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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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Anläufe, bis ich den Schlüssel endlich in das Schloss gesteckt bekam. Tränen liefen meine Wangen hinunter. Warum hatte ich nur nicht Lamins Angebot, mich zum Wagen zu bringen, angenommen? Der Wunsch, die Zeit zurückzudrehen und alles anders zu machen, war so groß, dass es mich fast wahnsinnig machte. Doch ich würde keine neue Chance bekommen. Ich hatte Lamins Angebot ausgeschlagen und nun musste ich mit den Konsequenzen fertig werden.

    Als die Tür offen war, schob der Mann mich hinein und ich kletterte auf den Fahrersitz, wie er es verlangt hatte. Der Mann setzte sich neben mich und schloss die Tür.
    „So, nun starte den Wagen.“
    Ich wollte zur Seite schauen, um den Unbekannten zu sehen, doch ich traute mich nicht. Nervös versuchte ich, den Wagen zu starten, brauchte jedoch auch hierfür einige Versuche, ehe es gelang. Der Mann fluchte und wieder bohrte sich das Messer in meinen Hals.
    „Jetzt fahr Richtung Turntable“, kommandierte er.
    Ich tat, wie geheißen und bog auf die Hauptstraße in Richtung Bijilo. Kurz vor dem Turntable, ein kleiner Kreisverkehr, dirigierte er mich weiter.
    „Jetzt fahr Richtung Brufut.“
    Beim Abbiegen erlaubte ich mir einen raschen Seitenblick. Der Mann trug eine rote Mütze und Sonnenbrille. Wie ich schon von der Stimme her erkannt hatte, war er weiß, Engländer und er kam mir verdammt bekannt vor. Ein weiterer Seitenblick, und ich war mir sicher. Ja, es war mein Dauergast, der mich heute so komisch angesehen hatte. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht, meine Nerven waren nicht überspannt gewesen. An ihm war etwas faul! Nun war es zu spät, nun saß ich tief in der Klemme. Ich betete zu Gott.
    Bitte, bitte, lieber Gott. Hilf mir. Lass mich nicht sterben. Nicht heute bitte. Nicht so!

    Wir fuhren eine Weile immer der Hauptstraße nach. Da Gambia kaum über Straßenlaternen verfügte und wir aus dem Stadtbereich heraus waren, war alles dunkel um uns herum. Ich fühlte mich so verloren und hilflos, wie nie zuvor.
    „Was ... was haben sie mit mir vor“, fragte ich, als ich die Anspannung nicht mehr ertragen konnte.
    „Ich habe doch schon gesagt, wir machen einen Ausflug. Ganz romantisch, nur wir beide. Wir werden schon Spaß haben, wir zwei, meinst du nicht? – Oder stehst du nur auf schwarze Schwänze?“
    Mir wurde flau im Magen. Ich musste doch irgendetwas tun können! Hier saß ich mit diesem Verrückten im Auto und fuhr zu meiner eigenen Vergewaltigung. Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu.
    Wir näherten uns einer Gruppe jugendlicher Schwarzer, die an der Straße standen. Das war meine Chance, dachte ich aufgeregt, doch mein Entführer hatte meine Gedanken erraten und das Messer drückte sich in unmissverständlicher Weise in das Fleisch meines Halses.
    „Denk lieber gar nicht dran, du bist schneller tot, als du schreien kannst“, warnte er mich mit gefährlich ruhiger Stimme. „Du wirst schön weiter fahren. Wir sind gleich da.“
    Ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe, als ich an meiner vermeintlichen Rettung vorbeifuhr. Jegliche Hoffnung schwand und ich erreichte ein Stadium von stumpfer Gleichgültigkeit. Schön! Sollte er mich doch umbringen. Ich hoffte nur, dass er es schnell machen würde. Ich dachte an Modou und erneut stiegen Tränen in mir auf. Ich hatte mich so gefreut, mit ihm einen schönen Abend zu verbringen und nun sollte ich ihn vielleicht nie wieder sehen.
    „Warum?“, flüsterte ich heiser.
    „Was?“
    „Warum tust du das? Warum ich?“, wiederholte ich etwas lauter.
    „Weil ich dich liebe, natürlich!“, sagte er, als wäre das die natürlichste Sache der Welt, dass man seine Angebetete unter Waffengewalt zu einer nächtlichen Vergewaltigung entführte und sie anschließend abmurkste.
    „Ich ... ich bin verheiratet!“, sagte ich einer Eingebung folgend.
    Er war verrückt. Er glaubte, mit mir eine Liebesbeziehung zu haben, vielleicht würde es ihn aufrütteln, wenn ich ihm diese Illusion kaputtmachte. Doch er sah mich nur mit seltsamem Blick an und meinte: „Ich weiß. Ich verzeih dir. – Auch wenn ich nicht verstehe, wie du einen Nigger heiraten konntest.“
    Ich hatte das dringende Bedürfnis, ihn anzuschreien, auf ihn einzuschlagen – ja, ihm seinen verdammten Schädel einzuschlagen, bis sein krankes Hirn herausspritzte. Die gewalttätigen Bilder in meinem Kopf halfen mir ein wenig, mit der Angst fertig zu werden.
    „Fahr langsamer“, sagte er plötzlich.
    Ich drosselte das Tempo.
    „Noch langsamer!“, forderte

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