Angst im Paradies
Schulmädchen.
„So, da wir nun alle vollzählig sind, können wir ja zum Bus gehen. Ich werde Sie zu ihren jeweiligen Hotels bringen. In den Reiseunterlagen, die Sie gleich erhalten werden, steht alles Wichtige drin, was Sie wissen müssen, bei Fragen und Problemen stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. Wenn Sie an Ausflügen teilnehmen wollen, geben sie Ihre Anmeldung bitte bis spätestens am Mittag des Tages vor dem Termin an der Rezeption ihres Hotels ab. Haben Sie bitte Verständnis, dass spätere Buchungen in der Regel nicht berücksichtigt werden können. Und nun folgen Sie mir bitte.“
*
Ich schaute aus dem Fenster des Reisebusses, der uns zu unserem Hotel bringen sollte. Ein wenig anders hatte ich mir Afrika schon vorgestellt. Die Palmen sahen nicht anders aus, als in Spanien oder Italien. Beeindruckend waren nur ein paar große Baobabs, ansonsten sah ich nur Sand, graue Betonmauern und Häuser aus Betonsteinen. In manchen Gegenden waren die Mauern und Häuser zwar nett angestrichen, doch Beton blieb Beton. Am meisten erschreckte mich der Müll. Weggeworfene Plastiktüten, Dosen, Schuhe lagen überall.
„Also, schön finde ich es hier nicht“, meinte ich enttäuscht.
„Hm. – Das hier ist aber auch nicht die Touristengegend“, meinte Liz. „Auf den Bildern bei Google Earth sahen die Strände sehr schön aus. Und im Hinterland, wo nicht so viele Häuser sind, ist es sicher auch grüner.“
„Dass hier so viel M&uoll so vieuml;ll liegt, finde ich trotzdem furchtbar“, erwiderte ich.
Liz zuckte mit den Schultern.
„Schauen wir, wie das Hotel so ist und der Strand. Wir können ja ein paar Ausflüge ins Hinterland buchen, um das richtige Afrika zu sehen. Wir werden schon Spaß haben.“
„Ja, du hast recht“, stimmte ich zu, auch wenn ich noch nicht so wirklich überzeugt war.
„Schau mal da!“, sagte Liz plötzlich und zeigte aus dem Fenster. „Sind die nicht süß?“
Ich schaute hinaus. Eine schwarze Ziege mit ihren zwei Lämmern lief an der Straße entlang. Die beiden Kleinen hatten rote Bänder um den Hals geknotet.
„Ja, die sind niedlich! Und die laufen hier einfach so frei herum“, antwortete ich schon viel mehr begeistert, als noch vor wenigen Minuten. „Und da! Schafe! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben ... sieben Schafe! Mitten in der Stadt! Ich kann´s nicht glauben, die lassen die Viecher hier einfach so laufen.“
„Dass die nicht abhauen! Wie findet hier jeder sein Viehzeugs wieder?“, wunderte sich Liz. „In England wären die schon längst überfahren worden.“
„Schau, das finde ich aber irgendwie nett.“
Ich zeigte auf zwei gambianische Frauen, die ihre Kleinkinder mit einem Tuch auf dem Rücken gebunden trugen.
„Das ist viel schöner und praktischer, als die Kinder in der Karre vor sich her zu schieben.“
„In dem tiefen Sand würdest du die Karre auch gar nicht vorwärts kriegen“, argumentierte Liz grinsend. „Mir gefallen diese Kleider. Die Stoffe sind so fröhlich, so bunt und der Schnitt ist auch schön. Ich glaube, ich werde mir auch so eins kaufen und mitnehmen.“
„Na, damit würdest du in England auf jeden Fall auffallen“, kicherte ich. „Willst du dann auch so einen ... was ist das eigentlich? Was die auf dem Kopf tragen, meine ich. Ist das ein Turban oder nicht?“
Beide Frauen trugen ein Tuch aus demselben Stoff, aus dem ihre Kleider waren, kunstvoll auf dem Kopf drapiert.
„Keine Ahnung“, meinte Liz schulterzuckend. „Aber nen Turban ist das glaube ich nicht. Der ist mehr gewickelt und nicht geknotet.“
Der Bus überholte einen Eselskarren. Auf dem Karren saß ein älterer Mann mit zwei etwa zehnjährigen Jungen, die den Touristen in dem Bus fröhlich zuwinkten.
Wir winkten lachend zur&uumdthhend zul;ck.
„Vielleicht ist es hier doch gar nicht so übel“, bekannte ich schließlich und stieß Liz lachend an. „Ich bin auf jeden Fall gespannt, dich im Afrikafummel zu sehen!“
*
Das Hotel war unerwartet komfortabel; mit nur drei Sternen hatte ich mich auf etwas anderes eingestellt und war nun angenehm überrascht. Das Zimmer war recht groß und hell mit zwei bequemen Betten, einem Einbauschrank mit Minibar und einer gemütlichen Sitzgruppe. Das Bad, ausgestattet mit einer Eckbadewanne und Dusche war ebenfalls sehr ansprechend, wenn auch der Fliesenleger nicht sehr viel Wert auf gerade Fugen gelegt hatte, doch darüber konnte ich im Urlaub getrost hinwegsehen. Auf dem Balkon standen ein
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