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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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anderen Menschenseele bekannt war. Sie hörte Dix in seiner ruhigen, bedächtigen Stimme sagen: »Das würde ich im Augenblick lieber für mich behalten, Chappy, wenn du nichts dagegen hast.«
    Chappy kaute einen Moment auf seiner Unterlippe, griff geistesabwesend nach einem Gebäckstück und betrachtete es, während er erwiderte: »Nun, warum sollte ich dir nicht helfen? Ich könnte dir die Eingänge zu einigen Höhlen zeigen, die ich hier in der Nähe kenne. Es ist ja nicht so, als ob ich in den nächsten zehn Minuten die Übernahme der Citybank planen müsste. Hey, kipp deinen Kaffee nicht über das hübsche Sofa, Dix ... Das war nur ein Scherz. Aber trotzdem verstehe ich kein Wort von dem, was du sagst. Diese Höhlen, warum willst du dort hinein?«
    »Wir versuchen herauszufinden, was Ruth dort unten zugestoßen ist, Mr Holcombe«, erklärte Savich. »Irgendwie ist sie in eine dieser Höhlen gelangt, und zwar durch die Winkel’s Cave.«
    »Also könnte es eine Vorder- und eine Hintertür geben«, sagte Ruth.
    »Vielleicht gibt es tatsächlich eine, die mit der Winkel’s
    Cave verbunden ist. Ich erinnere mich, dass ich dort einmal als Junge beim Suchen nach Pfeilspitzen in eine große Höhle gestolpert bin. Allerdings war es eine Sackgasse, nur die eine Höhle. Andererseits weiß ich nicht mehr, ob ich mich wirklich genau umgesehen habe, und außerdem war ich seit vierzig Jahren nicht mehr dort. Der Eingang der Höhle, von der ich spreche, liegt in der Nähe des Lone Tree Hill, an der steilen Seite eines Abhangs.« Er hielt inne und kratzte sich am Ohrläppchen. »Ich müsste euch jedoch hinführen, bei dem ganzen Schnee, der jetzt alles bedeckt.«
    Dix warf Savich einen Blick zu. Der FBI-Agent zuckte mit den Achseln und nickte.
    Zehn Minuten später kletterten die fünf in Dix’ Range Rover und mussten sich zwischen die Ausrüstung für die Höhlenwanderung und die vier Laternen aus Chappys Campingausrüstung quetschen.
    »Eine Laterne und eine Taschenlampe sind alles, was man braucht. Ich habe diese Stirnlampen nie gemocht«, sagte Chappy zu niemandem Bestimmten. »Das ist ein hübscher Wagen«, fuhr er fort und tätschelte das Armaturenbrett. »Christie hat dieses Auto geliebt, hat immer gesagt, dass die Briten bei dem hier alles richtig gemacht haben. Ich habe es ihr vor drei Jahren zu Weihnachten gekauft. Es handelt sich um die Westminster Edition, von der in dem Jahr nur dreihundert importiert wurden. Christie mochte dieses weiche schwarze Leder, meinte, sie würde es lieben, auf hundertvierzig zu beschleunigen und zu sehen, wie dein Gesicht rot wird, Dix, und deine Finger ganz weiß, während du einen Hundeknochen umklammerst.«
    Chappy bemerkte Dix’ verschlossenen Gesichtsausdruck, die gleiche Miene, die sein Schwiegersohn jetzt seit fast einem Jahr an den Tag legte. Allerdings war dies immer noch besser als die leere Verzweiflung, die Dix im ersten Jahr gezeigt hatte.
    Dix erwiderte nichts. Schweigend blickten die beiden einfach hinaus auf die Straße, und Ruth fragte sich verwundert, wo Christie sein mochte. Wenn sie ihn verlassen hatte, warum hatte sie dann ihr geliebtes Auto nicht mitgenommen?
    Nachdem einige Minuten verstrichen waren, wischte Dix mit seinem Handschuh über die leicht beschlagene Windschutzscheibe und fragte: »Geht es Ihnen dort hinten gut? Genug Platz?«
    Savich lachte. »Ich habe versucht, Sherlock zu überreden, sich auf meinen Schoß zu setzen, aber ohne Erfolg. Ja, hier ist genügend Platz für uns und auch all die Laternen.«
    »Hey, Dillon«, sagte Ruth. »Sobald ich meinen Führerschein wiederhabe, lässt du mich dann mit deinem Porsche fahren?«
    »Glaubst du ernsthaft, ich würde meinen Porsche einer Frau anvertrauen, die bis gestern noch nicht einmal wusste, wer sie ist? Vergiss es, Ruth!«
    »Deine Amnesie hat nichts damit zu tun, Ruth«, erklärte Sherlock. »Er würde niemanden ans Steuer dieses Wagens lassen.«
    Chappy drehte sich im Sitz um. »Ein Porsche?«
    »Ja, Sir, ein 911 Classic. Rot, beinahe genauso alt wie ich.«
    »Sie sind ein großer Kerl - passen Sie da überhaupt rein?«
    »Fast schon zu gut«, entgegnete Sherlock. »Ich muss die Frauen mit einem Stock wegprügeln.«
    »Meistens sind es Männer«, korrigierte Savich, »mit den Köpfen unter der Motorhaube.«
    Chappy wies Dix an, von der Raintree Road rechts in eine einspurige Straße einzubiegen, die schneebedeckt und in schlechtem Zustand war. »Diese Straße ist noch kein einziges Mal geräumt

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