Angst im Paradies
werden musste? Fragen über Fragen.
Die wichtigsten Fragen waren jetzt erst einmal, ob ich nun wirklich schwanger war und wann und wie ich es Modou sagen sollte. Ich würde heute einen Test aus der Apotheke holen und ihn morgen früh machen. Wenn ich dann tatsächlich schwanger sein sollte, standen mir zwei Möglichkeiten offen. Erstens konnte ich Modou anrufen und ihm gleich die Neuigkeit erzählen. Zweitens konnte ich warten, bis er nach Hause kam. Eigentlich würde ich es ihm lieber Angesicht zu Angesicht sagen, andererseits hatte ich die Befürchtung, er würde mir vielleicht wieder Heimlichkeiten vorwerfen, wenn ich es ihm nicht gleich erzählte.
„Nun, erst einmal sehen wir, was der Test sagt“, murmelte ich.
Vielleicht war es ja auch nur eine Grippe. In der Regenzeit grassierten die meisten Krankheiten. Von der Grippe bis zu den Windpocken, alles war in den feuchten Monaten um ein Vielfaches mehr vertreten.
*
Ich tunkte den Teststreifen in den Urinbecher. Wie lang waren fünf Sekunden?
„Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig, fünfundzwanzig ...“
Ich holte den Teststreifen wieder heraus. Nun musste ich noch fünf Minuten warten. Ich las mir zum siebten Mal die kurze und einfache Gebrauchsanweisung durch und sah mir die Abbildungen an. Ein Streifen unten hieß Test in Ordnung, nicht schwanger. Zwei Streifen hießen schwanger. Kein Streifen unten deutete darauf hin, dass der Test nicht korrekt ausgeführt worden war und das Ergebnis war in diesem Fall unzuverlässig. Nun, das war zumindest schon auszuschließen, denn der unterste Streifen war bereits sichtbar.
Mein Herz hämmerte aufgeregt in meiner Brust. War da nicht ein ganz schwacher, zweiter Streifen? Ich hielt den Teststreifen ins Licht und drehte ihn ein wenig hin und her. Ich meinte, dass ich einen ganz hellen Strich erkennen konnte. Es waren erst drei Minuten um. Gebannt schaute ich auf den Streifen. Da! Da war eindeutig ein zartrosa Strich zu erkennen und er wurde sogar noch ein wenig deutlicher. Mein Herz machte einen Sprung.
Ein wenig mulmig setzte ich mich auf den Küchenstuhl und starrte auf das Testergebnis. Ein leichtes Panikgefühl stieg in mir auf. Nun war es ernst. Ich war schwanger und konnte nur hoffen, dass mit der Schwangerschaft und Geburt alles normal verlaufen würde. Hier gab es zwar eine Menge Krankenhäuser, doch selbst die besseren waren bei Weitem nicht so modern ausgerüstet, wie in Europa und auch die Ärzte waren nicht so qualifiziert. Ich musste mich unbedingt umfassend über alle Kliniken im Umkreis informieren, um zu sehen, welche die besten Voraussetzungen bot. Ich atmete tief ein und verdrängte die Ängste. Tausende Frauen gebaren hier täglich Kinder, warum sollte ich nicht auch schaffen, was diese Frauen konnten? Ich war jung und gesund, kein Grund, sich unnötig Sorgen zu machen.
Ich beschloss, Modou erst bei seiner Wiederkehr von dem Baby zu erzählen. Ich wollte sein Gesicht sehen, wenn er es erfuhr. Piri jedoch rief ich sofort an, um es ihr zu berichten. Sie freute sich mit mir, doch sie schien sich auch Gedanken zu machen.
„Weißt du, viele weiße Frauen fliegen vor der Entbindung in ihre Heimat, um das Kind dort zur Welt zu bringen und kommen dann wieder her, wenn das Kind stabil genug für den Flug ist. Hier sind die Kliniken halt nicht so gut ausgerüstet, falls es Komplikationen gibt, hast du in England bessere Möglichkeiten“, gab Piri zu bedenken.
„Ich habe mir über die mangelnde medizinische Versorgung hier auch schon Gedanken gemacht, aber wenn ich in England gebären wollte, wäre ich bestimmt drei oder gar vier Monate weg. Etwa eineinhalb bis zwei Monate vor und eineinhalb bis zwei Monate nach der Entbindung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Modou sich darüber freuen würde.“
„Es geht hier um deine und die Sicherheit eures Kindes. Wenn er euch liebt, sollte ihm eure Sicherheit dieses Opfer wert sein“, beharrte Piri.
„Ich werde mit ihm darüber reden“, versprach ich. „Aber nicht sofort. Erst einmal soll er sich über die gute Neuigkeit f ke Nr wert sreuen. Wir haben ja sieben Monate Zeit, bis ich eine Entscheidung getroffen haben muss, es ist also nicht nötig, ihn gleich mit der Sache zu überfallen.“
Piri seufzte hörbar.
„Gut, aber warte nicht zu lange damit. Wenn eure Beziehung so toll ist, wie du denkst, dann wird er damit keine Probleme haben und die Vorteile einer Geburt in England erkennen. – Es gibt aber doch einen
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