Angst in der 9a
betätigen.«
»Die stand im Weg. Wie sollte ich die sehen?«
»So was ahnt man!«
»Soll ich die Lampe anknipsen, dann...«
»Noch nicht. Der Lichtschein könnte auf der Straße bemerkt werden.«
Der dunstige Nachthimmel spiegelte die Lichtglocke über der Stadt. Das hellte die Finsternis wenigstens so weit auf, dass sich grobe Umrisse unterscheiden ließen.
Tarzan wich einer Mülltonne aus und schlich zu dem großen Schuppen, in dem die Fahrzeuge vermutlich standen.
Auch hier sicherte ein schweres Vorhängeschloss das breite Holztor.
»Was nun?«, fragte Klößchen.
Tarzan biss sich auf die Lippen. Behaglich war ihm nicht, als er sich für gewaltsames Eindringen entschied. Aber es blieb keine andere Möglichkeit – sollte nicht alles umsonst gewesen sein.
»Wir wollen nichts stehlen«, beruhigte er sich und Klößchens Gewissen, das aber keinerlei Bisse spürte. »Wir wollen nur nachsehen. Und hinterher bringe ich alles wieder in Ordnung. Gib mal die Lampe.«
Den Strahl schirmte er ab. Ganz kurz leuchtete er dasSchloss an. Die Riegel und Scharniere wurden von dicken Schrauben gehalten. Aber die hatte man einfach in die Bretter gedreht.
Tarzan zog sein Universal-Taschenmesser hervor, an dem ein stabiler Stahlstift Schraubenziehertätigkeit übernehmen konnte.
Er hantierte im Dunkeln. Es war mühsam. Einmal rutschte er ab und riss sich ein Stück Haut vom Daumen. Aber das erwähnte er gar nicht.
Endlich hatte er das Schloss abmontiert.
12. Kindesentführung
Das Tor knarrte. Langsam öffnete Tarzan einen Spalt. Gefolgt von Klößchen, schlüpfte er hinein.
In der Dunkelheit wallte ihnen Benzingeruch entgegen. Erst als das Tor hinter ihnen geschlossen war, knipste Tarzan die Taschenlampe an.
»Alle Wetter!«, staunte Klößchen. »Das ist ja wie im Auto-Salon. Die reinste Ausstellung. Und sehen alle so neu aus.«
»Weil sie frisch lackiert sind.«
Vier Wagen standen in dem geräumigen Schuppen: Ein BMW, ein Mercedes, ein Porsche und ein Jaguar. Die Chromteile, Fenster und Reifen waren mit Folien abgedeckt, damit der Lack beim Spritzen auch wirklich nur auf das Blech geriet.
»Das sind die Kutschen, von denen in der Zeitung die Rede war«, sagte Tarzan. Jagdfieber ließ sein Herz schneller schlagen. Er hatte Recht gehabt. Ihnen war gelungen, worum die Polizei sich seit Wochen oder gar Monaten vergeblich bemühte. Sie hatten die Autodiebe entdeckt.
»Die neuesten Modelle«, stellte Klößchen sachkundig fest. »Und die obersten Hubraumklassen. Mit Chaussee- Hopsern, wie einige unserer Lehrer sie fahren, gibt sich die Bande nicht ab.«
»Ein BMW fehlt. Der steht wahrscheinlich noch drüben im Spritzraum.«
Klößchen ging zu dem Jaguar, öffnete die Tür und beugte sich hinein.
»Noch ganz neu. Das Leder riecht so wie anfangs bei unserem. Ist ja auch dasselbe Modell. Mein Vater kauft sich immer den neuesten. Werde ich später genauso machen.«
»Wir müssen die Polizei verständigen«, sagte Tarzan. »Und zwar Gabys Vater. Wenn Kommissar Glockner das in die Hand nimmt, geht alles wie geritzt. Komm!«
Er löschte die Lampe. Leise schlossen sie von draußen das Tor.
»Das Schloss bringe ich wieder an«, sagte Tarzan. »Geht ganz schnell.«
Aber das klappte nicht mehr. Denn in diesem Moment hörte er den Wagen. Er kam die Lagerhausstraße entlang. Unter Hunderten hätte Tarzan das Motorgeräusch erkannt. Es war Borrellos Ferrari.
Als wäre das nicht schon schlimm genug – ihm folgte ein röhrender Porsche. Das konnte nur der alte Seibold sein. Auch Klößchen hatte begriffen.
»Das.., da.., die.., kommen«, stotterte er.
Beide Wagen hielten vor dem Tor.
»Verstecken wir uns! Schnell!«
Tarzan riss seinen Freund mit. Bis zum Zaun schafften sie es nicht mehr. Außerdem wäre es fraglich gewesen, ob sie ihren Durchschlupf auf Anhieb gefunden hätten. Zum Suchen und blinden Umherirren blieb aber keine Zeit mehr. Und die Taschenlampe durften sie auf keinen Fall benutzen.
Ein Stapel fauliger Bretter war ein willkommenes Versteck. Dahinter kauerten sie sich. Das musste genügen. Gedämpfte Stimmen waren zu hören.
Seibold senior sagte: »Moment, ich muss erst aufschließen. Also, King ist außer Lebensgefahr. Eben habe ich mit dem Krankenhaus telefoniert. Die wissen schon, dass es ein Pflanzenschutzmittel war. Habe gesagt, ich wüsste von nichts. Ist ein verdammter Mist, dass das von dem gestohlenen Wagen und dem giftigen Pflanzenschutzmittel in dem Käseblatt stand. Jetzt dürfen wir nichts
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