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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mir. Ich rufe dich
wieder an. Ich muß erst mal gucken, wo ich bin.“
    „Noch was, Karsten. Ich habe
hier eine private Rechnung zu begleichen. Die Bullen wissen davon. Vielleicht
kommt der eine oder andere auf einen Plausch mal vorbei. Wenn ich den Hörer
abnehme und dabei huste, legst du gleich wieder auf.“
    „Aber vorher sage ich“, feixte
Willert: „Tut mir leid, falsch verbunden.“
    „Du weißt wirklich Bescheid.“
    Beide lachten und legten dann
auf.
    Spelters Bier hatte sich etwas
erwärmt, war aber immer noch kühl genug. Gerade als er trinken wollte, wurde
vernehmlich an die Wohnungstür geklopft.
    Und das zu dieser Stunde!
Außerdem klang es energisch. Spelter trat in die winzige Eingangsdiele.

14. Geschenk des Teufels
     
    Für einen Moment schimmerte der
Mond durch dünnhäutige Wolken, und der Hinterhof ,An-der-Schwemme’ wurde in ein
stumpfes Silberlicht getaucht.
    Immerhin — Tim sah, daß der
Mercedes an seinem Platz stand: ein luxuriöser Fremdkörper in dieser tristen
Umgebung.
    Der TKKG-Häuptling lehnte sein
Bike gegen den Kofferraum, ging nach vorn, legte eine Hand auf die Motorhaube
und überzeugte sich, daß sie noch warm war.
    Dann trat er vor Spelters
Wohnungstür und benutzte die Faust zum Anklopfen.
    Die Tür bebte leicht. Holz
knirschte. Oben, wo sich die Holzfüllung mit dem Mauerwerk verband, lösten sich
ein paar Stückchen vom Verputz.
    Nichts rührte sich. Aber hinter
dem fadenscheinigen Vorhang erlosch das Licht.
    Tim pochte abermals und bemühte
sich, seine Wut zu zügeln. Er spürte: Spelter war hinter der Tür, nur eine
Armlänge entfernt. Aber der Kerl stellte sich tot, bzw. schlafend.
    Tim schlug an die Tür.
    „Heh!“ vernahm er die kalte
Stimme des Ex-Häftlings. „Was ist los?“
    „Ich habe mit Ihnen zu reden,
Spelter. Machen Sie auf!“
    „Ich denke nicht daran. Es ist
später Abend. Da könnte ja sonstwer kommen.“
    „Ich bin nicht sonstwer. Mein
Name ist Peter Carsten. Ich bin der Freund von Gaby Glockner — und auch ihren
Eltern in herzlicher Freundschaft verbunden. Verstehen Sie, was ich damit sagen
will?“
    „Ich verstehe überhaupt
nichts.“
    „Sie verstehen mich genau. Ich
weiß, was Sie vorhaben — und ich warne Sie nur dieses einzige Mal. Wenn Sie von
einem gesunden Fortbestand Ihres bescheidenen Lebens träumen — dann vergessen
Sie den Namen Glockner. Kapiert? Denn beim nächsten Mal entkommen Sie mir nicht
— wie vorhin auf dem Hof. Beim nächsten Mal habe ich Sie am Kragen. Und dann gnade
Ihnen Gott!“
    Stille. Plötzlich begann
Spelter zu lachen.
    Tim hatte erwartet, der Psycho
werde sich jetzt in seine Behausung zurückziehen, ohne etwas zu erwidern.
    Statt dessen knirschte der
Schlüssel im Schloß, und die Tür wurde geöffnet.
    Spelter trat auf die Schwelle.
Hinter ihm war die Diele dunkel. Strenger Körpergeruch wehte Tim an, und er
wäre beinahe naserümpfend zurückgewichen.
    Aber das hätte den Eindruck
erweckt, er lasse sich einschüchtern. Also verharrte Tim und trotzte tapfer
dieser wandelnden Stinkbombe.
    Spelter war mit 181 cm etwa
zwei Zentimeter größer als Tim, aber nicht halb so athletisch. Er trug ein
Polohemd und starrte den TKKG-Häuptling an aus fast farblosen Augen.
    „Ich kenne dich nicht. Und du
interessierst mich einen Dreck. Klar? Ich weiß auch nicht, was du willst. Aber
ich glaube, du drohst mir. Drohst mir, wie? Dazu sage ich dir: Nimm dich in
acht. Mir droht man nicht. Mir nicht! Ich bin Horst Spelter. Ja, ich war lange
im Gefängnis. Aber ich weiß immer noch, wie man einen fertigmacht. Und mit dir
werde ich fertig, du Halbstarker.“
    „Halbstarker — sagt man nicht
mehr. Der Ausdruck stammt aus der Zeit, Spelter, als Sie noch frei rumlaufen
durften. Inzwischen ist meine Generation ganz stark, schweinestark. Und das
werden Sie spüren, wenn Sie die Glockners nicht in Ruhe lassen.“

     
    „Wer sind die Glockners?“
    Tim schoß blitzschnell die
linke Faust ab, zielte auf Spelters Gesicht und rastete den Karatestoß ein —
Millimeter vor Spelters gedrungener Nase.
    Voll durchgezogen hätte die
Wucht dem Psycho das Nasenbein in den Schädel getrieben.
    Der Kerl prallte zurück, zu
spät natürlich, und riß schützend die Fäuste hoch, auch das viel zu spät.
    Tim lachte sein gräßlichstes
Lachen — lachte wie Zuzzly, der Blutsauger, wenn der um Mitternacht aus seinem
morschen Sarg steigt, um dann — von Folge zu Folge in der gleichnamigen
TV-Serie — nach Opfern zu suchen, vornehmlich solchen

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