Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
noch mehr vergrößert hatte.
Diana ging näher an das Bild heran. Die Mütze schien die richtige Form zu haben und war vielleicht auch rot. Aber eigentlich war alles sehr verschwommen. Die Frau, die sie trug, war mit Sicherheit nicht Ashley.
»Aber selbst wenn es so wäre, würde uns das nicht weiterbringen«, sagte Diana. »Wir sollten uns besser auf das konzentrieren, was wir wissen.«
Sie strich ihre Skizze glatt, auf der sie die Zeiten und die Stellen notiert hatte, an denen sie Ashley gesehen hatten. »Da drüben geht sie los.« Sie legte den Finger auf das erste A bei 18:03:25 auf den Stufen vor der Bücherei. »Danach ist sie hier und hier.« Sie ging mit dem Finger auf das A , das um 18:11:02 immer noch auf den Stufen war, und dann auf das A , das sie mit dem Vermerk 18:16:23 mitten auf die Dartmouth Street gezeichnet hatte.
Diana verband alle elf Zeit- und Ortspunkte miteinander. »Wir können also mit Sicherheit sagen, dass wir sie das letzte Mal um 18:23:05 sehen«, sagte sie. »Drei Minuten später war sie weg. Einfach so.«
»Leute verschwinden nicht einfach so.«
»Stimmt. Also, was ist zwischen 18:23 und 18:26 passiert? Von sechs laufenden Videokameras muss doch eine irgendetwas aufgenommen haben.« Während sie das sagte, überkam Diana vor Aufregung eine Gänsehaut. Irgendwo in diesen Filmen mussten Hinweise versteckt sein. Es musste so sein.
Diana verteilte die Filme der sechs Kameras über alle Monitore. Dann hielt sie jeden einzelnen bei 18:23:05 an. Das war der Zeitpunkt, an dem Ashley zuletzt zu sehen gewesen war. Jede Kamera hatte ein anderes Blickfeld eingefangen, und auf einem davon stand Ashley auf dem Platz, wandte der Kamera den Rücken zu und hielt ihr Handy hoch.
Diana startete die Videos, alle auf die Sekunde genau synchronisiert und alle mit derselben langsamen Geschwindigkeit. Ashley stand reglos da, den Arm zum Gruß erhoben. Die Kamera machte einen Schwenk von ihr weg zu einer Frau mit einem Zwillingsbuggy, die stehen blieb, um sich alles anzusehen. Zur selben Zeit war eine andere Kamera auf einen verblüfft dreinschauenden Polizisten gerichtet. Wieder eine andere hielt auf den Superman-Dummy, der in dem Hotelfenster auftauchte und zum Flug ansetzte. Das Panoramavideo, das von dem Bürofenster aus gemacht worden war, zeigte die Fußgänger auf dem Copley Square, die fast alle stehen geblieben waren und mit den Blicken gebannt dem Dummy folgten, der über ihre Köpfe hinwegschwebte.
»Da!« Diana zeigte auf zwei Gestalten, die sich vom Platz entfernten, die einzigen, die sich bewegten. Sie hielt das Video an.
Von oben konnte sie die Gesichter nicht erkennen, und der Mann schirmte die andere Person mit seinem Körper ab. Genaueres war schwer auszumachen, aber es hatte den Anschein, als trüge der Mann eine Baseballkappe und hätte den Arm um eine kleinere Person gelegt.
Diana ließ das Video noch einmal in Zeitlupe laufen, und sie sahen zu, wie das Paar auf den Bürgersteig zuging.
»O neiiin!«, heulte Diana auf, als die Kamera für eine Nahaufnahme zum Dummy schwenkte, der sich an der Dachspitze des Informationskiosks verfangen hatte. Diese Unterbrechung war die perfekte Deckung.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Dummy wieder frei und schließlich noch eine letzte Totale über den Copley Square zu sehen war.
Aber da waren der Mann und seine Begleitung schon verschwunden. Der Zeitstempel zeigte 18:26:15 an.
»Wo sind die verdammt noch mal hin?«, flüsterte Pam.
Inzwischen war es Nachmittag, und Eddi brauchte den Schneideraum. Nachdem er Diana und Pam das Versprechen abgenommen hatte, dass sie keine Kopien machen oder Clips aus den Videos verbreiten würden, überließ er ihnen eine DVD mit dem Material aller sechs Kameras. Diana musste irgendwie alle Bruchstücke, die sie hatte, zu einem Ganzen zusammenfügen und den Weg ermitteln, den Ashley möglicherweise genommen hatte. Aber wie? Erst auf dem Rückweg zum Wagen, als Diana sich abmühte, mit Pams Rollstuhl Schritt zu halten, kam ihr eine Idee. Zunächst einmal brauchte sie eine möglichst maßstabsgetreue Kopie des Copley Square in OtherWorld .
Sobald sie wieder in Pams Wohnung waren, loggte sich Diana in OtherWorld ein und suchte nach einer möglichst genauen Nachbildung der Innenstadt von Boston. Inzwischen lud Pam das digitale Filmmaterial von dem Flashmob auf ihren Server.
Diana gab für einen virtuellen Copley Square Koordinaten ein, von denen sie wusste, dass bereits viele Besucher dort gewesen
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