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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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ihre Bedeutung nicht.
    Am nächsten Tag kam das junge Mädchen in das Zimmer und brachte eine Schüssel mit, in der sich kleine Stücke einer orangen Frucht befanden. Es sah ein wenig nach Honigmelone aus, nur das die Farbe kräftiger war.
    „Ich habe dir etwas Papaya mitgebracht. Ich dachte mir, dass du die vielleicht schon essen kannst. Ist ganz weich.“
    Sie setzte sich neben mich auf das Bett und nahm ein Stück Frucht, um es mir in den Mund zu schieben. Mein Mund fing sofort an zu wässern, als die süße Köstlichkeit auf meiner Zunge zerging. In kurzer Zeit hatte ich die ganze Schüssel leer gegessen und das junge Mädchen stellte die Schüssel mit einem zufriedenen Nicken neben sich auf das Bett.
    „Wie fühlst du dich? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich dachte, dieses Schwein hätte dich umgebracht.“
    „M-mike?“, krächzte ich.
    „Ich versteh dich nicht. Was soll das sein?“
    „W-wooo biinnn ...“, das Sprechen war so schmerzhaft, dass ich eine Pause einlegen musste, ehe ich weiter sprach: „...iich?“
    „In Butubu. Kannst du dich nicht mehr erinnern, was passiert ist?“
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    „Modou hat dich faou Ich sst umgebracht. Vater ist dazwischen gegangen, sonst hätte Modou es vielleicht doch geschafft.“
    Mir wurde übel. Wer war Modou und warum hatte er mich fast umgebracht? Und wo bitte schön war Butubu?
    „Kannst du dich an mich erinnern?“, fragte die junge Frau hoffnungsvoll.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Weißt du, wer du bist?“
    Ein Nicken.
    „Weißt du, wer Modou ist?“
    Kopf schütteln.
    Ich sah, wie die junge Frau mich ungläubig anschaute.
    „Das ist ja furchtbar!“, sagte sie leise. „Soll ich es dir erzählen?“
    Kopf nicken.
    Die Frau seufzte und richtete sich ein wenig auf, dann begann sie langsam zu berichten, was mich hier hergeführt hatte, wer mein Ehemann war, mein Sohn, alles, was seit meiner Ankunft in Butubu vorgefallen war. Hin und wieder führten die Erzählungen dazu, dass Erinnerungsfetzen in meinem Kopf auftauchten. Doch war ich mir nicht sicher, ob es reale Erinnerungen waren oder nur von Awas Erzählungen ausgelöst wurden. Nachdem die Erzählungen zu Ende waren, schloss ich die Augen. Ich erinnerte mich wieder an einiges, was Awa mir erzählt hatte, auch an Details, die Awa nicht erzählt hatte, wie zum Beispiel der umgekippte Baobab, wo ich Sona aufgelauert hatte. Und ich erinnerte mich an meinen Sohn, wie ich ihn mit dem kalten Bad vom Fieber kuriert hatte.
    „L-laaminn“, brachte ich mühsam hervor. „Www...“
    „Er ist bei Hallima. Du konntest ihn ja nicht füttern und so hat Hallima ihn übernommen. Soll ich ihn holen?“
    Ich nickte. Mein Herz klopfte unruhig bei dem Gedanken, meinen Sohn, an den ich mich bis vor Kurzem gar nicht erinnern konnte, in den Armen zu halten. Noch immer war meine Vergangenheit in einem Nebel und nur Teile kamen mir nach und nach ins Bewusstsein. Es war, als wäre es nicht mein Leben, an das ich mich erinnerte.
    Awa erhob sich und nahm die Schüssel vom Bett.
    „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie und verschwand.
    Als sie kurze Zeit später mit dem kleinen Jungen auf dem Arm zurückkam, saß ich aufrecht im Bett. Unter Schmerzen und großer Kraftanstrengung hatte ich es geschafft, mich Stück für Stück weiter aufzusetzen. Lächelnd trat Awa ans Bett und legte das Kind in meine Arme. Der Kleine brabbelte und quietschte freudig. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich in da alr aufs runde Gesicht meines Sohnes blickte. Er war nicht ganz so dunkel, wie Awa aber doch eindeutig auch nicht weiß. Was war nur mit Mike geschehen und was tat ich in Afrika? Noch immer fehlten mirviele Details meines Lebens.
    „Erinnerst du dich an ihn?“, wollte Awa wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern, dann nickte ich zaghaft.
    „Es wird schon wieder. Du hast viel Prügel eingesteckt, wahrscheinlich hat er dich hart am Kopf getroffen, dass du das Gedächtnis verloren hast. Wir hatten wirklich kaum Hoffnung, dass du es schaffen würdest. Der Arzt hatte davon abgeraten, dich ins Krankenhaus zu transportieren. Er meinte, die Fahrt würde dir vielleicht mehr schaden, als nützen. Deine Rippen sind gebrochen und wir hatten Angst, dass du innere Verletzungen hast oder so.“
    Ich wiegte meinen Sohn hin und her. Es war, als wäre er gerade eben geboren worden und nicht vor einem halben Jahr. Hoffentlich würden die restlichen Erinnerungen auch noch zurückkommen. Ich fühlte mich nur als halber

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