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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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Mensch, da ein Teil meiner selbst irgendwo tief verschüttet lag. Stein für Stein musste ich von meiner Vergangenheit abtragen, um an das darunter Liegende zu kommen.
     
     



Kapitel 29
     
    I mmer mehr kamen die Erinnerungen zurück. Schöne und auch Hässliche. Manche Erinnerung tat weh, bei anderen musste ich lachen. Die Verletzungen heilten langsam und auch meine Sprache war fast wieder normal. Die Regenzeit ging vorbei und ich nahm zusammen mit Fatou meine Besuche bei Binta wieder auf. Binta war entsetzt darüber, was mir widerfahren war und beschwor mich, über eine Flucht nachzudenken. So vergingen die Wochen und die Monate und ich dachte unentwegt daran, wie ich meiner Gefangenschaft entfliehen könnte. Ich hatte mit Awas und Fatous Hilfe und meinen eigenen Verkäufen von Gemüse ein kleines Vermögen angespart. Nicht genug, um mir den Flug nach England zu leisten, doch genug, um mit dem Bus nach Kombo zu reisen, Polizei zu bestechen und eine Weile beweglich zu sein, um alles zu organisieren.
    Tom und Susanne würden mir sicher das Geld für den Flug leihen, da war ich mir sicher. Nur wusste ich nicht, wie ich mit den beiden Kontakt aufnehmen konnte. Ich wusste nicht genau, wo sie wohnten und da Modou mein Handy mitgenommen hatte, hatte ich auch keine Telefonnummer mehr. Im Restaurant konnte ich mich nicht sehen lassen. Ebenso schwierig gestaltete sich die Suche nach Piri. Ich wusste, in etwa, wo sie wohnte, doch war es immer noch fraglich, ob ich sie finden würde. Finanziell konnte Piri mir auf keinen Fall weiter helfen, nur vielleicht dabei, Tom und Susanne ausfindig zu machen. Isa würde mich sicher kostenlos durch die Gegend fahren. Aber ein wenig Geld hatte ich ja zum Glück. Ich wollte die Hilfsbereitschaft meiner Freunde nicht so ausnutzen. Die Beiden konnten selbst jeden Dalasi gebrauchen. Je mehr ich über eine Flucht nachdachte, um so mehr dachte ich auch darüber nach, wie ich Binta helfen konnte. Mein größtes und bisher ungelöstes Problem st alr Binta ellte Modou da. Wenn ich erst einmal geflohen war, würde die Familie Modou informieren und der wiederum würde mich finden, da war ich mir sicher. Ich hatte nur dann eine Chance, wenn er nichts von meiner Flucht erfuhr. Aber wie sollte ich das anstellen?
    *
     
    Anfang Januar saß ich unter dem großen Mangobaum im Frauengarten und spielte mit Lamin. Er war zu einem kräftigen Jungen herangewachsen, der sich an allem hoch zog und ein wahrer Meister im Schnellkrabbeln war. Wie alle kleinen Kinder steckte er alles in den Mund und kaute gern auf den verschiedensten Dingen herum. Awa hatte ihm in Brikama einen Beißring gekauft, dieser war seitdem sein auserkorenes Lieblingsspielzeug. Weil er so an dem Ring hing, hatte ich ein Kettchen daran gemacht und an seinem Handgelenk befestigt. So konnte der den Beißring nicht verlieren.
    Ich nahm Lamin auf meinen Schoß und versuchte, einen Finger in den Mund des Kleinen zu stecken.
    „Komm mein Süßer. Mach das Mündchen auf und lass Mami mal nach deinen Zähnchen gucken“, sagte ich zu Lamin, der aber fest entschlossen zu sein schien, mir diesen Wunsch nicht zu erfüllen und seine Gaumen und Lippen fest zusammenpresste. Lamin hatte schon drei Zähne und der vierte war am kommen.
    „Stell dich doch nicht so an. Ich will nur mal schauen, ob dein neues Zähnchen schon zu fühlen ist.“
    Doch Lamin blieb stur und drehte sogar den Kopf weg. Ich schüttelte lachend den Kopf. Mein Spross war schon jetzt äußerst dickköpfig und wusste genau, was er wollte und was nicht.
    „Julia! Julia!“, ertönte plötzlich die aufgeregte Stimme meiner Schwägerin.
    Ich blickte auf und sah Awa auf mich zueilen. Irgendetwas schien vorgefallen zu sein, denn die junge Frau war ganz aus der Fassung. Sie ließ sich neben mir in den Sand fallen.
    „Julia! Es ist ...“, brachte sie atemlos hervor, „... es ist etwas passiert! - Modou! - Er ist ... er hatte ...“
    „Was? Awa, was ist passiert?“, fragte ich alarmiert.
    „Er hatte – einen Unfall!“
    „Einen Unfall? Ist er ... ist er tot?“
    Awa schüttelte den Kopf.
    „Nein! – Nein, er liegt im Krankenhaus. Es sieht nicht gut aus. Sie haben ihn ins künstliche Koma gesetzt.“
    Mir hatte es vor Schock die Sprache verschlagen.
    „Julia? Ist alles in Ordnung?“, wollte Awa besorgt wissen.
    „Ja. Ja, ich bin nur etwas ...“, begann ich und schüttelte benommen den Kopf.
    Awa fasste mich am Arm und beugte sich zu mir.
    „Das muss ein Schock für dich sein.

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