Angst
worden«, sagte Dix. »Der Schnee scheint ziemlich tief zu sein, aber ich glaube, dass wir durchkommen können. Der Rover hat mich bisher noch nie im Stich gelassen.«
Es ging nur langsam voran. Der Schnee war teilweise genauso hoch wie die Reifen des Range Rovers, doch wenigstens blieben sie nicht stecken. Sie fuhren an ein paar alten Holzhäusern vorbei, die, von Bäumen umgeben, ein gutes Stück von der Straße entfernt, in Talmulden standen. Auf den Dächern und alten Autos in den Auffahrten türmte sich Schnee.
Dix sagte mehr zu sich selbst als zu jemand anderem: »Dort drüben wohnt Walt McGuffey. Es sieht nicht so aus, als hätte er in letzter Zeit sein Haus verlassen. Ich rufe besser mal Emory an und lass ihn nachsehen, ob bei Guff alles in Ordnung ist.« Er zog sein Handy hervor und rief auf dem Revier an.
Nachdem Dix das Gespräch beendet hatte, fiel Ruth auf, wie ruhig es draußen im Wald war. Die Mittagssonne strahlte grell herab, tauchte die weißen Hügel in ein glitzerndes Licht und ließ in raschem Rhythmus geschmolzenen Schnee von den nackten Eichenbäumen tropfen.
Die Straße mündete etwa fünfzehn Meter weiter vorne in eine Sackgasse. »Wir sollten bei diesem Schnee nicht querfeldein fahren«, meinte Dix.
»Nein, wir sind auch so schon nahe genug«, erwiderte
Chappy. »Wir haben jetzt eine kleine Wanderung vor uns. Ruth, schaffen Sie das?«
»Ja, Sir«, erwiderte Ruth. »Ein kleiner Schlag auf den Kopf ist kein Hinderungsgrund für mich. Ich bin ziemlich hart im Nehmen.«
»Vergiss deine Schaufel nicht, Dix«, sagte Chappy.
Der Schnee war so hoch, dass er bereits nach wenigen Schritten in ihre Stiefel eingedrungen war. In den Bäumen zu ihrer Linken raschelte es, und ein Kaninchen erschien, starrte sie an und hüpfte zurück ins Unterholz, bis zum Hals im Schnee versunken.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einer von den Bösewichten ist«, scherzte Dix. »Sehen Sie sich nur um, etwas Schöneres kann man sich kaum vorstellen.«
»Ja, ja«, sagte Chappy, »du machst eine tolle PR für Maestro. Wer hätte das gedacht, du Stadtkind!«
Dix verdrehte die Augen. »Nicht mehr, Chappy. Als ich letztes Jahr meine Familie in New York besucht habe, kam es mir so vor, als sei ich auf einem anderen Planeten gelandet. «
Ruth lehnte sich nach vorne, um ihre Schnürsenkel neu zu binden. »Wie weit ist es noch, Mr Holcombe?«
»Nennen Sie mich Chappy, Spezialagentin.«
Ruth lachte. »Dann sollten Sie mich aber auch Ruth nennen.«
»Ich werde es versuchen, Ruth. Dieser Name klingt allerdings so, als kämen Sie direkt aus dem Alten Testament oder als sollten Sie zu Hause sein und vor dem Kamin an einem Spinnrad sitzen.« Chappy hielt einen Moment inne und ließ den Blick umherschweifen. »Da drüben, noch ungefähr dreißig Meter«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf einen Baum. »Dort ist der Lone Tree Hill - sehen Sie die einzelne Eiche auf der Anhöhe? Sie hält hier schon länger Wache, als ich auf Erden bin. Der Schnee lässt alles anders erscheinen - der Schnee und die vergangenen Jahre.«
Sie stapften weiter in Richtung der Eiche, marschierten beinahe im Stechschritt durch den Schnee, die strahlende Sonne über ihnen. Ihnen war nicht kalt, aber ihre Füße waren vollkommen durchnässt. »Rob hat eine Menge Wollsocken, die er dir leihen kann, wenn du welche brauchst«, sagte Ruth zu Sherlock. »Und Dix kann Dillon versorgen.«
Chappy hob die Hand und blieb stehen. Sie waren ungefähr drei Meter vom Rand des Abhangs entfernt, der mindestens sechs Meter in die Tiefe ging und eine Art Becken formte, das etwa neun Meter breit war. Der Abhang war mit dürren Bäumen und Brombeerbüschen bewachsen, die sich unter dem Gewicht des Schnees bogen. Der Lone Tree Hill befand sich zu ihrer Linken, und auf dem Berg hob sich die Eiche mit ihren schneebedeckten Ästen als Silhouette gegen den kobaltblauen Himmel ab.
»Er sieht irgendwie aus wie ein Weihnachtsbaum«, sagte Ruth. »Ich wette, er ist das Lieblingsmotiv aller Fotografen.«
»Ja, aber vor allem aus der Ferne. Wenige Leute kommen hier hoch«, erwiderte Chappy, während er sich den Schnee von den Ärmeln klopfte. »Meine Frau liebte es, diesen Baum zu zeichnen, in jeder Jahreszeit. Viele Leute können ihn von ihren Häusern aus sehen.« Chappy zeigte zur anderen Seite des Abhangs. »Dort drüben, bei der alten, knorrigen Pinie, befindet sich der Höhleneingang. Dieser alte Baum sah schon halb tot aus, als ich ein Junge war.
Und er
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