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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dortigen Polizeizentrale. Unsägliche Leibkrämpfe. Wie aus
dem Nichts. Fieber, Erbrechen. Der Polizeiarzt hat sofort richtig
diagnostiziert. Papi wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Ein akuter Blinddarm!
Das heißt, er war total vereitert und hat — sowas gibt es offenbar — vorher
keine typischen Beschwerden gemacht. Aber wenn ich richtig nachdenke — ja, ein
bißchen schon. Seit zwei Wochen. Papi dachte, er hätte was Ungutes gegessen.
Oder so. Jedenfalls war der Blinddarm total vereitert. Er ist aufgeplatzt. Die
Operation war in letzter Minute. Sonst wäre es zu einer lebensbedrohlichen
Entzündung im Bauchraum gekommen. Jedenfalls hat Papi die Operation sehr gut
überstanden. Er ist schon aus der Narkose erwacht. Er hat ja eine tolle
Konstitution, ist sportlich und Nichtraucher. Das macht sich jetzt bezahlt.“
    „Ihr Mann ist total mein
Vorbild“, sagte Tim. „Ist sonst fit wie ein Turnschuh. Aber so eine
Blinddarm-Geschichte kann jeden ereilen.“
    Margot bestätigte das, und in
ihr Gesicht kehrte etwas Farbe zurück.
    „Kargheimer verständigt den
Chef. Und ich fliege natürlich sofort nach Brüssel. Heute abend noch. Oder ich
nehme den ICE, falls im Flieger kein Platz mehr ist.“
    „Ich komme mit, Mami.“
    Margot überlegte. „Und was wird
mit Oskar? Frau Müller-Hochbohne verreist morgen früh. Ganz früh. Sie fährt zu
ihrer Mutter.“
    Müller-Hochbohne war die
tierliebe Nachbarin, wie Tim wußte.
    Ohne Überzeugung sagte Gaby:
„Dann... muß Oskar eben mal... ins Tierheim. Auch wenn ihm das gar nicht
gefällt.“
    „Ich würde ihn ja gern mit zu
uns nehmen“, bot Karl an. „Aber der Herr Professor, mein Vater, ist zur Zeit zu
Hause. Ihr wißt ja: Er reagiert allergisch auf Hundehaare. Kriegt davon
Ausschlag und Atemnot. Ist richtig tragisch. Denn Vati mag Oskar sehr. Aber
länger als zwei Minuten darf er ihn nicht um sich haben.“
    Wir, dachte Tim, brauchen gar
kein Pflege-Angebot loszulassen. Im Internat sind Tiere verboten — außer
Hornochsen aller Klassen. Und das Tierhalter verbot ist allgemein bekannt.
    „Also doch Tierheim“, sagte
Gaby.
    Während Margot telefonierte,
machte sich Tim düstere Gedanken. Die beiden, dachte er, allein im Intercity
auf der Fahrt nach Brüssel. Wenn Spelter das checkt, sieht er seine
Gelegenheit. Nein, so geht’s nicht.
    „...ja, daran läßt sich nichts
ändern“, sagte Margot mit resignierender Stimme in den Hörer und legte auf.

    „Das Tierheim ist voll“,
erklärte sie. „Ist sogar überbelegt. Sie wissen nicht mehr, wohin mit den
ausgesetzten Hunden und Katzen. Wie immer zur Urlaubszeit. Wenn die Vierbeiner
unbequem werden. Man kann noch von Glück sagen, wenn die ach-so-lieben Halter
ihre Tiere dort abgeben und nicht einfach aussetzen oder gar umbringen. Frau
Proll-Limmet sagt, es sei zum Verzweifeln. Was machen wir nun? Wo bleibt Oskar
solange?“
    Schweigen.
    Tim sah, wie Frau Glockners
Hände zitterten. Der Schreck hallte nach.
    „Darf ich Ihnen die nächsten
Notwendigkeiten abnehmen“, sagte der TKKG-Häuptling — und hatte schon das
Telefonbuch in der Hand.
    Er rief beim Flughafen an.
Flugschalter. Ja, in der Maschine um 20.05 Uhr, Flug 331 nach Brüssel, direkt,
war noch ein Platz frei — aber nur einer. Economy Class.
    Tim bat um einen Moment.
Margot, kurz-informiert, nickte.
    „Dann mußt du eben hier
bleiben, Gaby, so sehr sich Papi auch gefreut hätte. Aber er wird ja schon in
einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen.“
    Tim buchte für Margot Glockner.
Soweit war alles klar. Beim nächsten Schritt mußte er ein bißchen Verlegenheit
unterdrücken. Da half nur: Forsch damit raus!
    „Frau Glockner! Wir werden Sie
nachher zum Flughafen bringen und erst abrauschen, wenn Sie in der Maschine
sitzen. Ab dann sind Sie sicher. Horst Spelter kann Ihnen nichts anhaben.
Sollte er auftauchen, werden wir ihn auf Abstand bringen. Aber so rasch will
der ja gar nicht zuschlagen, denke ich mal. Trotzdem kann Gaby nicht allein
bleiben hier in der Wohnung. Unmöglich! Ich käme um vor Angst. Dennis Blots
wäre natürlich bereit, sich vor die Eingangstür zu legen. Aber wozu?
Schließlich hat Gaby ihre Freunde. Uns!“
    Er sprach das ,uns’ sehr laut
aus. Natürlich hätte es heißen müssen: ,mich’!
    Das war allen klar. Und Gaby
errötete ein bißchen, was in der momentanen Bedrängnis und
schlechte-Zeiten-Periode fast schon ein Wunder war.
    „Wir bewachen Gaby“, sagte Tim.
„Willi und ich lassen uns freigeben. Angeblich sind wir

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