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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Astloch.
    Tarzan stellte sich neben Gaby. Sie teilten sich einen waagerechten Spalt zwischen zwei Brettern. Oskar war müde. Er legte sich auf den Boden und schlief.
    Ist wenig los!,dachte Tarzan. Keine Kunden. Keine Autos.
     
    Sieht auch alles verkommen aus. Von dem Reifenhandel bei der Privatwohnung war auch nicht viel zu sehen. Aber er fährt einen neuen Porsche, der Senior, und der King ein teures Motorrad. Möchte wissen, wie die ihr Geld machen.
    »Achtung!«, wisperte Gaby.
    Die Stahlblechtür des fensterlosen Gebäudes wurde geöffnet. King Seibold trat hervor.
    Er trug einen Overall, der mit Farbe beschmiert war,nahm seine Schildmütze ab und warf sie auf einen Stapel fauliger Bretter. Vom Hals bis zum Nabel zog er den Reißverschluss seiner Arbeitskleidung auf. Wie üblich hatte er kein Hemd an. Kette und Anhänger fehlten.
    Er begann heftig zu husten. Dabei klopfte er sich auf die Brust, als sei ihm irgendwas in die Luftröhre geraten. Er drehte sich um, trat nochmal in das Gebäude, kam aber sofort zurück und hielt jetzt eine Segeltuchtasche mit dem Reklameaufdruck einer Fluggesellschaft in der Hand.
    Er setzte sie auf den Boden, bückte sich, zog den Reißverschluss auf und schien den Inhalt zu prüfen.
    Missmutig nahm er eine Gartenschere, einen lappigen Pullover und ein Paar abgelederte Handschuhe heraus. Dann hellte sich seine Miene auf. Er hob eine Schnapsflasche ans Licht. Prüfend hielt er sie in die Höhe. Für einen Moment schien es, als würde er sie entkorken und sich einen Schluck gestatten. Aber dann kamen ihm Bedenken und er verkniff sich das. Vielleicht weil Schnaps bei dieser Sommerhitze nicht gut getan hätte oder weil er als Motorradfahrer seinen Führerschein nicht riskieren wollte.
    Auf der Lagerhausstraße näherte sich ein hochtouriger Wagen. Tarzan spitzte die Ohren. Das Motorgeräusch kam ihm bekannt vor. Aber ihm fiel nicht ein, woran es ihn erinnerte.
    Der Wagen hielt vor dem Tor. Der Motor wurde ausgeschaltet. Mit sattem Schmatzen fiel der Schlag zu. Jemand schob das Tor etwas weiter auf und kam auf den Hof.
    Es war Antonio Borrello.
    »Das ist der Mann von der Mübo«, flüsterte Tarzan.
    King Seibold begrüßte ihn als lieben Bekannten und rief gleich seinen Vater, der offenbar in dem fensterlosen Gebäude war.
    Zu Borrello sagte King: »Du kannst jetzt nicht rein. Wir spritzen noch. Dein Anzug wäre hin. Wir haben das Metallicbraun genommen – wie du’s wolltest. Das steht ihm.«
    Der Italiener nickte. Er schien schlecht gelaunt. Aus einem goldenen Etui fingerte er eine Zigarette.
    King Seibold machte gierige Augen und hätte sicherlich gern einen Glimmstängel gehabt. Aber Borrello bot ihm nichts an.
    Der alte Seibold trat ins Freie. Mit einem Lappen wischte er sich die Hände und die tätowierten Unterarme ab.
    »Tag, Antonio«, sagte er. Es klang etwas unterwürfig, und er grinste verlegen, als hätte er mit seinem Chef zu tun, der gerade nicht gut auf ihn zu sprechen ist. »Läuft alles wie geschmiert. Die andern sind schön geworden. Sieh sie dir an!«
    Die beiden verschwanden in einem Schuppen.
    King Seibold stellte die Schnapsflasche neben sein Motorrad. Flugtasche, Handschuhe, Pullover und Gartenschere stopfte er in eine Mülltonne. Wobei er kräftig hineindrücken musste, denn die Tonne war offenbar voll.
     
    Seibold senior und Borrello kamen zurück. Der Italiener nickte beiden kurz zu, verließ den Hof und stieg in seinenWagen – was man freilich nur hörte. Mit erheblichem Lärm fuhr er ab.
    »Dieser Fatzke!«, sagte der Alte. »Ein blöder Angeber. Wie alle Itaker.«
    »Aber er zahlt gut«, wandte King ein. »Das Einzige, was mich an ihm interessiert.«
    Der Alte ging in das fensterlose Gebäude zurück, in dem offenbar die Gebrauchtwagen frisch lackiert wurden.
    King Seibold hatte einen Lappen genommen. Damit polierte er an seinem Motorrad herum.
    »Da gibt er sich Mühe«, flüsterte Klößchen, »aber dass er sich regelmäßig die Zähne putzt, bezweifle ich.«
    Tarzan überlegte: Sollte er hingehen und dem Kerl Kette und Anhänger unter die Nase halten? Ihn beschuldigen? Oder war es klüger, ihn in Sicherheit zu wiegen und auf frischer Tat zu ertappen – wenn er wieder einen Anschlag gegen die Mübo verübte?
    Gaby, die offenbar etwas müde war, lehnte sich an seine Schulter – ganz leicht nur, aber er spürte ihre Körperwärme durchs T-Shirt und fand das sehr angenehm. Er stand zwar gerade etwas unbequem – nur auf einem Fuß, hatte den anderen

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