Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
nichts. Mit seinem
Geschrei hatte Wichtigmann lediglich erreicht, daß die Vogelstimmen im Wald
verstummten. Doch jetzt setzten sie wieder ein, als bestünde Grund zur
Fröhlichkeit, statt zu Schrecken, Panik, Verzweiflung und Schuldgefühlen.
    „Aber wer konnte das ahnen!“
    Weinerlich redete der 2.
Bürgermeister mit sich selbst.
    Noch einen Schluck Cognac — und
der Amtsträger in ihm wurde wach.
    Er zerrte das Handy aus seinem
Rucksack.
    Ein Halleluja den Schnurlosen!
    Beim ersten Mal verwählte er
sich, und eine gurrende Frauenstimme redete ihn mit ,Süßer’ an und wollte
seinen Vornamen wissen.
    Beim zweiten Versuch erreichte
er den Polizeipräsidenten in der nahen Millionenstadt. Mit ihm, der auch
Glockners Chef war, duzte er sich.
    „Ich bin’s“, ächzte
Wichtigmann. „Bist du gerade in einem Meeting, in einer Besprechung — oder
arbeitest du?“

    „Mach keine Witze, Karl-Walter.
Wo brennt’s?“
    „Hört man mir das an?“
    „Du klingst, als wärst du schon
auf dem Scheiterhaufen, auf dem du eines Tages sowieso landen wirst.“
     „Verdammt! Weißt du, wo ich
bin?“
    „Jedenfalls bist du in Panik.
Kannst sprechen. Ich bin allein, falls es was Vertrauliches ist.“
    „Ich bin in meiner Jagdhütte.
Vorher war ich unten im Dorf. Einkäufen. Dabei habe ich übrigens Margot und
Gaby Glockner getroffen und...“
    „Darüber weiß ich Bescheid“,
wurde er unterbrochen. „Margot Glockner hat uns informiert. Erzähl von deinen
Sorgen.“
    Wichtigmann seufzte wie ein
Abgrund, durch den der Abendwind bläst, und berichtete.
    „...konnte ich doch nicht
ahnen, daß ein Fremder zu meiner Hütte kommt. Sie liegt so versteckt. Da ist
sonst nie jemand. Nicht ein einziger Einbruch in 16 Jahren. Das will doch was
heißen, wie!“
    „Ich glaube es nicht“,
erwiderte der Polizeipräsident. „Du läßt deinen neunjährigen Sohn dort zurück,
zwei Jagdgewehre nebst Munition und eine geladene Pistole.“
    „Mach mir keine Vorwürfe! Ich
leide schon Höllenqualen.“
    „Waren die Waffen schon längere
Zeit in der Hütte?“
    „Natürlich nicht. Ich habe sie
von zu Hause mitgebracht. Ja, ich hätte sie im Jeep lassen sollen. Hinterher
ist man klüger.“
    „Wir müssen davon ausgehen,
Karl-Walter, daß es Willert ist. Wer sonst? Ein Spaziergänger tut sowas nicht.
Das bedeutet: Dieser gefährliche Ausbrecher hat deinen Sohn als Geisel. Als
Geisel! Als Geisel!!! Und er hat die Waffen. O Mann! Die Öffentlichkeit wird
zunächst Mitleid mit dir haben. Mit dir und deiner Frau. Aber später wird die
Presse feststellen, wie fahrlässig du gehandelt hast. Bei der nächsten Wahl
sehe ich schwarz für dich.“
    „Das ist mir völlig egal. Es
geht jetzt nur um Jörg.“
    Am anderen Ende der Leitung
dachte der Polizeipräsident: Das sagst du jetzt. Aber wenn Jörg erst mal
wohlbehalten zurück ist, hoffentlich, wirst du alles versuchen, um deinen
Leichtsinn, deinen bodenlosen Leichtsinn!, zu vertuschen.
    „Wir handeln sofort,
Karl-Walter. Ich schicke alle verfügbaren Leute in die Gegend. Willerts Foto
wird stündlich übers Fernsehen ausgestrahlt werden. Ich setze Hubschrauber ein.
Wir finden den Kerl. Aber dann geht es erst richtig los. Denn er hat deinen
Sohn als Druckmittel.“
    „Daß nur Jörg nichts
passiert...“, stammelte Wichtigmann.
     
    *
     
    Die Jungs und Gaby beobachteten
Margot. TKKG atmeten kaum. Denn es war offensichtlich: Margot erhielt eine
Hiobsbotschaft. Und die kam aus Brüssel, wo der Kommissar sich befand, zur
Zeit, wo er mit einem Kollegen auf Dienstreise war.
    Dieser Kollege hieß Kargheimer.
Und war Kommissar — nicht Hauptkommissar wie Emil Glockner. Aber auch der ließ
sich dienstlich meistens nur mit,Kommissar 1 anreden; und für die
Jungs war und blieb er das sowieso.
    Gesprächsfetzen.
    „...und, Herr Kargheimer?...
wie? Gut verlaufen? ... Ja, verstehe! ... so plötzlich! ... Emil hatte nie
vorher, nein, hatte nie vorher Beschwerden.“
    Das Gespräch dauerte drei oder
vier Minuten.
    Tim hatte begriffen, worum es
ging. Mahlzeit! dachte er. Auch das noch. Manchmal kommt wirklich alles
zusammen.
    Margot Glockner war etwas
ruhiger geworden. Sie legte auf.
    „Mami! Um Himmels willen! Habe
ich das richtig verstanden: Papi wurde operiert?“
    Margot nickte. Sie strich sich
eine blonde Strähne aus der Stirn und dann mit derselben Hand über Gabys Wange.
    „Der Blinddarm. Es kam wie der
Blitz aus heiterem Himmel. Papi ist zusammengebrochen. Während einer
Besprechung in der

Weitere Kostenlose Bücher