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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dort verstecken wir uns. Von da bis zum Kino – das sind keine 30 Schritte. Wir können Maria und Fabio beobachten. Die sind unser Köder. Sobald die Rocker gegen sie vorrücken, treten wir in Aktion. Und dann geht’s rund.«
    »Prima!«, sagte Gaby. »Ich mache mit.«
    Erstaunt sah Tarzan sie an. Dass Gaby auf irgendwen los- prügelte, konnte er sich nicht vorstellen. Außerdem – umnichts in der Welt hätte er zugelassen, dass sie sich in Gefahr begibt.
    »Nimm etwas Geld mit«, sagte er. »Du wirst dich in das Café setzen. Von dort kannst du alles beobachten. Und nirgendwo sonst will ich dich sehen. Sobald es losgeht, wird dir Maria Gesellschaft leisten. Denn Mädchen haben im Kampfgetümmel nichts zu suchen.«
    Gaby zog eine Schnute. Aber im Grunde war es ihr recht. Den Wunsch, mitzumachen, hatte ihre Empörung bewirkt.
    »Wir flitzen jetzt«, sagte Tarzan. »Also, bis nachher.«
    Im Eiltempo radelten Klößchen und er zum Internat zurück. Trotzdem kamen sie zur Arbeitsstunde zu spät.
    Aber ihre Entschuldigung, sie wären bei Frau Müller-Borrello eingeladen gewesen, bewahrte sie vor einer Standpauke.
    Klößchen sah betröpfelt aus. Beinahe lustlos biss er in seine Schokolade, während sie die Hausaufgaben erledigten.
    »Fehlt dir was?«, fragte Tarzan.
    »Nö, eigentlich nicht. Das heißt, dir kann ich’s ja sagen. Bei dir weiß ich, du behältst es für dich: Ich habe ganz schön Bammel.«
    »Wegen nachher?«
    »Klar. Bettger und Drechsel sind Schläger. Der King ist ein Rabauke. Friedhelm sieht aus, als könnte er mich mit einer Hand auf den Schrank setzen. Und dieser Bernd wird auch nicht von schlechten Eltern sein. Gegen die ist unsere Streitmacht recht dürftig.«
    »Wieso?«
    »Na, außer dir, meine ich. Dass ich kämpferisch nicht viel wert bin, weiß ich selbst. Karl ist ein Gehirntyp mit so viel Muskeln wie meine liebe Mama. Feige sind wir beide bestimmt nicht. Aber was wir ausrichten können, wird nicht sehr ins Gewicht fallen. Fabio scheint auch kein Held zu sein. Luigi, sagt Pfote, sähe nicht sonderlich kräftig aus.
    Bleibt nur dieser Marcello, mit dem du als wirkliche Hilfe rechnen kannst.«
    Tarzan blickte zu dem Lehrer hin, der vorn am Tisch saß, aber über seinem Buch eingeschlafen war.
    Leise antwortete er dann: »Du unterschätzt dich und Karl sehr. Wenn es darauf ankam, habt ihr jedes Mal prima mitgehalten. Die Taktik werden wir ohnehin noch festlegen. Ich würde sagen, ihr nehmt euch einen vor. Vielleicht Bettger. Dann hat der nichts zu lachen. Fabio und Luigi packen Drechsel. Marcello und ich gehen auf die drei älteren Rocker los. Himmel, weshalb trainiere ich denn mindestens vier bis fünf Stunden Judo in der Woche. Und das seit drei Jahren. Beim letzten Mal hat mein Lehrer gesagt, ich wäre längst reif für den braunen Gürtel. Das ist die letzte Stufe vor der Meisterklasse. Sollst mal sehen, wie ich diese rauchenden und Schnaps trinkenden Rockertypen durcheinander wirbele.«
    Klößchen strahlte. Dass Tarzan ihm Mut machte, stärkte sein Selbstbewusstsein. Er beschloss, vor der zu erwartenden Schlacht noch mindestens zwei Tafeln Schokolade zu essen. Davon versprach er sich mehr Kraft.
    Tarzan hatte konzentriert und zügig gearbeitet. Lange bevor die Arbeitsstunde endete, war er mit seinen Hausaufgaben fertig.
    Gähnend saß er einen Moment auf seinem Platz. Wegen heute Abend machte er sich keinerlei Sorgen. Zu viele Kämpfe hatte er schon siegreich bestanden. Schlimmer war, dass er sich im Moment langweilte. Aber da sah er die Tageszeitung, die – vermutlich von einem Lehrer vergessen – auf der Fensterbank lag.
    Mal sehen, was in der Stadt los ist!, dachte er und schlug den Lokalteil auf.
    Saison für Autodiebe? – lautete die Überschrift eines dreispaltigen Artikels.
     
    Das interessierte ihn, zumal er von Polizeimeister Kaltenberger schon gehört hatte, dass die Autoknacker immer häufiger zuschlagen.
    In dem Artikel war von der traurigen Bilanz der letzten Woche die Rede. Als gestohlen und seitdem spurlos verschwunden hatte man folgende Fahrzeuge aufgeführt: einen Mercedes, zwei BMW, einen Jaguar und einen Porsche. Ein Wagen gehörte einem Architekten und hatte wichtige Baupläne enthalten, von denen der Architekt keine Kopie besaß. Sozusagen ein doppelter Verlust.
    In dem Jaguar, der einem gewissen Wilfried Markholf gehörte, befand sich ein Lotto-Zettel mit immerhin fünf richtigen Gewinnzahlen .
    ... dass der Autodieb, hieß es in dem Artikel, den Gewinn abholt,

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