Angst im Paradies
Tisch mit vier Sesseln aus Korb und ein Sonnenschirm.
„Gar nicht so übel“, meinte Liz und ließ sich auf eines der Betten fallen. „Ich glaube, wir werden einen sehr schönen Urlaub verleben.“
„Ja, ist wirklich toll hier“, stimmte ich zu.
Ich trat auf den Balkon hinaus und ließ den Blick über die Anlage schweifen. Die Gebäude waren in einem angenehmen Gelb gestrichen, das nicht zu knallig war. Es gab einen Pool mit Poolbar, eine Minigolfanlage, eine große Terrasse und jede Menge Palmen und andere exotische Gewächse. Sogar Bananenstauden und Papayabäume wuchsen in einer Ecke. Bis zum Strand waren es laut der Reiseunterlagen fünf Minuten zu Fuß, das war akzeptabel.
„Wer geht zuerst duschen?“, rief Liz von drinnen.
„Geh ruhig, ich setz mich so lange hier draußen hin“, rief ich zurück.
Ich flegelte mich in einen der Korbsessel in den Schatten.
„So kann man es aushalten“, seufzte ich und schloss die Augen.
Es war eine gute Idee von Liz gewesen, zusammen in den Urlaub zu fliegen. Ich fühlte, wie all der Stress der letzten Monate von mir abfiel.
*
Nach dem Duschen schliefen wir für zwei Stunden, um uns von dem anstrengenden Flug zu erholen. Es war sechs Uhr abends, als der Weckruf von meinem Handy ertönte. Ich war die Erste, die ihre Beine aus dem Bett schwang. Gut gelaunt lief ich ins Bad, um mich frisch zu machen.
Ich hörte, dass Liz etwas gesagt hatte, hatte aber nichts verstanden.
„Was hast du gesagt?“, rief ich aus dem Bad.
„Bequeme Betten, hab ich gesagt“, rief Liz. „Könnte glatt liegen bleiben.“
Ich grinste meine faule Freundin an, als ich aus dem Bad kam.
„Soll ich mich etwa allein ins Abenteuer stürzen? Sonst ist es eigentlich eher andersherum“, lachte ich.
„Dich allein losziehen lassen?“, rief Liz mit gespielter Bestürzung. „Kommt ja gar nicht in die Tüte!“
Sie sprang aus dem Bett und eilte ins Bad.
„Gib mir zehn Minuten – nein, fünfzehn!“
„Lass dir Zeit, der Abend ist ja noch jung. Erst mal suchen wir uns ein nettes Restaurant, dann sehen wir weiter.“
*
Wir verließen die Hotelanlage und mischten uns unter die anderen Touristen in Senegambia, der Touristenmeile. Liz wusste, dass es hier viele Wechselstuben gab, und so tauschten wir als Erstes unsere englischen Pfund in gambianische Dalasis um, dann schlenderten wir an den Restaurants entlang.
„Hey, schöne Frauen. Kommt, ich zeige euch die Speisekarte, hier bekommt ihr das beste Essen in ganz Gambia“, versprach ein junger Mann mit Rastalocken und Bob Marley Mütze einschmeichelnd. „Von wo kommt ihr, eh? England, Deutschland ...? Wie heißt ihr? Ich heiße Mohammed.“
„Danke, kein Bedarf!“, wehrte Liz resolut ab und zog mich weiter. „Von diesen Typen hab ich im Internet gelesen. Bumster nennt man die hier. Sehr aufdringliche Spinner“, erklärte Liz beim Weitergehen.
Leider schien jedes Restaurant über so einen Aufreißer zu verfügen, doch schließlich kamen wir zu einem netten, gemütlich aussehenden Restaurant, das auf diese aggressive Art der Werbung zu verzichten schien.
„Hier ist's doch nett, oder nicht?“, stellte ich zufrieden fest.
Die dunklen Holztische hatten weiße Decken drauf und eine Überdachung spendete angenehmen Schatten.
„Ja, ich glaub, das ist das Beste bisher. Lass uns hier was essen.“
Wir suchten uns einen freien Tisch auf der Terrasse und eine freundliche Gambierin brachte die Speisekarten. Zur Feier des Tages bestellten wir uns eine Flasche Weißwein, um auf unseren Urlaub anzustoßen.
„Weißt du schon, was du nimmst?“, wollte ich nach einer Weile wissen.
„Hmm, ich glaube, ich nehme Fisch, ich schwanke noch zwischen Ladyfisch und Butterfisch. Was nimmst du?“
„Ich probier das Chicken Yassa. Wenn ich schon in Afrika bin, will ich auch was Afrikanisches essen“, a;been&ldquntwortete ich und klappte die Karte zu.
„Weißt du denn, was das ist?“
„Nö! Aber ich werde es trotzdem probieren. Wenn es nicht schmeckt, kann ich mir immer noch eine Pizza bestellen.“
„Dann nehm ich den Butterfisch. Oder? Nein, doch lieber den Ladyfisch“, entschied Liz.
Die Bedienung kam mit dem Wein und nahm die Bestellung entgegen. Liz und ich nahmen unsere Gläser zur Hand und prosteten uns zu.
„Auf einen schönen Urlaub!“
Kapitel 3
N ach dem Essen tranken wir noch einen Cappuccino. Liz holte eine Zigarettenschachtel aus ihrer Tasche und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Ich
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