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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dem Krieg bergen zu können, aber ich vermute, dass keiner überlebt hat, da die Karte immer noch in dem Buch steckte. Ich hatte das Gefühl, sie sei die einzige gewesen und zur Absicherung in diesem kleinen Gesangbuch aufbewahrt worden, vielleicht als einer der Soldaten kurzzeitig vom Schlachtfeld heimkehrte, um seine Familie zu besuchen. Offensichtlich hat er keiner Menschenseele erzählt, was er getan hat. Das Papier sah alt genug aus, und die Handschrift passte auch zu der Zeit.«
    »Es hätte weitere Karten geben können«, gab Dix zu bedenken. »Das würde sonst bei Dieben von allzu großem Vertrauen zeugen.«
    Ruth zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Trotzdem war die Sache einen Versuch wert.«
    »Aber da es danach aussieht, dass andere bereits vor dir in der Höhle waren«, sagte Savich, »ist das Gold wahrscheinlich schon lange fort.«
    »Du hast recht, Dillon. Und meine Karte ist auch weg. Wenn sie nicht schon zuvor eine besaßen, so haben sie jetzt eine.«
    »Wir gehen morgen zurück zur Höhle«, schlug Savich vor, »und finden raus, was dir zugestoßen ist.«
    Ruth umklammerte seine Hand. »Der Gedanke, dorthin zurückzukehren, macht mir Angst, bis in mein tiefstes Inneres. Es ist so, als schlichen dort draußen Säbelzahntiger herum, und ich säße zusammengekauert vor einem Feuer, das nicht ausreicht, um mich zu beschützen.«
    Gegen ihren Willen erschauderte Sherlock. »Ich verstehe dich, Ruth. Mir erging es einmal genauso - in dem Irrgarten, in dem ich war -, doch das tut jetzt nichts zur Sache.«
    Ruth hob Brewster auf ihren Schoß, strich ihm sanft über die Ohren und starrte auf das prasselnde Feuer im Kamin.
    Dix lehnte sich nach vorne. »Geht es Ihnen gut, Ruth?«
    »Ja, tut mir leid, ich war nur mit meinen Gedanken für einen Moment woanders. Alles, was seit Freitag passiert ist ... ist ein wenig überwältigend.« Sie wischte sich Tränen aus den Augen, dann bekam ihre Miene wieder einen herausfordernden Ausdruck. »Darüber werde ich jetzt kein Wort mehr verlieren. Ich bin eine Kämpfernatur, also sollte ich mich jetzt auch wie eine benehmen.«
    »Sie können von mir aus den Mond anheulen.« Dix lachte. »Was Sie durchgemacht haben, Ruth, würde ausreichen, um den größten Macho umzuhauen, mich eingeschlossen.«
    »Das Wichtigste ist doch, dass wir alle hier sind und der ganzen Sache auf den Grund gehen werden«, sagte Sher-lock. Sie nahm Ruth in die Arme und drückte sie fest an sich, während Brewster seine Schnauze zwischen die beiden Frauen schob. »Du bist tatsächlich eine Kämpfernatur, das solltest du nie vergessen. Und jetzt würde ich gern von dir hören, dass Höhlenwanderungen nicht besonders anstrengend sind. Weder Dillon noch ich sind jemals abseits der ausgetretenen Touristenpfade in Höhlen gewesen, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind.«
    Ruth riss sich zusammen. »Man muss im Grund einfach nur sehr vorsichtig sein. Ich habe kaum schwierige Stellen in der Winkel’s Cave vorgefunden, sogar in den Teilen, die nicht kartografiert waren. Deshalb haben die Soldaten wahrscheinlich diese Kammer benutzt, um ihre Goldbarren dort zu bunkern. Die Sache ist die, man sollte niemals allein eine Höhlenwanderung machen, ich war also sehr naiv. Aber ich war derart aus dem Häuschen, dass ich mir eingeredet habe, ich bräuchte Luther nicht an meiner Seite.«
    »Ja«, erwiderte Dix und nickte, »das trifft es wohl recht gut: Sie waren naiv. Ich war zwar auch schon einmal in einer Höhle, aber man könnte mich unter keinen Umständen dazu bringen, ganz allein in den unerforschten Teil einer Höhle zu gehen, selbst ausgestattet mit lauter Millionen-Watt Suchscheinwerfern.«
    »Vielen Dank, Professor Noble«, sagte Ruth und wandte sich an Sherlock: »Ich liebe es, wenn ein Mann mir zustimmt. Auf jeden Fall werde ich euch führen - auch wenn ich keine Karte mehr habe, erinnere ich mich noch sehr gut an den Weg, den ich durch die Höhlen gegangen bin. Es wird nicht zu anstrengend werden, das verspreche ich. Ich bin schon in viel schwierigeren Höhlen gewesen, musste etwa auf dem Bauch durch kaltes Wasser kriechen, mich an Felswänden abseilen, ohne zu wissen, was mich unten am Boden erwartet - wobei ich nur inständig hoffen konnte, dass es überhaupt einen Boden gab -, oder mich durch Gänge hindurchzwängen, die für eine Zwölfjährige zu schmal wären.
    Es gibt nicht einmal besonders viele wirklich so enge Stellen in der Winkel´s Cave, dass sie dir eine Gänsehaut verursachen

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