Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
her, an manchen Stellen ist er ausgehöhlt worden. Weshalb wohl?«
    »Es riecht angenehm frisch hier drinnen«, meinte Savich, »was bedeutet, dass der Eingang noch nicht sehr lange von all den Steinen und der Erde verdeckt gewesen sein kann, jedenfalls nicht so lange, dass die Luft stickig geworden ist. Da sich jemand so viel Mühe gemacht hat, die Öffnung zu versperren, muss dies der Ort sein, den wir suchen.«
    Langsam und vorsichtig gingen sie weiter an dem Vorsprung entlang. Ruth fragte Chappy: »Die Kammer, zu der dieser Gang führt, erinnern Sie sich, wie groß sie ist?«
    »Ziemlich geräumig, vielleicht zwölf Meter breit und etwa vierzehn oder fünfzehn Meter lang. Aber es gibt dort eine seltsam geformte Kalksteinnische, die tief in die hintere Wand reicht und die Kammer sogar noch größer erscheinen lässt.«
    »Ich nehme nicht an, dass Sie damals etwas in dieser Nische gefunden haben?«
    Chappy warf ihr einen raschen Blick zu. »Als Kind habe ich gedacht, dort müssten sich die sterblichen Überreste von Indianern befinden, aber ich habe keine gesehen.« Er zog Dix am Ärmel. »Du musst dich ab jetzt noch mehr nach rechts halten, glaube ich, und dann fällt dieser Gang wieder ab - ziemlich steil sogar, also sei vorsichtig - und führt geradewegs in die große Kammer.«
    Als sie alle nach Dix die Kammer betreten hatten, fragte Chappy: »War das der Ort, an dem Sie waren, Ruth?«
    »Das weiß ich noch nicht, Chappy. Ich kann mich an fast nichts erinnern.«
    »Lasst uns weitergehen und sehen, ob wir es herausfinden können«, schlug Savich vor.
    Dix eilte tiefer in die Höhle hinein, wobei seine Coleman-Laterne verzerrte Schatten auf die Wände warf.

KAPITEL 13
    Es sah aus wie ein großes Gewölbe, mit einer hoch emporragenden Decke und einer überwältigenden Ansammlung von Stalaktiten, die in unglaublichen Formen wie Lüster über ihren Köpfen hingen. Aber viele der Tropfsteine in ihrer Nähe waren beschädigt und glichen gezackten, ramponierten Speeren, während die abgebrochenen Stücke überall auf dem Höhlenboden verstreut lagen. »Welch eine Schande«, empörte sich Ruth. »Das waren Menschen!«
    Es war seltsam, doch als sie den Schein der Stirnlampe von der Höhlendecke nach unten gleiten ließ, wobei das Licht sie nun selbst streifte, wirkte die Kammer dunkel, zu dunkel, und ruhig. Ruths Stimme nahm in der völligen Stille einen fremdartigen Klang an. Auf einmal hatte sie Angst.
    »Geht es dir gut, Ruth?«
    »Ja, klar«, erwiderte sie eine Spur zu heiter für Sherlocks Geschmack. »Schaut euch nur diese komische Gesteinsformation an. Sie erinnert an einen Sarg.«
    »Danke, dass Sie uns darauf aufmerksam machen«, sagte Chappy. »Da wird einem gleich ganz warm ums Herz. Aber trotzdem wunderschön, nicht wahr? Es ist schrecklich, dass manche Menschen schöne Dinge nicht in Ruhe lassen können.«
    Eigenartigerweise musste sich Ruth zu jedem Schritt zwingen und hatte Angst davor herauszufinden, was ihr hier zugestoßen war - falls es sich tatsächlich um die richtige Kammer handeln sollte. Aber natürlich war sie das, immerhin hatte sich jemand die Mühe gemacht, den Eingang zu verschließen.
    »Sie ist größer, als du dachtest, Chappy«, sagte Dix, während er weiter in die Höhle vordrang und seine Stirnlampe die schattenhaften Wände um ihn her erhellte. »Ruth, Sie glauben also, dass sich der Durchgang auf der rechten Seite befindet? Wollen Sie sich kurz umsehen?«
    Nein, am liebsten wollte sie sich noch nicht einmal bewegen. Sie hatte das Gefühl, lebendig begraben zu sein, während die Luft langsam knapp wurde und sie zu ersticken drohte. Sie wollte zurück, fort von dieser erdrückenden schwarzen Kammer mit all ihren Geheimnissen, wollte den Felsvorsprung entlang zurücklaufen, bis sie hinaus ins Tageslicht klettern konnte. Sie ermahnte sich, nicht zu heftig einzuatmen. Sie stand reglos da, umgeben von den ineinander verwobenen Lichtkegeln der vielen Stirnlampen. Es kam ihr vor, als hätte sie einen Kloß im Hals, und sie begann zu zittern. Es war kalt in der Höhle, kälter, als es sein sollte.
    Ruth holte erneut tief Luft. Gut, das konnte sie also. Sie stellte sich einfach lächerlich an! Sie zwang sich, sich umzudrehen und an der rechten Höhlenwand entlangzugehen. Der bogenförmige Durchgang würde dort sein, und sie würde ein für alle Mal wissen, ob dies der Ort war, an dem ... was eigentlich? In ihrem Kopf gab es immer noch ein schwarzes Loch, so schwarz wie das Loch, in dem sie

Weitere Kostenlose Bücher