Angst im Paradies
dann plötzlich hatte ich ein unbehagliches Gefühl. Ich kam mir beobachtet vor. Unauffällig schaute ich mich um, bis ich dem Mann von Tisch neun direkt in die Augen blickte. Sie waren von einem wässrigen grün, wie ich feststellte. Sein Blick hatte etwas Beunruhigendes an sich und ich bekam eine Gänsehaut.
Der Impuls, Omar zu rufen und den Gast rauswerfen zu lassen, war groß, doch ich wollte kein Aufsehen erregen. Außerdem tat er ja nichts Verbotenes. Er hatte sich auch schon wieder abgewendet und schäkerte mit Nene, die ihm den Espresso servierte. Ich zwang mich zur Ruhe und nahm meine Arbeit wieder auf. Als ich zehn Minuten später wieder zu Tisch neun blickte, war er verschwunden und ich atmete erleichtert auf. Im Nachhinein kam mir meine Reaktion ziemlich albern vor. Ich war wohl von der Arbeit etwas überspannt und bildete mir Dinge ein. Sicher hatte er nur ganz zufällig in meine Richtung geschaut und war vielleicht mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen. War sein Blick nicht ein wenig abwesend gewesen? So, als würde er durch mich hindurchsehen? So musste es gewesen sein. Deswegen war mir sein Blick so merkwürdig erschienen.
An diesem Abend gingen die letzten Gäste schon gegen kurz nach zehn und um elf schloss ich das Restaurant ab. Mein Auto war im Hinterhof geparkt und ich musste einmal um das Gebäude herum gehen. Ich verabschiedete mich von Omar und Lamin dem Koch, die als letzte geblieben waren.
„Gute Nacht Omar, Lamin. Bis morgen!“
„Bis morgen Boss. Gute Nacht“, wünschte Omar.
„Gute Nacht! Soll ich ihnen den Weg zum Auto leuchten? Ist dunkel heute, kein Mond.“
Lamin wedelte mit seiner Taschenlampe.
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich habe eine kleine Lampe an meinem Handy, das reicht. Aber danke Lamin.“
dasr="#000"> „Na dann. Wir seh'n uns.“
*
Die beiden Männer gingen zur Hauptstraße, um eines der zahlreichen Fünf-Dalasi-Taxis zu bekommen, die bis in die Nacht hinein ihre Routen fuhren. Ich leuchtete mir den Weg mit meiner Handylampe und war mit meinen Gedanken bei Modou. Sicher würde er sich freuen, dass ich heute so früh nach Hause kam. Wir hatten so wenig Zeit füreinander. Zwar war ich froh, dass das Restaurant so gut lief und die Arbeit machte mir auch sehr viel Spaß, doch ich vermisste auch die gemeinsamen Ausflüge, die Abende zu zweit mit einem schönen Essen, vielleicht einen Film oder ein gemeinsames Bad. Für solche Dinge hatten wir keine Zeit mehr, seit das Julies Diner eröffnet hatte.
Der Angriff kam aus dem Dunkeln. Jemand schlang einen stahlharten Arm um mich und hielt mir den Mund zu, die kalte Spitze eines Messers bohrte sich in das zarte Fleisch an der Seite meines Halses, wo mein Puls heftig pulsierte.
„Keinen Mucks, sonst mach ich dich kalt“, zischte eine Stimme in mein Ohr. „Hast du verstanden?“
Ich war vor Angst und Entsetzen wie gelähmt. Schweiß brach aus meinen Poren, kalter Schweiß, der mich frösteln ließ.
Die Messerspitze bohrte sich warnend etwas tiefer in mein Fleisch und ein kleiner Blutstropfen perlte meinen Hals entlang. Es war nur ein kleiner Schmerz doch das Entsetzen ließ mich erstickt aufschreien, die Hand presste sich noch fester auf meinen Mund und ich hatte Panik, zu ersticken, denn durch die aufsteigenden Tränen verstopfte sich nun auch meine Nase.
„Ich warne dich, noch so ein Ding und ich schlitz dir die Kehle auf. Keinen Mucks kapiert? Hast du kleine Schlampe das jetzt endlich geschnallt?“
Wieder drückte sich die Messerspitze ein wenig tiefer.
Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten und nickte.
„Gut! Braves Mädchen. Wir werden jetzt einen kleinen Ausflug machen. Wir gehen zusammen zur Beifahrertür, du schließt auf und wir steigen beide ein, du kletterst auf den Fahrersitz rüber, dann fahren wir, und wenn du versuchen solltest, irgendein Ding zu drehen, dann ...“ Der Mann ließ die Klinge an meinem Hals hinabfahren und ich erzitterte. Mein Herz schlug wie wild und ich hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. „Also, hast du das Ganze jetzt verstanden?“
Ich nickte.
„Fein, dann wirst du keine Zicken machen?“
Wieder nickte ich.
„Sehr gut! Ich sehe, wir verstehen uns langsam. – Dann los!“
Er sc C"#0sh;hob mich zur Beifahrertür meines Wagens, dann ließ er mich los, das Messer jedoch noch immer an meinem Hals.
„Den Schlüssel. Schließ auf!“
Ich fasste in meine Jackentasche und holte mit zittrigen Händen den Schlüssel heraus. Ich brauchte drei
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