Angst in der 9a
ist allerdings nicht zu erwarten ...
In einem der anderen Wagen lag ein giftiges Pflanzenschutzmittel.
Man vermutete – wie Tarzan schon wusste –, dass es sich nicht um einen Einzelgänger, sondern um eine organisierte Bande handelte, von der die Fahrzeuge ins Ausland gebracht und dort verkauft wurden.
Endlich beendete das Klingelzeichen die Arbeitsstunde.
10. Die Schlacht vor dem Kino
Laue Abendluft strich über die Felder und Wiesen. Im Westen hatte der Himmel sich rot gefärbt. Es war noch hell, als Tarzan und Klößchen die Stadt erreichten. Den Weg zu den Kammerlichtspielen kannten sie genau.
Der angenehme Sommerabend lockte die Menschen ins Freie. In den Geschäftsstraßen unternahmen viele einen Schaufensterbummel. In den beiden Gartenlokalen, an denen die Kinder vorbeikamen, war kein Platz mehr frei.
Die Kammerlichtspiele lagen etwas abseits, am Ende einer Nebenstraße. Sie erweiterte sich zu einem mittelgroßen Platz, den Bäume umstanden. Schräg gegenüber hatte das Café seine Pforten noch geöffnet. Der Hof daneben wurde von einer mächtigen Kastanie verdunkelt. Wer sich dort versteckte, blieb ungesehen.
Eine ganze Gruppe stand vor dem Eingang zum Hof.
Gaby trug ihren hellblauen Jeans-Anzug. Karl lehnte sich an sein Rad und hatte die Hände in den Taschen vergraben. Maria Estate war diesmal ohne ihre weiße Maus. Den drei dunkelhaarigen Jungen sah man an, dass sie Italiener waren.
Tarzan sprang vom Rad.
Gaby sagte: »Da sind sie.« Und alle wandten sich ihm und Klößchen zu.
Tarzan brauchte die drei, die er noch nicht kannte, nur anzusehen, um genau zu wissen, wer auf welchen Namen hörte.
Fabio Leone war ein verträumter Typ mit mädchenhaft zarter Haut. Er wirkte schüchtern. Als Draufgänger hatte er sich bestimmt noch nie hervorgetan. Tarzan war unbegreiflich, dass jemand diesen harmlosen Jungen mit so viel Feindschaft verfolgte.
Luigi, schlank und hoch gewachsen, hatte sich gekleidet, als wollte er in eine Diskothek gehen: Weinrote Jeans, rosafarbenesHemd, eine weiße Weste.Er war temperamentvoll, redete unentwegt, schien aber nervös zu sein, denn er nestelte dauernd an seinem Gürtel herum.
Marcello hatte einen eisernen Händedruck und war sicherlich stark. Aber seine untersetzte Figur mit breiterBrust und Stiernacken bewegte sich schwerfällig. Flink war er gewiss nicht. Doch er schien keine Angst zu spüren, sondern grinste breit und trug Ledermanschetten an beiden Handgelenken.
Tarzan und Klößchen hatten sich bekannt gemacht.
»Ist wahnsinnig nett von euch«, sagte Fabio, »dass ihr euch so für uns einsetzt.« Seine beiden Freunde nickten. Maria sagte: »Ohne euch wäre es uns heute Abend schlimm ergangen. Der King kennt kein Erbarmen.« »Es sind also fünf?«, fragte Marcello.
»Fünf«, bestätigte Tarzan, »und sie werden gleich hier sein. Ich schlage vor, wir Jungs verstecken uns im Hof dort. Maria und Fabio stellen sich vors Kino. Gaby geht ins Café. Sobald die Rocker anrücken, läuft Maria zu ihr. Falls man ihr den Weg abschneidet, kann sie sich ins Kino flüchten.«
Mit dem Schlachtplan waren alle einverstanden.
Tarzan erklärte, wer sich wen vornehmen sollte, und auch das fand Zustimmung.
Inzwischen war es dunkler geworden. Auf dem Hof herrschte fast tunnelschwarze Finsternis.
Gaby drückte Tarzan verstohlen die Hand, bevor sie zum Café hinüberlief.
Fabio nahm Marias Arm. Scheinbar gelassen schlenderten beide zum Kino.
Ein Western stand auf dem Programm. Sie stellten sich vor die Schaukästen und betrachteten die ausgehängten Filmbilder.
Gabys Rad stand bereits auf dem Hof. Karl, Klößchen und Tarzan stellten ihre Drahtesel dazu.
Marcello und Luigi hatten sich an der kaum hüfthohen Mauer postiert, die den Hof vom Gehsteig trennte.
Klößchen schob sich fortwährend Schokolade in den Mund.
»Hör auf , dir wird schlecht«, sagte Tarzan. »Stell dir vor, dich boxt jemand in den Magen.«
»Der hält allerhand aus«, meinte Klößchen. »Ich habe ihn voll gestopft. Ist schon hart wie ein Fußball.«
Sie stellten sich zu den Italienern und beobachteten die Straße.
Ab und zu fuhr ein Wagen vorbei. Im Café war lebhafter Betrieb.
Gaby saß an einem Fenstertisch und blickte herüber.
Tarzan winkte ihr zu, aber sie reagierte nicht. Sie wusste zwar, wo die Jungs standen, aber sehen konnte sie niemanden.
Maria und Fabio wandten sich von Zeit zu Zeit um. Tarzan beobachtete, wie der Junge beruhigend auf das Mädchen einsprach. Aber sie hatte
Weitere Kostenlose Bücher