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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sich gerade befand. Sie richtete die Stirnlampe auf die Wand, konnte aber keine Öffnung erkennen. Dann erinnerte sie sich, dass sie zuerst einige Schritte gemacht hatte, zu viele Schritte, die nirgendwo hingeführt hatten. Kreise ... wahrscheinlich war sie im Kreis gegangen, hatte sich gedreht und gedreht, schneller und immer schneller. Sie schüttelte erneut den Kopf. Die Schritte hatten irgendwann aufgehört, doch wie war das möglich?
    Sie strauchelte, ließ sich auf Hände und Knie fallen und spürte einen schmerzhaften Stich in der Handfläche. Anscheinend hatte sie sich auf dem scharfkantigen Stück eines herabgebröckelten Kalksteins abgestützt. Ruth blickte auf ihre Hand und schüttelte sie. Es war nicht weiter schlimm, ihr Handschuh hatte sie vor einer Schnittwunde bewahrt. Abgesehen von dem herumliegenden Kalkstein war der Boden überraschend glatt. Dort, am Ende des Lichtkegels ihrer Stirnlampe, befand sich etwas, ein kleiner, runder Gegenstand. Sie kroch hinüber, um ihn sich genauer anzusehen.
    Es war ihr Kompass.
    Eine lebhafte Erinnerung durchzuckte sie. Ihr Kompass. Sie hatte ihn fortgeschleudert, in einem Anfall... von was? Wut? Enttäuschung? Sie hatte ihn weggeworfen, weil er sie in die Irre geführt hatte, ihr Himmelsrichtungen angezeigt hatte, die unmöglich gewesen waren. Sie hatte ihn weggeschleudert, weil sie Angst gehabt hatte.
    Mit einer Stimme, die ihr völlig fremd war, rief sie: »Ich habe meinen Kompass gefunden! Ich erinnere mich, dass ich ihn hier fallen gelassen habe. Das ist auf jeden Fall die richtige Kammer.«
    Sekunden später waren die anderen bei ihr. Dix reichte ihr die Hand und zog sie hoch. Er nahm den Kompass entgegen, legte ihn sich auf die Handfläche und untersuchte ihn. »Er scheint immer noch zu funktionieren.«
    Ruth schluckte. »Als ich hier drin war, hatte ich den Eindruck, er sei kaputt.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er hat wirklich nicht funktioniert. Ich habe ihn nicht fallen lassen, ich habe ihn so weit wie möglich weggeschleudert.«
    Dix ließ den Kompass in seine Jackentasche gleiten. Als er bemerkte, dass Ruths Atem stoßweise ging, trat er zu ihr und strich ihr mit den Händen über die Arme. »Hören Sie, alles ist in Ordnung. Was auch immer in dieser Höhle passiert ist, Sie haben überlebt. Es wird nicht wieder passieren, okay?«
    Sie wollte sich an seine Brust werfen, sich von ihm vor den Ungeheuern dieses Ortes beschützen lassen, nur für einen Augenblick. Aber sie wusste, dass sie diesem Impuls nicht nachgeben durfte, und riss sich zusammen. Doch Dix spürte, dass Ruth am Ende ihrer Kräfte war, und nahm sie kurz in die Arme. »Savich, vielleicht könnten Sie und Sherlock nach dem Durchgang suchen«, schlug er vor.
    Chappy stand neben ihnen und starrte Ruth an. »Welchen Durchgang? Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie mir nicht erklären wollen, was hier eigentlich los ist?«
    »Später, Chappy«, entgegnete Dix.
    »Hier ist er!«
    »Sollen wir auch zum Durchgang gehen?«, fragte Dix.
    Ruth nickte, den Kopf immer noch an seine Schulter gelehnt. »Ja, okay. Mir geht’s wieder gut. Das war dumm, hier so zusammenzubrechen.«
    »Selbst eine Kämpfernatur darf ab und an Schwäche zeigen«, meinte Dix.
    Sie sahen zu, wie Savich und Sherlock vorsichtig durch die Öffnung krochen. Überall lagen zerbrochene Kalksteinstücke herum. Nach ein paar Sekunden rief Savich: »Keine zwei Meter den Gang hinauf haben sie die Ladung für die
    Sprengung angebracht. Hier drinnen herrscht ein heilloses Durcheinander!«
    »Es gibt wirklich nur einen einzigen Weg nach draußen«, sagte Sherlock.
    »Ich rieche Jasmin«, verkündete Ruth unvermittelt. »Ganz schwach, doch es ist da. Moment mal! Den Duft habe ich auch am Freitag wahrgenommen.«
    »Frische Luft kann ich nachvollziehen«, meinte Savich, »aber Jasmin? Ein Parfüm?«
    Ruth nickte. »Das ergibt allerdings überhaupt keinen Sinn, nicht wahr? Ich habe kein Parfüm getragen. Was könnte es sein?«
    »Ja«, sagte Chappy, »mir ist vorhin auch etwas in die Nase gestiegen. Ich wusste nicht, dass es sich um Jasmin handelt, ich habe lediglich etwas Süßliches gerochen.«
    »Chappy, könnten Sie mir die Nische zeigen?«, bat Ruth.
    Er führte sie auf die andere Seite der Höhle, während Savich und Sherlock die Wände abschritten.
    »Danke, Chappy. Es dauert nur eine Minute.«
    Bedächtig ließ Ruth ihre Taschenlampe über die unebenen Wände der Nische gleiten, die sich im Laufe von Jahrtausenden tief in den

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