Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
…«
Etwas wie Hundebellen fiel Pam ins Wort. Es kam aus ihrem Computer. »Mein Wachhund fürs Netzwerk«, erklärte sie.
Sie fuhr mit dem Rollstuhl zu ihrem Computer und klickte auf die Maus, um den Ton abzuschalten. »Er hat gerade verhindert, dass eine Nachricht rausging.« Stirnrunzelnd las sie eine Mitteilung, die sich geöffnet hatte. Sie sah Diana an. »Sieht ganz danach aus, als sei eine Nachricht geblockt worden, die von deinem Rechner kam.«
»Aber ich habe nichts geschickt.«
»Das kann schon sein, aber dein PC hat es mit Sicherheit getan oder zumindest versucht. Das muss passiert sein, als du ins Internet gegangen bist.« Sie drehte den Bildschirm zu Diana hin.
Ausgehende Daten Level 1 Sicherheitsrisiko
Darunter eine Mitteilung an USER003 bei Volganet. Dort stand nichts als:
42.33765016859684–71.07173681259155
»Keine Ahnung, was diese Zahlen bedeuten«, sagte Pam. »Du?«
»Das sind geografische Koordinaten«, sagte Diana.
Sie öffnete die Webseite WhereUAre.com und kopierte die Zahlen in das Suchfeld.
»Verdammt«, sagte sie. Ein Kribbeln lief ihr den Nacken hinauf, während sich die Karte von South End mit einer virtuellen Stecknadel auf der Harrison Avenue aufbaute, die genau dort steckte, wo sich Pams Apartmenthaus befand.
19
D ie gute Nachricht ist … Die Nachricht ist nicht hinausgelangt«, sagte Pam, was Diana wenig tröstlich fand.
Pam hatte das Programm rasch gefunden, das für die Generierung der Nachricht verantwortlich war. Sie prüfte den Code. »Wahnsinnig clever. Einfach, aber wirkungsvoll.« Sie sah Diana an. »Aber wie ist es auf deinem Notebook gelandet?«
»Und wann ?«
» Das kann ich dir sagen. Einen Augenblick«, sagte Pam. Ein paar Klicks später zeigte sie auf den Bildschirm. »Vor knapp einem Jahr.«
»Unmöglich.« Diana hatte das Notebook etwa seit der Zeit, als sie Gamelan gegründet hatten. Und während der ganzen Zeit hatte es ihren Aufenthaltsort an Volganet gesendet? Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Wie war das mit all den raffinierten Sicherheitsvorrichtungen möglich, die Jake ihr eingerichtet hatte?
Diana sah zu, wie Pam das Programm löschte. Es gibt keine Privatsphäre . Ihr ging Daniels Sermon durch den Kopf, den er immer über das Internet hielt, das einst als eine Oase der Freiheit galt und längst zum Tummelplatz von Big Brother verkommen war. Jedes Mal, wenn du im Internet bist, weiß irgendjemand, wo du bist.
Pam reichte ihr das Notebook. Der kleine Kreis über dem Bildschirm, die eingebaute Videokamera. Bisher hatte sie sie nie gestört, doch jetzt schien sie ihr spöttisch entgegenzublinzeln.
»Hast du Isolierband?«
Pam reichte ihr eine Rolle. Diana riss ein kleines Stück ab und klebte es auf die Kameralinse.
Wenn ihr Notebook schon Daten über seinen Aufenthaltsort gesendet hatte, dann gab es vielleicht auch einen GPS -Chip, der von ihrem Auto aus sendete. Schließlich konnte ein solcher Sender auch in die Kleidung eingenäht sein – in die nagelneuen Sachen vielleicht, die sie online gekauft und die Ashley getragen hatte, als sie verschwand.
Diana nahm die Lederjacke von Pams Garderobe, an der sie sie aufgehängt hatte, und tastete sie ab. Sie fragte sich, wie klein und unscheinbar ein GPS -Sender wohl sein konnte. Dann sah sie sich die Metallbeschläge an der Jacke genauer an. Vielleicht war er als Druckknopf getarnt oder in einer Schnalle versteckt?
Sie fuhr am Innenfutter entlang und ließ den Kragen und die Bündchen durch die Finger gleiten, um etwas Ungewöhnliches zu ertasten. Dann nahm sie sich die Jeans und das T-Shirt vor, die sie anhatte. Schließlich die roten Stiefel, die sie beim Betreten der Wohnung ausgezogen hatte.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Hatten diese Dinger auch schon eine eingebaute GPS -Funktion? Das Risiko musste sie in Kauf nehmen. Es war die einzige Möglichkeit, wie Ashley sie erreichen konnte. Sie konnte es also nicht ausschalten – jedenfalls nicht, bis sie Gewissheit hatte, dass es Ashley gut ging.
In jener Nacht versuchte Diana, in Pams Wohnung auf einer Luftmatratze Schlaf zu finden. Sie lag halbwegs bequem, und unter der Daunendecke war es warm, aber ihr Magen krampfte. Ihren morgendlichen Tranquilizer nahm sie so ein, dass er seine optimale Wirkung auf dem Weg zum Copley Square entfalten würde. Der lag nur zehn Blocks entfernt, aber allein der Blick durch das Fenster auf die darunterliegende Straße ließ Diana erschaudern. Selbst mit Daniels Spazierstock würde sie es zu Fuß
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