Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
riesigen Steuerpult. Eddie erklärte ihnen, was sie wissen mussten, um die Anlage bedienen zu können, und überließ die beiden sich selbst.
Es gab sechs Video-Dateien. Die erste zeigte Eddie, wie er mit der DIRECTOR -Kappe auf dem Kopf auf den Stufen vor der Bibliothek stand und sich über ein Megafon an die Menge wandte. Die Kamera blieb auf ihn gerichtet. Diana ließ den Film jedes Mal mit halber Geschwindigkeit laufen, sobald die Kamera auf die Menschenmenge gerichtet wurde.
Ein paar Minuten später kam eine Stelle, an der Diana glaubte, Ashley gesehen zu haben. Sie stoppte das Video und fuhr es zurück. Ganz sicher, da war sie! Sie stand hinten in der Menge und hörte den Anweisungen zu.
Diana ließ das Video noch einmal laufen, dieses Mal noch langsamer. Die Kamera zeigte Ashley, wie sie sich umsah, in die Menge trat und in ihr verschwand. Diana ließ das Video erneut zurücklaufen und fror den Bildschirm an einer Stelle ein, an der Ashleys Gesicht zu sehen war, wie sie über die Schulter in Richtung Kamera sah. Sie zoomte den Ausschnitt näher heran.
»Ein wenig verschwommen, aber wie würdest du ihren Gesichtsausdruck deuten?«, fragte Pam.
»Als wäre sie …« Diana suchte nach dem richtigen Wort.
»Ziemlich angefressen?«
»Genau. Und ich vermute, dass sie Aaron gesehen hat, den Typen, den sie gerade in die Wüste geschickt hatte.« Aber wo war der andere Mann, den Aaron mit Ashley reden gesehen haben wollte?
Diana nahm sich einen Stift und zog ein Blatt Papier aus dem Papierkorb. Auf die Rückseite kritzelte sie eine grobe Skizze des Copley Square und der Umgebung. Sie setzte ein A an die Stelle, an der Ashley stand, und dazu 18:03:25, die Zeit, die auf dem Video angezeigt war.
Anschließend drückte sie wieder auf Start. Bis auf die kurzen Schwenks, die die Kamera machte, um den Zwischenfall, als sich Superman an der Dachspitze verfangen hatte, und das Ausrollen des Banners am Ende der Veranstaltung einzufangen, blieb sie die ganze Zeit auf den Mann mit dem Megafon gerichtet.
In dem ganzen Video war Ashley nur einmal zu sehen. Diana hoffte inständig, dass die anderen mehr bieten würden.
Die Aufnahmen der zweiten Kamera waren vom Dach des Hauses aus gemacht worden, in dem sie sich gerade befanden. Der ganze Platz war in der Totalen zu sehen, die Menschen darauf winzig klein und ununterscheidbar. Schließlich fuhr die Kamera langsam nach vorn in die Menge hinein. Da, das könnte Ashley sein! Und da noch mal. Beide Male nicht weit von der Stelle entfernt, an der Diana sie zuvor schon entdeckt hatte. Diana notierte weitere »A«s und die Uhrzeiten dazu.
Das Material aus der dritten Kamera lieferte nichts Neues. Die vierte Kamera konzentrierte sich auf die Reaktionen von Passanten. Erneut sah Diana die rote Mütze. Ashley drehte der Kamera den Rücken zu und reckte den Arm in die Luft. Diana notierte ein weiteres »A« mit einer neuen Uhrzeit in ihre Karte. Die Kamera mäanderte durch die Menge, wobei das Augenmerk desjenigen, der sie führte, einer jungen Frau zu gelten schien, aus deren tief ausgeschnittenem Top eine üppige Oberweite quoll, als sie das Handy zum Gruß in Richtung Hotel hochhielt.
Auch die fünfte Kamera fing die Ereignisse vom Bürgersteig aus ein. Von dieser Kamera war Ashley aufgenommen worden, als sie die Straße überquerte, von der Bibliothek rüber zum Platz, und später mitten in der Menge, als Superman über die Massen schwebte.
Die sechste Datei war um einiges kleiner als die anderen. Das Material war ganze fünf Minuten lang und vom Bürofenster von Spontaneous Combustion aus aufgenommen worden. Es begann um 6:53 Uhr am nächsten Morgen und zeigte einen grauen, verlassenen Copley Square mit einem einzelnen Fußgänger, der langsam vor sich hin schlenderte. Nur wenige Autos waren unterwegs, viele noch mit eingeschalteten Scheinwerfern.
Diana lehnte sich zurück. Zu dem Zeitpunkt war Ashley bereits verschwunden, abgetaucht, wie Jake es formuliert hätte.
»Sieh mal da!«, rief Pam. Sie deutete auf eine Gestalt, die sich am Brunnenrand niedergelassen hatte.
Diana blinzelte. Sie wusste nicht genau, was sie dort sah. Sie hielt das Video an und zoomte näher heran. Neben dem Brunnen an der Copley Church saß eine obdachlose Frau, in eine Decke gehüllt und mit einer Karre, die mit Kleidern vollgestopft war. Auf dem Kopf trug sie eine rote Mütze.
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D as sieht doch eindeutig nach der Mütze aus, die deine Schwester trug«, sagte Pam, nachdem Diana den Ausschnitt
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