Angst im Paradies
uns ein bisschen? Ist eh noch recht früh.“
Liz schaute auf ihre Armbanduhr.
„Kurz nach neun.“
„Ja, gehen wir erst ins Hotel. Ich kann mit diesen Schuhen sowieso nicht so gut laufen, geschweige denn tanzen“, stimmte ich zu.
*
Der Club war nicht sehr groß, dafür jedo
Liz sagte etwas, doch ich konnte kein Wort verstehen.
„Was? Die Musik ist so laut. Ich hab dich nicht verstanden“, schrie ich gegen die dröhnenden Bässe an.
„Ist ganz schön was los hier, hab ich gesagt!“, brüllte Liz zurück. „Da ist glaube ich noch ein Raum, lass uns mal sehen, vielleicht ist es da ruhiger.“
Ich nickte und wir bahnten uns unseren Weg zu einem schmalen Durchgang, der zu einem Flur führte, von dem es nicht nur zu den Toiletten, sondern tatsächlich auch noch zu einem zweiten, etwas kleineren Raum mit einem Billardtisch, einer Bar und einer kleinen Tanzfläche ging. Hier war es etwas ruhiger und es gab sogar einen freien Tisch.
„Komm, setzen wir uns dort hin. Hier kann man sich wenigstens unterhalten“, schlug ich vor.
Wir gingen um die kleine Tanzfläche herum und ließen uns erleichtert auf die Stühle fallen. Am Nebentisch flirtete eine junge Engländerin heftig mit vier Einheimischen. Liz hob eine Augenbraue und machte ein missbilligendes Geräusch.
„Schau dir die an. Die muss es aber nötig haben. Und zugedröhnt ist die auch“, sagte Liz kopfschüttelnd.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Die ist alt genug, um zu wissen, was sie tut, oder? Wenn sie meint, sie braucht vier Kerle, dann bitte schön.“
„Ich hol uns was zu trinken“, bot Liz an, dass Thema wechselnd. „Was möchtest du haben?“
„Weiß nicht. Was haben die denn hier? – Such einfach was aus für mich, aber nicht so was Hartes bitte!“
Ich fühlte mich noch leicht beschwipst von dem Wein und wollte auf keinen Fall richtig betrunken werden. Mike hatte nie gemocht, wenn ich Alkohol trank und es hatte mir auch nicht gefehlt. Ich war sowieso nicht gerade ein regelmäßiger Partygeher.
„Keine Panik, ich such was Nettes aus. Sei nur hübsch brav und lass dich nicht von fremden Männern ansprechen.“
Liz zwinkerte mir zu und verschwand in Richtung der kleinen, runden Bar.
Ich schaute mir zum Zeitvertreib diemeivertrei Leute auf der Tanzfläche an. Da war eine schwarze Schönheit, die für sich allein tanzte. Sie sah irgendwie traurig aus. Ich fragte mich, was für ein Problem sie wohl bedrücken mochte. Liebeskummer vermutlich. Eine Horde junger Rastas tanzten in der Mitte der Tanzfläche und vereinnahmten viel Platz. Dann blieb mein Blick an einem Pärchen haften, das fest umschlungen tanzte, sich tief in die Augen blickend. Als ich bemerkte, dass ich das Paar anstarrte, schaute ich verlegen weg. Einen Moment hatte ich mich erinnert, wie ich einmal mit Mike in einer Promidiskothek so getanzt hatte, frisch verliebt und der Welt entrückt. Das schien schon ein ganzes Leben her zu sein. Damals war ich so glücklich gewesen und stolz auf meinen smarten Fotografen, der so heiß begehrt war, dass es mir wie ein Wunder erschienen war, dass er mich erwählt hatte. Ich hatte mich nie für etwas Besonderes gehalten, auch wenn ich mit meiner Erscheinung im Großen und Ganzen zufrieden war.
„Hallo schöne Frau. Gibst du mir was zu trinken aus?“, ertönte eine männliche Stimme neben mir.
Ich blickte zur Seite und musterte den jungen Mann, der mich angesprochen hatte. Ich schätzte ihn auf etwa fünfundzwanzig. Er war groß und hatte schulterlange Rastlocken. Sein Outfit war etwas zu protzig mit einer dicken Armbanduhr und einer breiten Goldkette, beides jedoch eindeutig billige Imitationen. Der Kerl war mir sofort unangenehm.
„Ich bin nicht allein hier“, sagte ich zu ihm mit mehr Coolness, als ich empfand, denn irgendwie war der Typ mir nicht geheuer.
„Ich weiß, du bist mit deiner Freundin hier. Das macht nichts, ich nehm es auch mit zwei Frauen auf“, gab er zurück.
Der dreiste Kerl setzte sich einfach auf den Stuhl neben mich, mir ein schmieriges Lächeln schenkend. Ein süßlicher Geruch ging von ihm aus. Marihuana, dachte ich. Sicher, die meisten Rastas rauchten wohl. Bob Marley, Reggae und Marihuana gehörten zu Rastalocken, wie die Sonne zu Afrika.
„Ich möchte nicht unhöflich werden, aber ich will, dass du mich in Ruhe lässt. Ich bin nicht interessiert. Also bitte ...!“
Ich machte eine Handbewegung, die andeutete, dass er verschwinden sollte.
„Warum gleich so unfreundlich. Das ist
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