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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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unentwegt.
    Awa zuckte mit den Schultern. Sie setzte sich auf einen umgedrehten Mayonnaiseeimer und lehnte sich zu mir, um nicht so laut reden zu müssen.
    „Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es Leute gibt, die es wissen. Modou zum Beispiel. Ich glaube nicht, dass sie es geschafft hat, von hier zu fliehen, denn als sie verschwand, hat niemand nach ihr gesucht. Entweder ist sie tot oder sie wird irgendwo festgehalten. Ich weiß nur, dass Modou sie kurz vor ihrem Verschwinden übel zugerichtet hatte. Dann war sie plötzlich weg, über Nacht, einfach wie vom Erdboden verschluckt. Wenn sie wirklich geflohen wäre, hätte Modou sicher versucht, sie wiederzufinden. Denkst du nicht auch?“
    Ich bekam bei der Geschichte eine Gänsehaut und nickte beklommen. Ja, Awa hatte recht. Es musste so gewesen sein. Entweder tot oder irgendwo gefangen gehalten. Ich schüttelte mich unwillkürlich. Ich kam mir hier schon gefangen vor, obwohl ich in Begleitung meiner Schwäger schon oft den Cchoin ompound verlassen hatte und mich innerhalb des Compounds frei bewegen konnte. Wenn ich mir vorstellte, vielleicht Jahre in einem Zimmer oder Haus eingesperrt zu sein? Das war wirklich eine furchtbare Vorstellung. Das Binta vielleicht tot sein könnte, war aber auch nicht besser. Und was war mit den Kindern?
    *
     
    Ich verzog das Gesicht und presste eine Hand auf meinen enormen Bauch. Ein Stöhnen glitt über meine Lippen.
    Aminata blickte von den Erdnüssen auf, die sie in kleine Tütchen sortierte, die für fünf Dalasi verkauft wurden. Sie sah mich prüfend an, dann nickte sie. Ich hatte jetzt seit einiger Zeit Wehen und sie kamen nun in Abständen von etwa fünf Minuten.
    „Fatoumata“, rief Aminata ein kleines Mädchen, das in der Nähe damit beschäftigt war, Zwiebeln abzuschälen.
    Sie trug dem Kind auf, nach der Hebamme zu schicken und Awa Bescheid zu geben.
    Fatoumata nickte, ließ Zwiebel und Messer fallen und rannte flink wie ein Eichhörnchen davon.
    Die Wehe war mittlerweile verklungen und ich entspannte mich wieder. Ich hoffte, dass alles gut gehen würde. Ich war hier mitten im Busch und außer der kommunalen Klinik, was nicht mehr war, als eine Dorfpraxis mit einem Arzt, der außer dieser noch vier weitere Kliniken zu betreuen hatte, gab es hier nur noch die Hebamme.
    Awa kam als Erstes. Sie war im Frauengarten gewesen. Sie stellte ihren Korb unter den Mangobaum und kniete neben mir nieder.
    „Wie geht es?“
    Ich verzog das Gesicht.
    „Schmerzhaft!“
    Ich spürte schon die nächste Wehe kommen und konnte für eine Weile nichts weiter sagen, bis auch diese Wehe verklungen war.
    „Ich hatte nicht gedacht, dass es sooo wehtun würde. Jetzt weiß ich, warum sich in der zivilisierten Welt alle Frauen eine PDA geben lassen.“
    „PDA?“
    Awa hatte von diesen Wundern der modernen Medizin natürlich keine Ahnung.
    „Das ist eine Betäubung, die spritzt man in den Rückenwirbel und dann verspürst du keine Schmerzen mehr. Du fühlst die Wehen zwar, aber sie tun nicht weh. So hab ich es zumindest gehört. Ich habe ja selbst noch keine Kinder bekommen. Aber jetzt könnte ich so eine Betäubung echt brauchen!“
    Awa machte große Augen.
    „Echt? D&bdaligas ist ja wunderbar!“
    Sie klatschte in die Hände, dann schaute sie mich mitleidig an.
    „Tja, so was kannst du hier natürlich nicht bekommen. Aber ich habe hier so viele Geburten erlebt und alle haben es geschafft. Ich weiß von keinem Fall, wo die Frau ... naja, ich meine ... du weißt schon!“
    Ich nickte.
    „Ja, ich verstehe! Leider macht mir das auch nicht mehr Mut. Es ist nicht so sehr die Angst, dass ich sterben könnte, vielmehr sind es diese verdammten Schmerzen!“
    Ich rieb über den Bauch. Er war jetzt prall wie ein Ballon kurz vor dem Platzen und genau so fühlte ich mich jetzt auch.
    „Ich bleibe bei dir. Du kannst meine Hand drücken, so fest du kannst. Ich lass dich schon nicht allein.“
    Die Hebamme, eine massive, große Frau mittleren Alters, kam auf den Compound.
    „Salem aleikum.“
    „Aleikum salam.“
    Sie ging zu mir und legte die Hand auf den Bauch. Gerade kam wieder eine Wehe und die Hebamme drückte hier und da und ich hätte ihre großen, fleischigen Hände am Liebsten weggeschoben. Es war unangenehm und schmerzhaft.
    Sie redete in Mandinka zu Awa und trug ihr auf, etwas mit mir hin und her zu gehen. Awa half mir auf, nachdem die Wehe verebbt war und wir wanderten eine halbe Stunde auf dem Compound hin und her. Dann schickte die Hebamme

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