Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
die Jeans und das T-Shirt, das sich Ashley von ihr geliehen hatte, ins Wohnzimmer und faltete sie dort ordentlich zusammen. Sie nahm die roten Stiefel und legte sie darauf.
Die Lederjacke fand sie in der Garderobe neben der Wohnungstür. Sie schlüpfte hinein und schob die Hände in die Taschen. In einer fand sie die Sonnenbrille, die sie Ashley geliehen hatte. In der anderen ein Stück Papier. Sie zog es heraus. Es war ein Kassenbon von Bouchée in der Newburry Street. Freitag, 17:45 Uhr. Ein Cosmopolitan – Ashleys Lieblingscocktail –, ein White Russian und eine Portion Pommes frites. Das Ganze für knapp dreißig Dollar, ohne Trinkgeld. Der Preis dafür, Aaron loszuwerden?
Diana schob den Beleg in die Tasche zurück. Von ihrem Outfit fehlte nur die rote Schirmmütze.
Gruder öffnete die Wohnungstür und hielt sie ihr auf. »Passiert immer wieder«, sagte er. »Falscher Alarm ist bei vermissten Personen glücklicherweise häufiger als echter.«
Falscher Alarm – war es das? Möglich. Vielleicht war Ashley ja zurück und schon auf dem Weg zur Arbeit. Aber es sah Ashley so gar nicht ähnlich, tagelang zu verschwinden. Auch nicht, zu spät zur Arbeit zu kommen. Und auch nicht, den montäglichen Anruf bei ihrer Mutter zu vergessen.
Geschweige denn – Diana sah auf den Couchtisch –, die Post verstreut auf dem Tisch liegen zu lassen.
15
W iderwillig nahm Diana die Sachen, die sich Ashley von ihr geliehen hatte, und verließ die Wohnung. Sie schloss die Tür ab und zögerte einen Moment, als sie sich fragte, wer wohl der Letzte gewesen sein mochte, der diese Tür abgeschlossen hatte.
Gruder war schon vorausgegangen und sah zurück.
»Was ist?«, fragte er.
»Ich überlege gerade, wie schön es wäre, wenn es hier eine Videoüberwachung gäbe.« Dann fiel es ihr ein: »Aber draußen sind Kameras. Ich habe sie gesehen. Vielleicht wurde sie von einer aufgenommen …«
»Wenn sie auf dem Weg hereingekommen ist.« Er ging weiter zum Aufzug und drückte den Rufknopf. Die Türen öffneten sich sofort.
»Auch in der Tiefgarage könnten Kameras installiert sein«, sagte sie.
Die Aufzugtüren hatten sich schon geschlossen, bevor Diana bemerkt hatte, dass sie ohne Zögern eingestiegen war.
Gruder drückte den Knopf für das Erdgeschoss, worauf sich der Aufzug in Bewegung setzte.
Diana sagte: »Sie kann nur hier gewesen sein, nachdem ich mit der Nachbarin telefoniert hatte und bevor Sie das erste Mal hier gewesen sind. Also nur …«
»Das ist ein Zeitfenster von fünfundvierzig Minuten«, sagte Gruder.
»Ich meine, wir reden ja hier nicht von Tagen. Das entsprechende Überwachungsvideo ließe sich doch schnell durchsehen«, sagte Diana. »Und vielleicht zeigt es die Person, die der Nachbar in der Halle gesehen hat.«
Die Aufzugtüren öffneten sich im Erdgeschoss, und Diana trat hinaus. »Er trug eine Jacke. Also muss er von draußen gekommen sein.«
»Okay, okay«, sagte Gruder. »Sobald ich Zeit habe, werde ich mich mit der Hausverwaltung in Verbindung setzen und versuchen, an das Material zu kommen.«
Am Nachmittag war Diana zurück in ihrer Büro-Festung. Das Avatar-Outfit lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Boden neben dem Schreibtisch. Auf dem Bildschirm stapelten sich ungelesene Nachrichten, darunter einige von Jake. Automatische »Abwesenheitsnotizen« von Ashleys E-Mail-Account im Büro – alles Antworten auf die Nachrichten, die ihr Diana am Morgen geschickt hatte. Andere E-Mails kamen von Ashleys Freunden, jedoch nur, um ihr mitzuteilen, dass auch sie von Ashley nichts gehört hatten, was das ungute Gefühl bestärkte, das Diana quälte. Sie war ganz und gar nicht davon überzeugt, dass es Ashley gut ging.
Das blinkende Lämpchen am Prepaid-Handy, das sie auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte, zeigte ihr den Eingang einer Nachricht an. Sie nahm es. Der Einzige, der von dieser Nummer wusste, war Ashleys Investmentbanker, wenn er das denn wirklich war.
Sie hörte sich seine Nachricht an: »Hallo, Diana? Hier ist Aaron. Ashleys Freund. Ich bin wirklich froh, dass du angerufen hast. Ich mache mir Sorgen um deine Schwester.« Schön, damit waren sie schon zu zweit. »Bitte ruf mich zurück.« Worauf er seine Telefonnummer nannte.
Auf der Stelle wählte sie die Nummer.
»Weißt du, wo sie ist?«, fragte Aaron und nahm Diana die Frage aus dem Mund. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Warum willst du das wissen?«, hörte sich Diana zurückgiften.
»Zwischen uns gab es ein … ein
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