Angst im Paradies
hörte ganz still zu, nickte hin und wieder, aber ließ mich immer ausreden, ehe er etwas kommentierte oder nachfragte. Ich fühlte mich verstanden und das tat mir unendlich gut.
„Es ist spät! Wir sollten uns auf den Rückweg machen“, meinte Modou schließlich. Er stand auf und reichte mir die Hand.
Ich ergriff seine Hand und erhob mich. Gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg.
Als das Hotel in Sicht kam, verspürte ich ein leises Bedauern. Nun würden sich unsere Wege trennen und ich konnte nur hoffen, dass er mich nach einem Wiedersehen fragen würde. Ich war zu feige, ihn selbst danach zu fragen. Was, wenn er noch mit mir raufkommen wollte? Mein Herz schlug wild bei dem Gedanken. Ich war noch nie am ersten Abend so weit gegangen und eigentlich wollte ich es auch nicht. Aber wenn er mich fragen sollte ...
*
Wir betraten die Hotelhalle. Modou blieb im Eingang stehen und zog mich etwas näher zu sich heran.
„Darf ich dich morgen wieder sehen?“, fragte er leise.
Mein Herz machte einen Sprung.
„Ja. Ich würde mich freuen“, krächzte ich nervös.
Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich, erst sanft, dann fordernder. Ich wünschte, der Augenblick würde nie enden, doch er endete und Modou löste sich von mir. Ich sah das Begehren in seinen Augen. Würde er jetzt fragen, ob er noch mit auf mein Zimmer kommen dürfe? Ein Teil von mir wünschte es sich so sehr, ein anderer Teil wollte es nicht. Ich wollte nicht nur eine Affaire für eine Nacht, wenn er jetzt ginge, bedeutete das, dass es ihm ernster war. So hoffte ich jedenfalls.
„Gute Nacht. Soll ich morgen nach dem Frühstück kommen? Wir könnten wieder an den Strand gehen.“
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Ich nickte. „Ja, das wäre ... schön.“
„Gut, dann komm ich morgen um zehn. Gute Nacht.“
„Gute Nacht“, wisperte ich.
Er gab mir noch einen flüchtigen Kuss, dann drehte er sich um und verließ das Hotel. Ich schaute ihm verträumt hinterher. War es möglich? Konnte es sein, dass ich mich tatsächlich verliebt hatte? So schnell? Das war eigentlich nicht meine Art. Bei Mike hatte es mehrere Treffen gebraucht, bis wir uns verliebt hatten. Vielleicht lag es am Alkohol. Ich schüttelte benommen den Kopf. Ich musste jetzt dringend ins Bett und meinen Rausch ausschlafen. Morgen, wenn ich wieder einen klaren Kopf hatte, würde ich ja sehen. Ich ging zur Rezeption und ließ mir meinen Schlüssel geben, dann begab ich mich auf mein Zimmer. Ich schlüpfte aus meinen Kleidern und nach einer hastigen Toilette legte ich mich in das große Doppelbett. Das letzte, an das ich dachte, bevor ich einschlief, war: Morgen sehe ich ihn wieder .
Kapitel 4
E ine Woche war für mich wie im Traum vergangen. Jeden Tag unternahmen Liz und ich etwas mit Modou und Lamin. Die beiden zeigten uns die schönsten Strände und den Craftmarket in Senegambia, wo man afrikanisches Kunsthandwerk besichtigen und erwerben konnte. Hier gab Liz auch ein traditionelles Gewand in bunten Farben bei einem Schneider in Auftrag. Mit Lamin und Modous Hilfe hatte sie den Preis um mehr als ein Drittel heruntergehandelt und sie hatte einen Mordsspaß daran gehabt.
An einem anderen Tag besuchten wir den Crokodilpool in Bakau, wo man die Urviecher sogar anfassen konnte. Natürlich hatte sich Liz getraut, während ich lieber respektvoll Abstand gehalten hatte – man wusste ja schließlich nicht, ob die Bestien ausreichend gefüttert waren. Es gab auch ein kleines Museum, wo man etwas über traditionelle Musikinstrumente, traditionelle Waffen und Zaubercharme, Juju genannt, erfahren konnte. Zusammen besuchten wir den bunten und belebten Markt in Serrekunda und den Albert Market in Banjul, Gambias Hauptstadt. Nach einer romantischen Bootstour auf dem malerischen Gambia River übernachteten wir im Busch in einer romantischen Lodge. Die Lodge war sehr einfach, um nicht zu sagen, primitiv, doch war sie zauberhaft gelegen, mitten in den Mangroven. Von Gebäude zu Gebäude waren Stege angelegt. Die Häuser, die aus Naturmaterialien gebaut waren, standen auf Pfählen, und je nachdem, ob Ebbe oder Flut war, zeitweise mitten im Wasser. Auch die Terrasse des Restaurants war auf Pfählen über dem Wasser. Dort saßen wir abends bei Kerzenschein und aßen leckere Scampi mit Reis und Salat und tranken dazu kühles Bier.
Ich war von der Schönheit des Flusses und dem Busch mit seinen gigantischen Baobabs, auch Elefantenbäume genannt, den zahlreichen Ölpalmen, Konis, Mahagonis und anderen
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