Angst im Paradies
Sardinenbüchse, doch dafür kostete die Fahrt pro Sitzplatz nur fünf Dalasi. Die Busse fuhren jeder seine feste Route und man konnte überall entlang dieser Route ein- oder aussteigen. Doch nun, da ich nach einem dieser Busse oder einem der gelbgrünen Taxis Ausschau hielt, war nichts zu sehen. Es war wie verhext. Schon vielen die ersten paar Tropfen vom Himmel.
„Mist!“, fluchte ich halblaut vor mich hin.
Endlich sah ich ein Taxi herankommen und ich hob die Hand. Es hielt neben mir, zwei Frauen saßen schon darin.
„Senegambia?“, fragte ich.
Der Fahrer nickte und ich öffnete die Tür, um einzusteigen. Kaum, dass das Taxi sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, öffnete der Himmel alle Schleusen und eine wahre Sintflut ergoss sich auf die Erde. Der Fahrer schaltete die Scheibenwischer ein. Mit jedem Wisch gaben sie einen grässlichen Quietschlaut von sich. Kurz vor dem Ziel fummelte ich einen zerknitterten Fünfer aus meiner Hosentasche und reichte sie dem Fahrer nach vorne. Als wir die Taxigarage erreichten, regnete es immer noch, wenn auch nicht so doll. Ich lief mit meinem Einkauf zur Hauptstraße, in der Hoffnung, ein weiteres Taxi zu bekommen, das mich noch den Rest des Weges brachte. Ich hatte Glück und ein Taxi hielt auf mein Handzeichen hin an.
„Turntable?“, fragte der Fahrer.
Ich n fauranankomickte und stieg ein. Normalerweise war es nicht mehr weit zu fahren und ich hätte mir an einem anderen Tag die fünf Dalasi für die kurze Strecke gespart, doch ich hatte wirklich keine Lust, durch den Regen zu laufen. Schon genug, dass ich von der Hauptstraße, wo ich aussteigen musste, noch ein paar Minuten zu laufen hatte. So war ich doch noch durchnässt, als ich endlich die Tür zum Appartement aufschloss.
Die Schuhe, die voller rotbraunem Matsch klebten, zog ich vor der Haustür aus. Als Erstes stellte ich die Einkaufstüte auf die Kommode und zog mir die nassen Klamotten aus. Ich schlüpfte schnell unter die Dusche und zog mir trockene Kleidung an. Dann sortierte ich meine Einkäufe in den Kühlschrank und die Speisekammer und machte mir einen Kaffee. Mit dem dampfenden Getränk setzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Ich fand einen alten, französischen Film, den ich vor zig Jahren einmal gesehen hatte, und machte es mir gemütlich. Dann ging der Fernseher plötzlich aus.
„Mist!“, schimpfte ich ungehalten.
Gerade in der Regenzeit brach das unstabile Stromnetz Gambias oft für Stunden zusammen. Manchmal dauerte es einen ganzen Tag, bis der Strom wieder floss. Ärgerlich stand ich auf und schaltete probehalber das Licht ein, doch erwartungsgemäß tat sich nichts. Es war tatsächlich Stromausfall. Ich suchte schon mal für alle Fälle Kerzen und Streichhölzer zusammen, falls später der Strom immer noch nicht gehen sollte.
Ich beschloss, mir noch einen Kaffee zu machen. Zum Glück hatten wir einen Gasherd und waren so vom Strom unabhängig. Nur die verdammte Klimaanlage funktionierte natürlich nicht. Ich öffnete alle Fenster, um wenigstens etwas für Luft zu sorgen. Immerhin hatte es sich ein wenig abgekühlt und der Wind wehte frische Luft in das Appartement.
Das Handy klingelte. Ich schaute auf das Display. Es war Modou. Modou war heute Morgen nach Butubu gefahren, dem Dorf, wo seine Familie lebte. Ich wollte ursprünglich mitfahren, doch dann hatte Modou gemeint, einer müsse auf das Restaurant achtgeben. So war ich also allein zu Hause geblieben. Er würde voraussichtlich eine Woche wegbleiben.
Ich drückte den grünen Hörer.
„Hi Schatz“, grüßte ich ihn erfreut. „Bist du gut angekommen?“
„Hi Baby! Ja, habe in Brikama zwei Stunden warten müssen, bis der Gelegele voll war und losgefahren ist, doch sonst ist alles schnell gegangen. Meine Familie war ganz enttäuscht, dass du nicht mitgekommen bist, doch ich habe ihnen versprochen, dich bald einmal mitzubringen. Hier ist es aber im Moment auch nicht so toll für dich. Das halbe Dorf steht unter Wasser. Wie sieht es bei dir aus?“
„Ich bin grad völlig durchnässt vom Einkaufen gekommen. Wir haben schon wieder Stromausfall.“
„Hast du genug Kerzen?“
„Ja, hab ich k;Ja&ldschon bereitgelegt.“
„Gut. Ich muss jetzt Schluss machen, wir wollen gleich zur Moschee. Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich gut angekommen bin. Sei schön brav, solange ich nicht da bin! Ich kann mich doch auf dich verlassen?“
„Natürlich! Mach dir keine Sorgen!“, versicherte ich.
„Gut, dann
Weitere Kostenlose Bücher