitsnacht. Und das hasste sie.
Dix sprach ruhig auf seine Söhne ein. Er versicherte ihnen, er sei sehr stolz auf sie,
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