Angst im Paradies
Zeit an und grübelte, woher ich es kannte, traute mich aber nicht, hinzugehen und nachzuschauen. Der Mann beugte sich zu seiner Partnerin und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf diese zu lachen anfing. Ein alberndes Gegacker, das ich schon irgendwo einmal gehört hatte, aber wo? Dann drehte sich der Mann auf einmal um und blickte mich direkt an. Es war mein Ex. Er grinste mich unverschämt an.
„Hier bist du also abgeblieben? Hab mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist“, rief er mir zu.
Seine Partnerin drehte sich nun auch um, es war die junge Blondine, die er mit zum Scheidungstermin gebracht hatte. Sie kicherte die ganze Zeit albern und ich hätte sie am Liebsten mit einer Ohrfeige zum Schweigen gebracht.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich kühl.
„Flitterwochen! Wir haben geheiratet“, verkündete er grinsend.
„Gratuliere“, meinte ich sarkastisch.
„Danke!“ Mike küsste seine Frau auf die Stirn. „Wir bekommen ein Baby!“
Ich schwankte zwischen Wut, Eifersucht und Trauer. Mike hatte mir immer gesagt, dass er keine Kinder haben wolle. Er hatte versucht, mich zur Sterilisation zu überreden, aber ich hatte es zum Glück nicht gemacht. Dafür hatte ich mir die Spirale einsetzen lassen. Wie gern hätte ich ein Kind gehabt.
Plötzlich verzog die Blondine das Gesicht.
„Ich glaube, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt!“
„Was, jetzt schon?“, fragte Mike verwirrt.
Die Blondine stöhnte und Unmengen von Fruchtwasser und Blut begannen, den gefliesten Boden zu überfluten. Es wurde immer mehr, erreichte meine Füße. Die Blondine schrie entsetzlich schrill und Mike schaute mich voller Hass an.
„Sieh! Das ist deine Schuld, du Hexe. Du hast sie verhext! Hexe! Hexe! Hexe!“ …
*
Ich erwachte und keuchte entsetzt. Mein Herz raste und ich legte instinktiv eine Hand auf meine Brust, fühlte das heftige Klopfen. Es war nur ein Traum gewesen. Ich fühlte mich erleichtert, doch ... der Traum war so real gewesen, der Geruch des Fruchtwassers schien noch in meiner Nase zu hängen. Woher wusste ich, wie Fruchtwasser roch?, wunderte ich mich.
Ich wälzte mich auf die Seite, das Laken war unangenehm feucht und verwühlt unter mir. Ich nahm mein Handy vom Nachtschrank und schaute nach der Uhr. Fast fünf. Ich sollte versuchen, noch etwas zu schlafen. Heute würde wieder ein langer, anstrengender Tag werden. Ärger stieg in mir auf, dass ich von morgens bis spät in die Nacht arbeiten musste und Modou konnte es sich zu Hause bequem machen. Ich schaute auf meinen schlafenden Mann neben mir. Nein, ich war unfair. Er hatte ja wirklich im Restaurant nichts zu tun und warum sollte er sich dort den ganzen Tag langweilen? Er war so gut zu mir, so liebevoll und aufmerksam. Es war dumm und kindisch, auf ihn böse zu sein.
Ich stieg aus dem Bett, um die Laken zu glätten, dann schlüpfte ich wieder hinein. Es war noch immer feucht von meinem Schweiß und ich suchte nach einer Position, wo es erträglich war, dann schloss ich die Augen und war tatsächlich kurz darauf wieder eingeschlafen. Diesmal blieb ich von bösen Träumen verschont.
*
Fünf Wochen waren vergangen, seit wir das Julies Diner eröffnet hatten und das Restaurant war jeden Tag voll. Neben den Touristen kamen nun auch vi Cn n>Juliesele Weiße, die hier lebten. Ein paar waren schon zu regelrechten Stammgästen geworden. Am meisten freute ich mich jedoch über die Freundschaft zu Susanne und Tom. Einziger Wermutstropfen dabei war, dass Modou von den beiden nicht so begeistert war. Er hielt sie für berechnend und meinte, sie würden nur auf Rabatt und Freigetränke aus sein. Also vermied ich es, Drinks zu spendieren, wenn er anwesend war.
Ich saß an meinem Ecktisch und sortierte Rechnungen. Eine unliebsame, wenn auch notwenige Beschäftigung. Stets pünktlich um sieben Uhr abends kam seit über einer Woche ein junger Mann zum Essen, der sich immer an Tisch neun setzte, eine Cola, eine Fischsuppe und danach den Barracuda mit gratiniertem Gemüse bestellte. Danach trank er immer einen doppelten Espresso und ging pünktlich um halb neun. Auch heute ließ der junge Mann nicht auf sich warten. Ich registrierte sein Erscheinen aus den Augenwinkeln.
Er war groß und schlank aber nicht schlaksig, sondern sehnig und durchtrainiert. Seine rotblonden Haare trug er stachelig kurz und die helle, teilweise durch Sonnenbrand gerötete Haut gab ihn als Tourist zu erkennen. Eine Weile arbeitete ich in die Rechnungen vertieft weiter,
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