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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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aufgepasst.“
    Sie reckte ihm die Arme entgegen. Dieser Einladungsgeste konnte er nicht widerstehen. Mit einem Aufstöhnen legte er sich neben sie und küsste sie auf den Mund. Sein Körper reagierte sofort, und der ihre ebenfalls. Sie hielten sich eng umschlungen, ihre Wärme vermischte sich. Er konnte nicht aufhören, konnte sich nicht zurückziehen: Er wollte sie so sehr. Er sehnte sich danach, sie zu spüren, genau wie beim ersten Mal. Wenn er sie schon nicht für den Rest seines Lebens haben konnte, so wollte er sie wenigstens für diesen Moment. Und als er schließlich in sie eindrang, wusste er, dass er sich immer an ihr Gesicht, ihr Lächeln, ihr süßes Stöhnen in diesem Moment erinnern würde.
    Sie nahmen beide. Sie gaben beide.
    Doch schon als er seinen Höhepunkt erreichte, als er die herrliche Erlösung herannahen spürte, dachte er: Es ist nicht genug. Es ist nie genug. Er wollte mehr von ihr kennenlernen, was ihn wirklich brennend interessierte, war nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Seele.
    Sein Verlangen war vorübergehend gesättigt, und doch fühlte er sich niedergeschlagen, als er später neben ihr lag. So gar nicht wie sich ein unbeschwerter Junggeselle nach der Eroberung eigentlich fühlen sollte. Er war höchstens wütend auf sich selbst, weil er in diese Situation hineingeschlittert war. Weil er es zugelassen hatte, dass diese Frau so wichtig für ihn geworden war, dass er sie brauchte.
    Und da lag sie und drängte sich mit einem Lächeln noch tiefer in sein Leben.
    Seine Antwort bestand darin, aufzustehen und ins Bad zu gehen. Als er frisch geduscht und mit noch feuchtem Haar zurückkehrte, saß sie im Bett und schaute ihn verwirrt an.
    „Ich muss weg“, sagte er, während er sich ein frisches Hemd anzog. „Ich werde Pressler sagen, dass er reinkommen soll.“
    „Aber, Sam, ich habe geglaubt …“ Auf ihrem Gesicht spiegelte sich heftige Enttäuschung.
    „Nina, bitte. Das hilft uns beiden nicht weiter.“
    Sie senkte den Kopf. Der Anblick war mehr, als er ertragen konnte. Er nahm ihre Hände. „Du weißt, dass ich mich von dir angezogen fühle.“
    Sie lachte leise auf. „Nun, das ist offensichtlich.“
    „Und du weißt auch, dass ich dich für eine wunderbare Frau halte. Wenn ich jemals mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert werden sollte, hoffe ich nur, dass du die Krankenschwester bist, die sich meiner annimmt.“
    „Aber?“
    „Aber …“ Er seufzte. „Ich sehe uns einfach nicht zusammen. Nicht auf lange Sicht.“
    Sie schaute ihn wieder an, und er sah, wie sie mühsam um Fassung rang. Er hatte sie verletzt, und er hasste sich dafür, hasste sich für seine Feigheit. Denn natürlich war es das. Er glaubte nicht fest genug daran, dass sie eine Chance hatten. Er glaubte nicht an sie.
    Alles, was er mit Sicherheit wusste, war, dass er nie, nie über sie hinwegkommen würde.
    Er stand auf. Sie reagierte nicht, sondern saß nur traurig da und starrte auf die Bettdecke. „Es liegt nicht an dir, Nina“, sagte er. „Es liegt an mir. Es hat etwas damit zu tun, was mir vor Jahren passiert ist. Es hat mich davon überzeugt, dass so etwas … dass es einfach nicht hält. Es ist zu überfrachtet. Eine verängstigte Frau. Und ein Polizist. Da können ja nur völlig unrealistische Erwartungen herauskommen.“
    „Komm mir jetzt nicht mit dieser alten Psycholeier, Sam. Ich möchte nichts von Übertragungsphänomenen und deplatzierter Zuneigung hören.“
    „Du musst es dir aber anhören, weil du es erst dann richtig verstehst. Weil du erst dann …“
    „Du hast eben gesagt, es ist etwas, das dir passiert ist. Vor Jahren“, wandte sie ein. „War es … eine andere Frau?“
    Er nickte.
    „Dieselbe Situation? Eine verängstigte Frau, der Cop als Retter in der Not?“
    Wieder nickte er.
    „Oh.“ Sie schüttelte leicht den Kopf und murmelte in einem Tonfall der Selbstverachtung: „Ich schätze, in dieses Schema passe ich genau rein.“
    „Wir beide.“
    „Und wer hat wen verlassen, Sam? Das letzte Mal, als es dir passierte?“
    „Es ist mir nur einmal passiert. Außer mit dir.“ Er wandte sich ab und begann in dem Zimmer auf und ab zu gehen. „Ich war damals noch ein Grünschnabel, ein Streifenpolizist von zweiundzwanzig Jahren. Ich sollte aufpassen, dass einer Frau, die verfolgt wurde, nichts passierte. Sie war achtundzwanzig und ungeheuer weltgewandt, deshalb ist es wohl kein Wunder, dass ich mich in sie verknallte. Überraschend daran war nur, dass sie

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