Angst im Paradies
verzweifelten Versuch, als Modou sich zur Abreise fertig machte. Mit klopfendem Herzen griff ich nach seiner Hand und schaute ihn flehend an.
„Bitte Modou, nimm mich mit! Ich werde alles tun, was du sagst, nur lass mich bitte nicht hier allein. Ich flehe dich an. Wir waren doch so glücklich. Warum machst du jetzt alles kaputt? Liebst du mich denn gar nicht mehr?“
Modou entzog mir seine Hand. Sein Gesicht war eine unbewegliche Miene.
„Nein! Nein, ich werde dich nicht mitnehmen und nein, ich liebe dich nicht mehr!“, sagte er kalt. „Ich habe dich nie geliebt Baby!“
Ich ließ mich auf das Bett sinken, weil meine Beine mir den Dienst versagten. Mir wurde plötzlich ganz schlecht. Das musste alles ein Irrtum sein. Irgendwie hatte ich ihn falsch verstanden. Er konnte es nicht so gemeint haben. Das war ganz ausgeschlossen! Das wäre ja ...! – Dann wäre ja unsere ganze Ehe eine einzige große Lüge!
„Das meinst du doch nicht so“, flüsterte ich hoffnungsvoll.
„Sorry Baby. So ist es aber!“
„Warum hast du mich dann geheiratet?“
„Kannst du das nicht selbst erraten? – Wo du doch sooo schlau und gebildet bist?“
Wann hast du ihm von dem Geld erzählt? Vor oder nach dem Antrag?
Liz Stimme hallte in meinem Kopf. Meine Freundin hatte recht gehabt und nun war genau das eingetreten, was sie vorausgesagt hatte. Wie hatte ich nur so blind sein können? Was sollte ich jetzt nur machen? Panik griff mit eiskalten Klauen nach mir.
... das böse Erwachen kommt dann, wenn ihr Euch plötzlich im Alltag befindet ... du hast faktisch keine Rechte, er ist der Boss und er kann noch drei andere Weiber heiraten, wenn ihm der Sinn danach steht ... dann kann ich dir nicht einmal helfen. Niemand kann dir helfen. Du hast hier niemanden! ...
„Was ... was wird jetzt aus mir?“, fragte ich tonlos.
„Du wirst hier das Kind zur Welt bringen, dann sehen wir weiter.“
Gegen meinen Willen keimte Hoffnung in mir auf. Wenn das Kind erst einmal da war, würde vielleicht alles wieder gut werden. Ein Kind würde uns verbinden und ich konnte Modou damit etwas geben, was er sich wünschte und wenn ich mir ganz viel Mühe gab und folgsam war, wenn ich eine gute Ehefrau war, würde er lernen, mich wertzuschätzen und zu lieben!
Ich fühlte mich schon ein wenig zuversichtlicher, wenn auch ich dem halben Jahr hier im Busch noch immer abgeneigt gegenüberstand.
„Ich fahre jetzt. Ich werde mit meiner Familie Kontakt halten, um zu hören, wie es dir geht und dem Kind. Im nächsten Monat werde ich noch einmal kommen und dir neue Kleidung bringen, dein Bauch wird ja bald zu wachsen anfangen. Bis dahin versuch, das Beste aus der Situation zu machen. Genieß die schöne Natur, die Luft hier ist für schwangere Frauen viel besser, als in der Stadt.“
Modou nahm seine Tasche und verließ das Zimmer. Ich ging mit wackeligen Beinen zum Fenster. Ich konnte nur das hintere Ende des Autos sehen, da eine Mauer mir die Sicht versperrte und als Modou ins Auto stieg, konnte ich ihn schon nicht mehr sehen. Ich hörte, wie der Motor gestartet wurde und die Familie Abschiedsworte wild durcheinander rief, dann fuhr er los und mit ihm verschwand alles, was ich im Leben hatte. Nun war ich wie eine Schiffbrüchige, die auf einer unwirtlichen Insel, mit einer Horde Kannibalen als Bewohner, gestrandet war. Ich registrierte, dass ich nicht einmal mehr mein Handy hatte. Es war in der Seitentasche der Sporttasche gewesen, welche Modou mitgenommen hatte. Er hatte es gestern Abend selbst dort hineingetan. War es Absicht, dass er mir die letzte Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren genommen hatte? Nun war ich wirklich verloren. Verloren im Paradies, das immer mehr zur Hölle für mich wurde.
p:pe="+3" color="#600"> Kapitel 15
D ie Tür öffnete sich, doch ich nahm keine Notiz davon. Awa, Modous kleine Schwester kam herein. Sie war fünfzehn und hatte einen Narren an mir gefressen.
„Kann ich rein kommen Julia?“, fragte sie höflich, huschte jedoch schon durch den Türspalt, ehe ich eine Antwort geben konnte.
„Komm rein“, seufzte ich.
Awa schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den Boden. Mit ihren großen Augen schaute sie mich prüfend an.
„Du bist nicht hier geblieben, weil du es wolltest!“, stellte sie ohne Einleitung fest.
„Nein! Nein, ich wollte nicht hier bleiben!“
Ich überlegte, wie viel ich Awa erzählen sollte. Sie war die vielleicht einzige mögliche Verbündete in diesem Haus
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